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Gut zu wissen

Kernphysiker Felix Bloch. Bild: PD

Der Pazifist, der an der Uranbombe baute

Von: Isabella Seemann

30. November 2015

Felix Bloch: Er ist der einzige gebürtige Zürcher Nobelpreisträger.

Er ist noch keine neun, als er von Sarajevo hört. Von da an liest er täglich die NZZ. In seinem Bubenzimmer an der Freigutstrasse hängt er eine Weltkarte auf und markiert die Schlachtfelder mit Stecknadeln. Er führt Statistiken über die Toten, aber nie gelingt es ihm, hinter dem Morden einen Sinn zu erkennen. Am Gymna­sium Rämibühl wird der Sohn ­eines jüdisch-mährischen Getreidehändlers von Mitschülern und Lehrern geplagt. Die Schwester stirbt an einer Blutvergiftung. Er verfällt in Schwermut. Sich selbst zum Trost spielt er stundenlang Klavier.

Fast 40 Jahre später, im Jahr 1952, wird Felix Bloch an seiner Bankettrede zur Nobelpreisverleihung sagen: «Was auch immer wir in unseren späteren Jahren erreichen konnten, hat seinen Ursprung in den Erfahrungen der Jugend.» Und er rät den Studenten, nicht dem Druck der Sachzwänge nachzugeben. Nach einem Praktikum in einer Eisengiesserei, schmeisst Felix Bloch gegen den Willen des Vaters das Maschinenbaustudium hin und wechselt an der ETH zur Physik. Für seine Doktorarbeit und Habilitation folgt er den Besten seines Fachs durch Europa. Jäh durchkreuzt die Machtergreifung der Nationalsozialisten seine Pläne. Er verlässt Deutschland Richtung Kalifornien, wo er sich fortan der Kernphysik widmet. Als bekennender Pazifist wirkt er während des 2. Weltkriegs in Los Alamos am «Manhattan-Project», dem Bau der Uranbombe, mit. Nach Kriegsende weist Bloch die magnetische Kernspinresonanz nach und erhält dafür den Nobelpreis. Mit der Schweiz bleibt er stets ver-bunden, 1954 wird er zum ersten Generaldirektor des Cern ­ernannt. Sein Name ist auch im Gespräch, als die ETH einen neuen Rektor sucht, doch wird er intern wegen seines guten Aussehens als «Filmstar» abqualifiziert. 1983 stirbt der «bedeutendste Forscher, der unser Land je hervorgebracht hat» in Zollikon.

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