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Gut zu wissen

Vor 126 Jahren kauften die Obwaldner Familien Ambiel, Amstalden, Bannwart und Wolff Landgüter in Brasilien und begründeten damit die Kolonie Helvetia. Bild: PD

Gastkanton Obwalden: Eine Kolonie in Brasilien

Von: Isabella Seemann

22. April 2014

Bittere Armut trieb Obwaldner Mitte des 19. Jahrhunderts nach Brasilien.

Die Lage in Obwalden war hoffnungslos: Massenarmut und Hungersnöte prägten den Alltag, der Boden reichte nicht, um die grosse Kinderschar zu ernähren. Um dem Elend zu entfliehen, hatten Bauern der Schwendi, aus Alpnach, Giswil, Sachseln und Sarnen nur noch ein Ziel vor Augen: auswandern nach Brasilien, dem Land der Hoffnung. Dort wurden aufgrund der Aufhebung der Sklaverei neue Arbeitskräfte für die Kaffeeplantagen gesucht. So betraten im Juli 1854 26 Obwaldner Familien brasilianischen Boden. Sie hatten eine 62-tägige Seereise per Segelschiff von Hamburg nach Santos hinter sich. Anschliessend setzten sie die Reise zu Fuss und per Maulesel etwa 200 Kilometer landeinwärts bis in die Gegend der Stadt Campinas fort. Dort mussten sie unter Lebens- und Arbeitsbedingungen, wie sie auch für die Sklaven aus ­Afrika gegolten haben, ihre Reise ­abzahlen, indem sie auf den Kaffeeplantagen ihres Gutsherrn schufteten. Dennoch priesen die Schweizer ihre neue Heimat. Beeinflusst durch die brieflichen Kontakte zwischen Brasilien und dem Alten Kontinent, entschieden sich um 1880 weitere 35 Obwaldner Familien, nach Brasilien auszuwandern. Am 14. April 1888 kauften ein paar Familien zusammen ein 1125 Hektaren grosses Landstück im Innern des Staates São Paulo. Der Kauf weiterer Landstücke folgte, und so entstand mit der Zeit eine Schweizer Kolonie, die Helvetia genannt wurde.

Längst haben sich die Nachkommen in den Städten ringsherum niedergelassen, aber Helvetia ist eine Art kulturelles Zentrum geblieben, ebenso hielt sich das Bewusstsein, von Einwanderern aus Obwalden abzustammen.   

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