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Gut zu wissen

Dieses Plakat der Jeansmarke Rifle wurde in Zürich verboten. Bild: PD

Wer hat Angst vor dem nackten Po?

Von: Jan Strobel

08. Februar 2012

Im Februar 1982 sorgte ein Plakat mit entblösstem Hintern in Zürich für Aufregung.

Die alten Griechen waren bekanntlich keine Kinder der Traurigkeit. Die Sinnlichkeit des weiblichen Körpers meisselten sie ganz ungeniert in Marmor. Und so präsentierte Aphrodite Kallipygos, die «prachthintrige» Liebesgöttin, dem Betrachter ihr pfirsichrundes Gesäss. Dass davon eine Gefahr für die öffentliche Moral ausgehen könnte, wäre den Schöngeistern kaum in den Sinn gekommen.

In Zürich allerdings war man im Februar 1982 davon überzeugt. Damals sorgte ein Plakat des Werbers Peter Marti für Empörung. Es warb für Jeans der Marke Rifle, mit einem entblössten Po. Für die Sittenwächter war das eindeutig zu viel. Auch die Gewerbepolizei und der Polizeichef sahen das so. Das Plakat musste verschwinden.

Das Verbot polarisierte, und natürlich griffen die Boulevardmedien das Thema dankbar auf. Der Polizeichef, so ihr Vorwurf, wolle Zürich vom Sex säubern. Dabei ging es ihm nach eigenen Angaben auch um die Würde der Frau. Als die Plakate schliesslich abgehängt waren, atmete man beim «Blick» auf: «Zürich ist wieder sauber: Po-Plakat ersetzt».

Das Zürcher Plakatverbot könnte man als überzogene Prüderie aus den frühen 80ern abtun. Dass Hintern in der Werbung auch heute gefährlich sind, mussten allerdings die Grünen in Deutschland erfahren. 2009 warben sie in Nordrhein-Westfalen mit einem Plakat, auf dem zwei weisse Hände lustvoll einen schwarzen Po umklammern. Dazu die Aufschrift: «Der einzige Grund, Schwarz zu wählen.» Der Vorwurf des Sexismus und Rassismus war der Partei sicher. Die Grünen verliess der Mut vor der eigenen Courage – sie hängten die Plakate etwas kleinlaut freiwillig wieder ab.

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