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Zurück an den Herd
Von: Rita Angelone
Es wurde viel darüber geschrieben in letzter Zeit: Frauen würden in der Berufswelt immer noch diskriminiert, das klassische Ernährermodell – der Mann verdient das Geld, die Frau steigt aus dem Job aus – setze sich wieder vermehrt durch, das Vereinbarkeitsmodell funktioniere nicht und das Wichtigste: Mütter schafften den Spagat zwischen Familie und Beruf nicht mehr, sie wollten ihn auch gar nicht mehr schaffen. Deshalb kehrten sie immer öfter ihrem Beruf den Rücken und würden wieder Vollzeit-Mamis.
Ich habs auch getan. Ja, Sie lesen richtig: Ich habe meinen Job, also meinen «richtigen» Job, den ich zusätzlich zum Mutter- und Hausfrausein ausübte, an den Nagel gehängt. Weshalb? Wollen Sie hören, dass ich diskriminiert wurde, dass es keine Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf gibt, dass ich den Spagat nicht schaffte oder dass ich ohnehin nie wirklich arbeiten wollte.
Nichts von dem kann ich als Grund ins Feld führen. Oder vielleicht doch von allem ein bisschen? Ich kann Ihnen nicht schlüssig erklären, was letztlich den Ausschlag für diesen Entscheid gegeben hat, weil ich es selbst nicht ganz genau weiss. Was ich aber weiss, ist Folgendes: Wenn ich mich vor sieben Jahren noch so freute, zwei, drei Tage die Woche die Familie hinter mir lassen zu können, so freue ich mich heute auf jede Minute, die ich noch mit meinen immer schneller wachsenden Buben verbringen kann. Was im Übrigen nicht automatisch heisst, dass ich – Sie kennen mich ja – vollständig zurück an den Herd kehren und «nur» noch Hausfrau und Mutter sein werde. Sie dürfen also gespannt sein, was sich hinter dem «nur» so alles verbirgt. Doch zuerst heisst es: den Ferienbeginn und meine Auszeit in vollen Zügen geniessen!
Rita Angelone (47) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.
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Leserkommentare
petra kreis - Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Die Kinder wachsen so schnell und mit dem Schulsystem wird es dir nie langweilig
Nadja W. - Ich bewundere Deinen Mut!! Mir geht es seit ca 2 Jahren auch so....früher war ich froh um die 2-3 Tage auszeit und jetzt würd ich am liebsten zu Hause bleiben und "nur" Hausfrau sein. Einfach eine Auszeit geniesses und voll für meinen Sohn da zu
mehr anzeigen ... sein. Finanziell ist das leider nicht möglich oder nur sehr schwer......hey geniess es und ich bin gespannt was da noch kommt
Nicole Bertsch - Und die Väter? Warum redet niemand von ihnen? Ich finde es wichtig, dass sie auch am Alltag der Kinder teilnehmen können. Wenn die Väter mithelfen, den Familienalltag zu bewältigen und eben diesen Spagat auch machen, dann können ihn auch die Frauen leichter
mehr anzeigen ... machen. Mein Mann liesse sich von mir seinen Papitag nicht wegnehmen.(Auch) deswegen arbeite ich.
Rita Angelone - Liebe Nicole, dieses eine Mal geht es aber nicht um die Väter. Es geht nur um MICH und MEINEN Entscheid. Das Familienoberhaupt hat damit nichts zu tun - im Gegenteil: Er hat mich immer - wie in allen Dingen - wunderbar und beherzt unterstützt, DASS ich beides
mehr anzeigen ... machen konnte bisher. Aber ICH WILL nicht mehr beides machen. Ich will nur noch das eine machen, voll und ganz, ohne Einbussen, ohne Stress, ohne nichts. Darum geht es. Papitage tun in meinem persönlichen Fall nichts zur Sache. Die haben wir jeden Tag, weil das FOH im Familienleben genauso integriert ist wie ich, wenn nicht sogar noch mehr
Nicole Bertsch - Es geht in Diskussionen beim Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" eben eigentlich NIE um die Väter. Es sind immer Mütter, die sagen, dass sie den Spagat nicht schaffen würden - oftmals (ich sage nicht, dass es bei euch so ist.....) weil
mehr anzeigen ... die Mütter neben dem Job eben auch noch die ganze Familie managen. Es sind immer Mütter, die ein schlechtes Gewissen haben. Es sind fast immer auch die Mütter, die zuhause beim kranken Kind bleiben obwohl die Väter auch Anspruch drauf hätten. Dass es so beruflich oft schwierig ist für die Mütter - das erscheint mir logisch.
Und ich meinte mit "Papitag" einen ganzen Tag mitsamt allen Schönheiten und auch Pflichten eines Alltags - und den würde ich meinem Mann ja wegnehmen, wenn ich nicht mehr arbeiten gehen wollte. Das alleine wäre für mich schon Grund genug, das nie zu tun.