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Album

Zu viel des Guten

Von: Rita Angelone

22. Oktober 2019

Mit einer Familie ist man dauernd am Umbauen. Seit unserer grossen Renovation im Erdgeschoss vor sieben Jahren haben wir auch das Obergeschoss schon mehrere Male aufgepimpt. Dies, weil sich keine anderen Räume in einem Haus so rasch wandeln wie Kinderzimmer. Innerhalb der 20 Jahre zwischen Säuglings- und Erwachsenenalter verändern sich die Bedürfnisse rasant, und entsprechend muss man umdisponieren. Doch es gab auch ein anderes Motiv: Nach dem Umbau hielten sich die Jungs plötzlich vermehrt im schönen neuen Wohnraum auf. Was herzallerliebst tönt, war aber auch Nährboden für Konflikte. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, haben wir im oberen Stock in den letzten Jahren Schritt für Schritt gemütliche Wohlfühloasen geschaffen und diesen während der Herbstferien mit einem neuen Farbanstrich den letzten Schliff verleiht. Auf dass wir die Jungs noch häufiger und einfacher in ihre Zimmer «umleiten» können.

Wenn Sie dies gemein finden: Kinderzimmer sind eh eine relativ junge Entwicklung der Neuzeit. Vor dem 18. Jahrhundert waren der Dachboden oder das allgemeine Schlafzimmer der Schlafplatz für die Kinder. Damals nahm man keine Rücksicht auf das Spiel- und Wohnbedürfnis der Kleinen. Als die Kinderzimmer kamen, hiessen sie Kinderstube, weil die Kinder nicht nur darin schliefen, sondern auch spielten und «wohnten». Kindern war es nicht erlaubt, sich im Wohn- zimmer aufzuhalten, geschweige denn, darin zu spielen. Die «gute Stube» durfte nur an Sonn- und Feiertagen betreten werden, um die Einrichtung zu schonen. Ganz so gemein sind wir im Vergleich dazu nicht. Im Gegenteil.

Die obere Etage und insbesondere die Kinderzimmer, die sich unterdessen zu coolen Jugendzimmern verwandelt haben, sind nun so einladend, dass sie regelrecht zur Fluchtburg der Jungs geworden sind. Im EG sehe ich sie jetzt nur noch, wenn sie Hunger haben oder Fernsehen wollen. Ganz so viel Freiraum wollten wir nun auch wieder nicht ...

Blog: www.dieangelones.ch

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