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Interview

Will auch am Donnerstagabend wieder Gold in den Händen halten: Boris Smiljanic, Juniorencoach bei GC. Bild: SB

«Alles andere als der Turniersieg ist nur ein Trostpflaster»

Von: Sacha Beuth

16. Mai 2017

Auf der Buchlern findet am 24. und 25. Mai wieder der Blue Stars/Fifa Youth Cup statt. Zur 79. Austragung des Juniorenturniers treten die Grasshoppers um Coach Boris Smiljanic als Titelverteidiger an. Der 41-Jährige nahm als Jugendlicher selbst am Turnier teil und hat ein klares Ziel: es erneut zu gewinnen.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Teilnahme am Blue Stars / FIFA Youth Cup?

Boris Smiljanic: Das war mit dem FC Wettingen. Gespielt wurde auf dem Letzigrund, und ich weiss noch, dass eine super Stimmung herrschte. Wir konnten spielerisch zwar gefallen, leider schlug sich dies nicht in den Resultaten nieder, sodass wir vor den Blue Stars Zweitletzte wurden. Damals war auch Manchester United mit Beckham und Scholes dabei, wobei wohl kaum einer ahnte, welche Karriere die beiden in der Folge hinlegen würden.

Welchen Stellenwert hat das Turnier für Sie und Ihr Team?

Auf der einen Seite ist es für uns eine grosse Ehre, dabei sein zu dürfen, und für die meisten Spieler wohl der Höhepunkt des Jahres. Auf der anderen Seite ist der Termin nicht ideal. In den meisten Juniorenligen läuft die entscheidende Phase der Meisterschaft. Im Kampf um Titel, Auf- oder Abstieg muss man aufpassen, dass man seine Kräfte nicht verpulvert.

Der Youth Cup war schon mal namhafter besetzt. Statt Barcelona, Bayern, Boca Juniors oder ManU spielen Mainz, Santa Fe und West Ham. Inwieweit hat dies Einfluss auf die Qualität des Turniers?

Auf dem Papier mag dies vielleicht den Eindruck machen. Aber Namen sind das eine, die Ausbildungsphilosophie das andere. In Deutschland ist Mainz neben Hoffenheim führend in der Juniorenausbildung – weit vor Bayern München. Und in England ist West Ham in dieser Beziehung die Nummer eins. Die beiden Teams sind folglich mindestens gleich oder gar höher einzustufen als ihre gleichaltrigen Kollegen von Bayern oder ManU.

GC tritt als Titelverteidiger an. Vorteil oder Nachteil?

Ich sehe es eher als Vorteil. Einige meiner Spieler waren ja schon letztes Jahr beim Turniersieg dabei und nehmen entsprechend Selbstvertrauen mit. Andererseits ist man als Titelverteidiger automatisch Mitfavorit. Das erhöht den Reiz für die gegnerischen Teams, diesen zu schlagen. Allerdings glaube ich nicht, dass die Jungs von den Turnierneulingen Mainz oder Santa Fe wissen, wer letztes Jahr das Turnier gewonnen hat.

In Ihrer Gruppe treffen Sie auf Santa Fe, West Ham United, Olympique Lyon und Gastgeber FC Blue Stars. Wie sind diese Gegner einzuschätzen?

Lyon ist für mich der Favorit. Wenn ich nur schon sehe, mit welch riesigem Tross die hierherkommen, dann ist klar, dass sie die Sache sehr ernst nehmen. Mainz und West Ham sind ebenfalls sehr stark, sofern sie in Bestbesetzung antreten. Der grosse Unbekannte ist für mich Santa Fe und darum am schwersten einzuschätzen. Die Aussenseiterrolle haben die Blue Stars inne. Ich hoffe, dass sie wie im letzten Jahr trotzdem versuchen mitzuspielen – was ich ihnen hoch anrechne. Generell brauchen wir aber vor keinem Team Angst zu haben, zumal wir auch die Einzigen sind, die in der Meisterschaft schon gegen Männer spielen.

Wie wichtig ist ein positives Resultat im ersten Spiel?

Das Allerwichtigste. Ich kann nicht genug davor warnen, den Start auf die leichte Schulter zu nehmen. Es sind nur wenige Spiele bis zum Final. Darum muss man gleich zu Beginn Schwung aufnehmen.

Am Youth Cup werden immer wieder künftige Stars entdeckt. Guardiola, Beckham oder Xherdan Shaqiri zählen dazu. Welcher der heutigen Teilnehmer könnte in deren Fussstapfen treten?

Bei uns gibt es schon den einen oder anderen, der das Zeug dazu hat. Namen will ich aber keine nennen, sonst steigt das denen noch zu Kopf, wenn sie das «Tagblatt» lesen. Die Gegner kenne ich noch nicht so gut, als dass ich da jemanden hervorheben könnte.

Welches Ziel haben Sie sich für das Turnier gesetzt?

Das Turnier zu gewinnen. Alles andere ist nur Trostpflaster. Für mich als Trainer kommt noch hinzu, herauszufinden, wer von den hinzugezogenen U-18-Spielern nächste Saison in die U-21 nachgezogen werden kann und wie wir im internationalen Vergleich dastehen.

Blue Stars/FIFA Youth Cup in Zahlen

Im Jahr 1939 wurde in Zürich erstmals das Blue-Stars-Turnier für Juniorenteams auf dem Heiligfeld ausgetragen. Erster Sieger waren damals die Grasshoppers. Als 1991 die FIFA das Patronat übernahm, erhielt die Veranstaltung ihren heutigen Namen Blue Stars/FIFA Youth Cup. Die 79. Austragung findet am Mittwoch, 24. 5., (ab 15 Uhr) und Donnerstag, 25. 5. 2017, (ab 9.15 Uhr) auf der Sportanlage Buchlern in Altstetten statt. Die acht teilnehmenden U-21-Teams sind in zwei Gruppen aufgeteilt (Gruppe A: GC, Santa Fe, West Ham United, Olympique Lyon und FC Blue Stars; Gruppe B: FCZ, St. Gallen, Benfica Lissabon, RSC Anderlecht und Mainz 05). Die beiden Gruppensieger spielen anschliessend im Final um den Turniersieg, die beiden Gruppen­zweiten um Platz 3.

Spielplan, Tickets und weitere Infos: www.youthcup.ch

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