Gut zu wissen
Blubbernde Grüsse aus Zürich
Von: Jan Strobel
Hirsebreifahrt: Morgen Mittwoch nehmen die Limmatschiffer wieder ihren traditionellen Weg nach Strassburg auf.
Von den Zürcher Traditionsanlässen ist die Hirsebreifahrt von Zürich nach Strassburg gewissermassen der europäischste. Hier bleiben die Zürcher nicht in wohligem Lokalkolorit unter sich, es findet vielmehr ein direkter Austausch über die Landesgrenze statt. Mit Sicherheit ist es der poetischste Anlass: Die Holzschiffe mit den Fahnen und den Kostümen der Besatzung geben auf ihrem Weg über Limmat, Aare, Reuss, Rhein und Ill ein lebendiges, pittoreskes Historienbild ab.
Ihre Wurzeln hat die Hirsebreifahrt im Jahr 1456. Damals befand sich Zürich in einem Bündnis mit Strassburg. Als in der befreundeten Stadt am Rhein ein grosses Schützenfest abgehalten wurde, entsandte auch Zürich eine Delegation auf dem Wasserweg. Die Limmatschiffer liessen dazu einen Hirsebrei kochen, stellten den Kessel mitschiffs auf ein Brett und deckten ihn mit Stroh und Tüchern zu. In nur einem Tag erreichten sie Strassburg, damals eine aufsehenerregende Rekordleistung. Als der Hirsebrei den Strassburgern schliesslich übergeben wurde, blubberte er noch warm in seinem Kessel vor sich hin. Die Geschichte um den warmen Hirsebrei hatte aber noch eine ganz andere Bedeutung: Die Zürcher wollten damit beweisen, dass sie im Ernstfall der verbündeten Stadt trotz der Entfernung rechtzeitig zu Hilfe kommen konnten.
Nicht immer allerdings kamen die Strassburger in den Genuss des Zürcher Hirsebreis. 1917, während des Ersten Weltkriegs, blieb das Spektakel natürlich aus. Die Strassburger halfen sich kurzerhand selbst, indem sie den Anlass einfach nachstellten und ihn auf Film festhielten.
www.hirsebreifahrt.ch
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