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Interview

Digital-Experte: Michael Wirz, Chef des Fachbereichs Kommunikation bei der Stadtpolizei Zürich, wechselt auf Anfang Oktober zur Stadtpolizei Winterthur. Bild: PD

Auf digitalem Weg näher zum Bürger

Von: Sacha Beuth

05. September 2017

Die Digitalisierung verändert auch die Polizeiarbeit. Für Michael Wirz (41), Chef Kommunikation Stadtpolizei Zürich, bringt diese Umstellung aber nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich.

«Polizeiarbeit in der digitalen Stadt» lautet das Thema, wenn sich am Freitag, 8. September, die Sicherheitsfachleute der Schweiz zum 15. Kongress zur urbanen Sicherheit im Technopark Zürich treffen. Dabei werden die diversen Gefahren, aber auch die positiven Aspekte erörtert, die sich im virtuellen öffentlichen Raum aus Sicht der Gesetzeshüter ergeben. Einer der Referenten ist Michael Wirz, Chef des Fachbereichs Kommunikation bei der Stadtpolizei Zürich.

Inwiefern hat die Digitalisierung die Polizeiarbeit verändert?

Michael Wirz: Sie hat unsere Arbeit auf verschiedenen Ebenen verändert. Einerseits haben Kriminelle neue Hilfsmittel für ihre Taten zur Verfügung, andererseits erleichtert die Digitalisierung aber auch die Kommunikation bzw. die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Behörden sowie mit den Bürgern. Beispielsweise können Beweismittel in digitaler Form vom Bürger eingereicht, Fingerabdrücke innert kürzester Zeit identifiziert, Fahndungsfotos oder Autonummern schneller abgeglichen werden.

Was bedeutet dies für das Know-how beziehungsweise die Ausbildung eines Polizisten?

Die Ansprüche sind gestiegen, die Polizeiausbildung wird entsprechend angepasst. Das findet im Moment vielerorts statt. Das Ziel sollte sein, dass jeder Polizist künftig ein Grundverständnis der digitalen Welt hat, die neuen Deliktsformen versteht und die digitalen Basics beherrscht, etwa den Umgang mit Social Media. Allerdings braucht das wie in anderen Branchen auch eine gewisse Zeit. Gerade bei Kollegen, die nicht in einem digitalen Umfeld aufgewachsen sind.

In welchen Bereichen wird es zur Bekämpfung der digitalen Kriminalität weiterhin Experten brauchen?

Immer dann, wenn es um komplexere Delikte bzw. weiter gehende Ermittlungen und Beweissicherungen geht. Wenn etwa zur Aufklärung eines Falls IP-Adressen benötigt werden oder man Datenträger auswerten muss.

Mit welchen Massnahmen kann die Polizei die Bevölkerung vor den alltäglichen Gefahren des Internets schützen?

Prävention ist hier klar die wichtigste Massnahme. Viele Leute gehen leichtsinnig mit ihren persönlichen Daten im Netz um. Zusammen mit anderen Sicherheitsbehörden, NGOs und der Industrie müssen wir darum etwa verstärkt auf die Wichtigkeit von sicheren Passwörtern oder die möglichen Auswirkungen bei der Bekanntgabe eigener Daten im Netz hinweisen. Durch Sensibilisierung der User lassen sich etwa Fälle von Phishing am ehesten vermeiden. Hinzu kommt die konsequente Verfolgung derartiger Delikte.

Wo besteht bei der Polizei, insbesondere der Stadtpolizei Zürich, noch Nachholbedarf?

Wir schöpfen noch nicht alle Möglichkeiten aus, mit elektronischen Mitteln die Nähe zum Bürger zu verstärken. Wir haben mit unseren iCops, unseren digital ansprechbaren Polizisten, gute Erfahrungen gemacht, dieses Prinzip der digitalen Vernetzung könnte man noch verstärken.

Wie sieht es bei einer derart nahen Vernetzung zwischen Polizei und Bürger mit der Datensicherheit aus?

Hundertprozentige Anonymität kann nicht gewährleistet werden, und gleichzeitig sind die Identitäten im Netz nicht überprüfbar. Das heisst, wir nehmen keine Anzeigen via Social Media entgegen. Die digitale Kommunikation senkt jedoch für die jüngere Bevölkerungsschicht die Zugangsschwelle. Es fällt vielen leichter, auf gewohntem Gebiet zu kommunizieren, als persönlich auf einem Polizeiposten vorbeizuschauen oder anzurufen. So gibt es beispielsweise für einfache Anzeigen das Onlineportal Suisse E-Police.

In der digitalen Welt gibt es eine Vielzahl an Kanälen. Über welche wird die Kommunikation zwischen Bürger und Polizei verlaufen?

Wir können nicht alles abdecken und konzentrieren uns zurzeit anhand der Nutzerzahlen und der Verbreitung auf Twitter, Facebook und Instagram. Wichtig ist, dass wir als Polizei auf allen Kanälen transparent und authentisch sind. Wir wollen so als vertrauensvolle Partner auftreten und auf Augenhöhe mit der Bevölkerung kommunizieren. Und genau das ist eine wichtige Voraussetzung für wirkungsvolle und bürgernahe Polizeiarbeit. Sowohl im Quartier als auch im Netz.

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