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Gut zu wissen

Russische Eier waren in den Zürcher Restaurants Ende der 50er-Jahre äusserst beliebt, heute sind sie von fast allen Speisekarten verschwunden. Bild: mamas-rezepte.de

Die magische Eierspeise

Von: Sacha Beuth

02. Juli 2019

In der neuen Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leser Robert Egli (78) aus dem Kreis 1 an «Russische Eier».

«Ich lebe im Kreis 1 und bin dort auch aufgewachsen. Als Kind gingen wir nur selten auswärts essen, demzufolge war damals, Ende der 1950er-Jahre, jeder Restaurantbesuch ein Erlebnis. Wenn wir dann die Speisekarte studierten, fiel meine Wahl oft auf «Russische Eier, garniert».

Allein schon das Wort Russland hatte etwas Magisches an sich, war es damals doch oft wegen des Kalten Kriegs Gesprächsthema der Erwachsenen. Ein Land mit vielen Geheimnissen. Und nun diese Eier, die auf Anhieb gar nicht zu sehen sind; mit weisser Sauce überzogene Hügelchen, meist sternförmig um einen anderen Hügel angeordnet, den meine Mutter als russischen Salat bezeichnete, was mir durchaus glaubwürdig erschien, mein Vater jedoch vehement als hundsgewöhnlichen italienischen abtat. Was war nun dieses köstliche Gemisch aus Erbsli, Rüebli und weiteren Gemüsewürfeln an Mayonnaise wirklich? Dass das Ganze rundherum mit feinen Salamirädchen garniert war, machte die Geschichte noch merkwürdiger, waren doch diese eindeutig Italien zuzuordnen. Dem grossartigen Geschmackserlebnis jedenfalls tat das keinerlei Abbruch. Die besten gab es in jenen Jahren im Café Fröschgraben an der Bahnhofstrasse. Und auch die im Restaurant Drahtschmiedli beim heutigen Dynamo. Später wurden Russische Eier auch gerne mit Pommes frites gegessen, als diese aufkamen, bis sie irgendwann von der Speisekarte verschwanden.»

Das «Tagblatt» bedankt sich bei Robert Egli für seinen Beitrag mit einem original «Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie.

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