mobile Navigation

Interview

Erntete Standing Ovations: Brendon Schoen Johnson bei «The Voice of Switzerland». Bild: SRF

Der Zürcher Michael Jackson

Von: Clarissa Rohrbach

11. März 2014

Er ist eines der gefeiertsten Talente bei «The Voice of Switzerland». Brendon Schoen Johnson (26) begeisterte bei den Blind Auditions sowohl Publikum als auch Jury. Am kommenden Samstag kämpft er bei den Battles weiter. Der Musiker möchte die Schweiz mit seiner Soulstimme bereichern und scheut den Vergleich mit Michael Jackson nicht.

Tagblatt der Stadt Zürich: Brendon Schoen Johnson, auf Youtube feiert man Sie bereits als «Michael Jackson of Switzerland». Sind Sie das?

Brendon Schoen Johnson: Michael Jackson ist mein Idol, deswegen ehrt mich der Vergleich. Er war nicht nur ein Sänger, sondern ein Performer, genau das strebe ich an. Musiker müssen den Zuschauern eine Show bieten, sonst schlafen sie ein. In den USA ist das gang und gäbe, Stars wie Bruno Mars feiern eine richtige Party auf der Bühne. Die Schweiz könnte solch eine Persönlichkeit gebrauchen, in der hiesigen Soulszene fehlt es an Feuer.

Sie bringen also den fehlenden Pfiff in die Schweizer Musikszene?

Johnson: Das könnte ich, ja.

Bei den Blind Auditions trugen Sie aber nur Jeans und T-Shirt.

Johnson: Es wird noch glitzern, das verspreche ich.

Sie sind halber Südafrikaner. Kommt daher Ihr Temperament?

Johnson: Wenn ich in Johannesburg bin, sehe ich, wie die Musik allgegenwärtig ist. Meine Verwandten und ich schauen stundenlang MTV und tanzen und singen. In Südafrika ist das völlig normal. Dieses Musikverständnis lebe ich hier auch.

Alle vier Juroren drehten sich um, als Sie Ed Sheerans «Lego House» sangen, und buhlten regelrecht, um Sie in ihr Team zu holen. Es gab sogar Standing Ovations.

Johnson: Ich war überwältigt, mit dieser Resonanz hätte ich nie gerechnet. Dabei war ich so sehr in den Song vertieft, dass ich erst viel später merkte, dass sich bereits Philipp Fankhauser, Stress sowie Stefanie Heinzmann für mich entschieden hatten.

Ausgerechnet Marc Sway, für dessen Team Sie sich entschieden haben, hat sich in letzter Sekunde umgedreht.

Johnson: Bei den letzten Noten konzentrierte ich mich ganz stark auf ihn und dachte: «Bitte Marc, hör mir zu.» Es hat funktioniert. Wir mögen die gleichen Musiker, Legenden wie Ray Charles, Marvin Gaye oder Donny Hathaway.

Fingen Sie wegen dieser Vorbilder an zu singen?

Johnson: Nicht ganz. Als Teenager war ich verrückt nach Whitney Houston. Ich sang ihre Lieder überall, zu Hause und in der Schule, aber es klang schrecklich.

Sie studieren Gesang an der Zürcher Hochschule der Künste. Hatten Sie immer das Ziel, Sänger zu werden?

Johnson: Es hat spät gefunkt, meinen ersten Gesangsunterricht hatte ich erst mit 21 Jahren. Vorher spielte ich zehn Jahre lang klassisches Klavier. Doch plötzlich war mir klar, dass ich nicht mehr hinter einem Instrument sitzen, sondern ganz vorne auf der Bühne stehen will. Ich wusste, ich kann das, ich musste nur lernen wie.

Haben Sie nicht einen klaren Vorteil gegenüber den anderen Talenten mit Ihrer professionellen Ausbildung?

Johnson: Das ist schwer zu sagen. Ich werde von Topleuten unterrichtet, das ist sicher ein Vorteil. Aber ich verbringe auch viel Zeit mit Theorie. Da kann jemand, der sich schon seit Jahren mit seiner Stimme beschäftigt hat, unter Umständen besser sein.

Sie spielen bereits auf den Zürcher Bühnen als Bee Johnson and Band. Wieso will ein Musiker an «The Voice of Switzerland» teilnehmen?

Johnson: Ich möchte sehen, wie weit ich mit meiner Stimme komme. Und auch wie mich sowohl Herr und Frau Schweizer als auch die Strippenzieher des Musikgeschäfts wahrnehmen. Natürlich kann man bei «The Voice» auch Showbusiness-Luft schnuppern. Es ist ein Privileg, hinter die Kulissen einer so hochprofessionellen Sendung schauen zu dürfen.

Wie haben Sie Ihren ersten Auftritt erlebt?

Johnson: Wir mussten lange Backstage herumstehen und warten. Doch dann geht plötzlich alles sehr schnell. Man wird gerufen, muss auf die Bühne und sofort loslegen. Ich sah die Kameras und die vielen Leute, holte tief Luft, und sagte mir: «Jetzt ist dein Moment.»

Was würden Sie machen, falls Sie nicht gewinnen?

Johnson: Dasselbe, was ich zuvor machte: Komponieren, Musizieren und Singen. Mein Ziel ist es, mit meiner Band durchzustarten.

Egal was passiert, man wird Sie aus dem Fernsehen kennen. Haben Sie bereits Fans?

Johnson: Ja, das ist ungewohnt. Als ich letzthin im Zug war, starrten mich alle an und tuschelten. Schliesslich kam eine Gruppe Mädchen auf mich zu und fragte, ob ich das tatsächlich sei und ob sie ein Foto machen könnten. Und auf der Kunsteisbahn Dolder feierte mich eine ganze Schulklasse.

Ihr grösstes Hobby ist Eiskunstlauf. Können Sie eine doppelte Drehung hinlegen?

Johnson: Das kann ich tatsächlich. 2007 sah ich Stéphane Lambiel, danach packte mich das Eis-Fieber, und ich trainierte dreimal pro Woche. Eiskunstlauf ist die perfekte Kombination von Tanz, Ausdruck und Sport.

Auf eine Sportlerkarriere setzen Sie wohl aber nicht.

Johnson: Dafür bin ich zu alt. Ich spüre bereits meine Gelenke beim Springen. Da sind die Stimmbänder doch in einer viel besseren Verfassung. 

Die Battles mit Brendon Schoen Johnson werden am Samstag auf SRF1 ausgestrahlt.

Bee Johnson and Band spielen am 15.  April um 20 Uhr im Café Henrici.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 5 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare