Gut zu wissen

Mehrzweckutensil: Mit dem Teppichklopfer wurden früher nicht nur Teppiche, sondern gelegentlich auch «Füdli» geklopft. Bild: Margrit Züger
Klopfer für Vorder- und Rückseite
Von: Sacha Beuth
In der Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leserin Margrit Züger (69) aus Altstetten an den Teppichklopfer.
«Ich war etwa vier Jahre alt, als der Teppichklopfer in meine Welt gelangte. Allerdings nicht wegen seiner eigentlichen Bestimmung, sondern als ‹Erziehungsinstrument›. Meine Nachbarskinder hatten irgendetwas ausgefressen und bekamen mit dem Teppichklopfer den Hintern versohlt, weshalb ich das Utensil erst auch «Füdliklopfer» nannte. In den Genuss desselben kam ich persönlich nie, da meine Eltern glücklicherweise gegen Körperstrafen waren. Dafür hatte ich später, während meines Haushaltslehrjahres in der Romandie als 16-Jährige, das zweifelhafte Vergnügen, mindestens einmal pro Woche die Fussabtreter vor der Wohnung meiner Gastfamilie auszuklopfen. Eine ziemlich schweisstreibende Arbeit.
Auch erinnere ich mich noch, dass es damals in der Schweiz und somit auch in Zürich üblich war, im Winter seine Perserteppiche (echte und weniger echte) auszuklopfen. Dafür brauchte es allerdings trockenen Schnee. Der Teppich wurde erst trocken ausgeklopft, dann mit der Oberseite auf eine saubere Schneefläche gelegt, worauf ein Teil des Schnees in den Teppich eindrang und Dreckpartikel aufsog. Nun wurde der Teppich auf eine Stange gehängt und der Schnee zusammen mit dem Dreck ausgeklopft.
Selbst benutze ich Teppichklopfer schon lange nicht mehr, weil Staubsauger deren Aufgabe mindestens so gut erledigen. Auch habe ich an meinem Wohnort in Altstetten keine Teppichstangen mehr vor dem Haus. Aber als Andenken habe ich mir ein Exemplar aufbewahrt.»
Das «Tagblatt» bedankt sich bei Margrit Züger für ihren Beitrag mit einem original «Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie.
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