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Gut zu wissen

Verzweifelter Aufruf: Ein Inserat im "Tagblatt" zu Kriegsbeginn 1914. Bilder: JS

"Ruhe ist des Bürgers Pflicht!"

Von: Jan Strobel

08. Juli 2014

1. Weltkrieg: Wie berichtete das "Tagblatt" über den Kriegsausbruch 1914? Teil 2 unserer Serie.

Wenige Tage bevor die Welt in den Abgrund stürzte, flackerte im «Tagblatt» ein letztes Mal diese Zukunftseuphorie auf, welche die Belle ­Epoque ausgezeichnet hatte. Noch im Juli 1914 feierte ein Inserat den «sensationellen, amerikanischen Original-Vacuum-Waschapparat, ein «kleines Wunder», das die Zürcherinnen bei einem Probewaschen gleich selbst ausprobieren konnten. Immer neue technische Errungenschaften versprachen eine nie gekannte Freiheit. Und noch galt das Attentat in Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger vom 28. Juni für viele als vernachlässigbares ­Ereignis in einer fernen Balkanprovinz.

Mit dem Kriegsausbruch am 1. August und der Mobilmachung zwei Tage später erfasste die Bevölkerung Panik. Die Hamsterkäufe veranlassten Ladenbesitzer zu verzweifelten Aufrufen im «Tagblatt». «Ruhe ist des Bürgers Pflicht!», liess zum Beispiel das Kolonialwarengeschäft E. Osswald verlauten. Auch der Lebensmittelhändler W. Simon, Neugasse 11, sah sich «infolge des nicht vorauszusehenden Andrangs» gezwungen, die Abgabe von Lebensmitteln einzuschränken.

Aber natürlich gab es auch diejenigen, welche die Situation geschäftstüchtig für sich zu nutzen verstanden. Für den übereilt gekauften  «Kriegs-Proviant» bot ein Geschäft im Seefeld praktische Blechkästen an. Für die einrückenden Soldaten empfahl das Sporthaus Fritsch & Cie. «Ärmel-Westen aus japanischem Papier». Ein Renner war bald auch der Verkauf von Kriegsschauplatzkarten. Und für die Damen gab es jetzt statt Probewaschen mit dem technischen Wunder einen Einmachkurs. 

 

 

Lesen Sie hier auch Teil 1 unserer Serie

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