Gut zu wissen

Historische Aufnahme aus dem Jubiläumsband von B. Ruckstuhl, E. Ryter: "Beraten, bewegen, bewirken - Zürcher Frauenzentrale 1914 - 2014". Chronos-Verlag, 38 Franken. Bild: PD
100 Jahre Zürcher Frauenzentrale
Von: Isabella Seemann
1914 waren bürgerliche Frauen der Frauenbewegung wegweisend.
Der Beginn des Ersten Weltkriegs rief nicht nur die Männer an die Grenze, es galt auch, die Hilfsbereitschaft der Frauen in geordnete Bahnen zu lenken. Am 3. August 1914 appellierte der Bund Schweizerischer Frauenverbände, sich zusammenzuschliessen, denn mit der Mobilmachung sei «der Augenblick für die Frauen gekommen, ihre Besonnenheit und Tüchtigkeit in ernster Zeit zu beweisen und ihre Kräfte für das Vaterland einzusetzen».
So trafen sich 50 Vertreterinnen verschiedenster Zürcher Frauengruppen, darunter Klara Honegger und Emmy Rudolph-Schwarzenbach, um die «Zentralstelle Frauenhilfe» zu gründen, aus der die Frauenzentrale Zürich hervorging. Ihre Aufgabe war es, im Krieg den zahlungsunfähig gewordenen Frauen der Soldaten zu helfen und ihnen Heimarbeit zu vermitteln, um den Erwerbsausfall des Mannes zu kompensieren. Die Frauenzentrale organisierte Volksspeisungen, Kurse im Gemüseanbau und für sparsames Kochen. Die Frauenrechtlerinnen positionierten sich bürgerlich und traten mit politischen Forderungen zu Arbeit und Bildung an die Öffentlichkeit.
In den nächsten Jahrzehnten wuchs die Frauenbewegung an. Das Verhältnis zu sozialistischen Gruppierungen war jedoch von unüberbrückbaren Differenzen geprägt. Wegen entgegengesetzter Auffassungen zur Emanzipation kam es nur punktuell zur Zusammenarbeit, auch wenn sie sich für die gleichen Anliegen engagierten wie das Frauenstimmrecht oder die Fristenregelung. Statt auf schrille Provokationen setzten die gemässigten bürgerlichen Frauen auf eine Emanzipation durch die langsame Stärkung des weiblichen Kultureinflusses. Mit dieser Strategie hat die Frauenzentrale im Gegensatz zu radikalen Bewegungen bis heute überlebt.
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