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Interview

Ein Frauentraum: Chippendale Billy Jeffrey. Bild: PD

"Bei den Zürcherinnen gehts richtig zur Sache"

Von: Jan Strobel

23. September 2014

Wenn vom 2. bis 4. Oktober ekstatisches Frauengekreisch aus dem Volkshaus dringt, wissen die Männer, was es geschlagen hat: Die Chippendales sind wieder in der Stadt. Mancher Zürcher begutachtet in solchen Momenten heimlich seinen Bierbauch, das schüttere Haar, vielleicht auch die eher schmale Brust und denkt sich: Wie machen die Kerle das bloss? Wir sprachen mit dem Chippendale Billy Jeffrey über seine Rolle als Sexsymbol und was für ihn eine sexy Frau ausmacht.

Tagblatt der Stadt Zürich: Billy Jeffrey, wie alt sind Sie eigentlich?

Billy Jeffrey: Ich rede prinzipiell nicht über mein Alter, weil es für einen Chippendale keine Rolle spielt. Ich bin eine zeitlose Figur für meine Fans. Das soll auch so bleiben.

Ihr Körper ist die Marke.

Absolut. Die Chippendales sind eine Marke wie Coca-Cola, wir sind ein globales Entertainment-Unternehmen. Die ganze Welt kennt uns. Sie können hingehen, wohin Sie wollen, jeder assoziiert mit dem Begriff Chippendales sofort dasselbe.

Bleiben wir kurz bei Ihrem Körper. Wie oft trainieren Sie pro Woche?

Ich gehe jeden Tag ins Fitnesscenter, mindestens für jeweils eine Stunde für ein intensives Training. Es gibt mir immer eine ungeheure Motivation. Die Fitnesskultur hat mich schon vor meiner Chippendales-Zeit fasziniert. Inspiration fand ich in den 90er-Jahren bei Sylvester Stallone oder bei Mark Wahlberg als Marky Mark. Sie sind noch heute meine Ikonen. Sie brachten den Fitnessgedanken erst richtig ins Bewusstsein der Männer.

Sie sind bereits seit zwölf Jahren mit von der Partie. Wie wurden Sie zu einem Chippendale?

Als die Anfrage kam, wollte ich zuerst überhaupt nichts damit zu tun haben. Ich war ja damals bereits ziemlich bekannt in den USA, trat in verschiedenen Shows auf, arbeitete als Model für Magazine, nahm am Contest für den «Sexiest Bachelor in America» Teil, der eigentlich meine Entertainment-Karriere erst richtig in Schwung brachte. Von den Chippendales hatte ich die übliche Klischeevorstellung: Stripper, die vor Müttern auftreten. Das Chippendale-Management liess aber nicht locker und lud mich an eine Show in Las Vegas ein. Das war für mich ein Erweckungserlebnis. Was die Jungs da leisteten, das hatte nichts mit meinen Vorstellungen zu tun. Sie boten ein Meisterstück in Choreografie, Körpersprache und Verführungskunst. Ich sah, welches Erlebnis sie dem Publikum schenkten. In diesem Moment war für mich klar, dass ich ein Teil der Truppe werden wollte. Tatsächlich arbeiten wir heute mit den besten Choreografen zusammen, der Anspruch ist sehr hoch,  und wir wollen uns immer aufs Neue steigern. Wir geben uns nie einfach zufrieden mit einer Show.

Sie leben fürs Entertainment. Wo liegen die Wurzeln?

Bereits als kleiner Junge in Idaho fing das an. Meine Grossmutter spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie verbrachte Stunden damit, sich Elvis-Platten anzuhören. Sie brachte mir seine Tanzschritte bei, seine Bewegungen. Ich trat dann vor ihrem Freundeskreis auf. Ich liebte es, und ich wusste: Genau das wird meine Berufung sein.

Wenn Sie die verzückten Gesichter Ihrer Fans sehen, was glauben Sie,  geht da in ihnen vor?

Ich gebe meinen Fans die Chance, sich einfach mal gehen zu lassen, sich nicht immer als Frau hinterfragen zu müssen, sondern männliche Schönheit schlicht geniessen und auch mit Humor nehmen zu können. Dieses Bedürfnis geht übrigens durch alle Generationen hindurch. Das ist faszinierend. Unter unseren Fans gibt es sowohl Teenager als auch 94-jährige Damen.

Für Ihre Fans sind Sie ein Sex­symbol. Aber was macht umgekehrt eine Frau für Sie sexy?

Ihre ganze Haltung, ihre Ausstrahlung, die Tiefe ihres Herzens. Natürlich ist äusserliche Schönheit wichtig, aber wenn das Herz einer Frau kalt ist, kann sie noch so ein Top­model sein – schön oder sexy wird sie nie.

Wie unterscheiden sich Amerikanerinnen von Europäerinnen?

Amerikanerinnen sind vielleicht etwas reservierter, gerade wenn es um Sexualität geht, um die eigene Entfaltung. Ich denke, Europäerinnen müssen sich weniger Zwängen und Konventionen unterwerfen. In Amerika gibt es ja viel klarere Vorstellungen davon, was einer in der Gesellschaft zu sein hat. Der Druck ist grösser. So gesehen sind Europäerinnen entspannter.

Wie schätzen Sie die Zürcherinnen ein? Sie geben ja nicht zum ersten Mal eine Show hier.

Zürcherinnen sind zuerst etwas zurückhaltend, sie wissen am Anfang der Show noch nicht so genau, was sie mit ihrer Energie anfangen sollen. Aber dann geht es bei ihnen richtig zur Sache. Das Zürcher Publikum ist einfach jedes Mal grossartig. Die Atmosphäre, die Energie – sie sind einfach einzigartig. Zürich ist auf unserer Europatour immer einer unserer Höhepunkte.

Wenn ein Mann in einen Stripclub geht, wird er schnell als Lüstling verachtet, geht eine Frau zu den Chippendales, ist das aber in Ordnung. Das gefällt nicht allen Männern – sie reden von weiblichem Sexismus. Wie sehen Sie das?

Ich bin froh, dass Sie das anschneiden, weil die Diskussion wirklich sehr ärgerlich und spassbefreit daherkommt. Ich bin mir sicher, dass sich diese Kritiker nie mit unseren Shows beschäftigt haben. Natürlich machen wir uns für die Fans zum Produkt für Fantasien. Aber was bitte hat das mit Sexismus zu tun?

Die Chippendales treten vom 2. bis 4. Oktober im Volkshaus auf, jeweils um 20 Uhr. www.abc-production.ch

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