Brasserie Nestor

Vorspeise: Weissweinsuppe, Raclette du Valais.

Hauptgang: Waldpilz Risotto, Hörnli mit Gehacktem.

Getränke: 2 Nestroni, 2 dl Lavaux Terasses, 5 dl Mont sur Rolle, 2 Espresso, Wasser.

Rechnung: 150 Franken (2 Personen)

Bewertung: Die 50er-Jahre, das war die Ära, in der Damen in Petticoats und High Heels den Schmorbraten für die Familie in den neuen Hochglanz-Ofen schoben. Das erzähle ich jedenfalls meinem Begleiter, der zwar angesichts der grossartigen 50er-Jahre- Architektur des Nestors ins Schwärmen gerät, mit meiner Geschichte aber nicht viel anzufangen weiss. «Ich bin ja schliesslich ein Feminist. Und ich bin stolz darauf. Die 50er sind purstes Mittelalter», meint er. Ich lache darüber hinweg. Schliesslich sind wir wegen des Essens hier, also wegen des Genusses, und nicht wegen spröder Debatten. Denn dieser Pavillon an der Badenerstrasse, Baujahr 1952, ist nicht nur eine architektonische Neuentdeckung, sondern auch eine kulinarische. Es sind unaufgeregte, aber umso delikater zubereitete Brasseriegerichte, mit denen die Karte aufwartet. Sie sind bodenständig, man könnte auch sagen auf eine überaus angenehme Art konservativ, wie mein kleines Raclette zur Vorspeise und die wirklich sensationellen Hörnli mit Gehacktem. Mein Begleiter wählt mit der wunderbar würzigen Weissweinsuppe und dem Waldpilz Risotto das etwas gediegenere Menü. Besonders das Risotto überzeugt. Der Reis hat die perfekt bissige Konsistenz, die untergemischten Trauben und Nüsse sorgen für ein noch herbstlicheres Erlebnis. Die Hauptspeisen, auch das eine Referenz an die 50er, werden in richtig grossen Portionen serviert. Das ist ja etwas, das der Gast heute in Zürich eher selten erlebt. In den 50ern jedenfalls konnte nach den entbehrungsreichen Jahren des Kriegs nicht genug auf den Teller kommen, man schaute progressiv vorwärts, optimistisch. Ich sage es meinem Begleiter. Er lacht mich aus.

Brasserie Nestor Badenerstrasse 457, 8003 Zürich Tel. 044 493 10 10

www.brasserienestor.ch

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