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Interview

Er leitet das Züribahn-Projekt: Rolf Rufer. Bild: PD

«Die Seilbahn ist kein Geschenk, sondern soll selbsttragend sein»

Von: Sacha Beuth

16. April 2019

In der letzten «Tagblatt»-Ausgabe übten Leserbriefschreiber teilweise heftige Kritik an der geplanten ZKB-Seilbahn. Projektleiter Rolf Rufer (63) stellt sich den Vorwürfen. Er weist auf die generell hohe Akzeptanz der Züribahn in der Bevölkerung hin und dass vielen Bedürfnissen Rechnung getragen wurde.

Im «Tagblatt», aber auch in anderen Medien wird die ZKB-Seilbahn immer wieder kritisiert. Offenbar geniesst das Projekt in der Bevölkerung wenig Rückhalt.

Rolf Rufer: Beachtet man nur die Leserbriefe, kann dieser Eindruck entstehen. Er ist aber falsch. In zwei repräsentativen Umfragen, die wir 2018 in Auftrag gegeben hatten, zeigten sich 75 bzw. über 80 Prozent der Befragten dem Projekt neutral bis positiv eingestellt. Sogar bei Personen aus den betroffenen Kreisen 2 und 8 war es die Mehrheit. Aber klar, eine 100-prozentige Zustimmung wird man nie erreichen, schon gar nicht bei einem Projekt dieser Grössenordnung (siehe Box unten).

In Riesbach gab es jedenfalls von Anfang an Widerstand. Liegt dies daran, dass die ZKB hier nicht frühzeitig genug über mögliche Beeinträchtigungen sowie über Lösungen informiert hat?

Nein, das glaube ich nicht. Seit dem Projektauftakt Mitte 2017 sind wir mit diversen Interessenverbänden in regelmässigem Dialog und haben die Bevölkerung sowie Quartierorganisationen immer wieder über die einzelnen Schritte informiert. Wir versuchen alles zu tun, damit die Umsetzung so quartierverträglich wie möglich ist. So gibt es beispielsweise keine zusätzlichen Parkplätze bei den Seilbahnstationen. Und damit die Leute mit dem ÖV und nicht mit dem Auto anreisen, erhalten sie einen Rabatt. Ausserdem beteiligen wir uns an diversen Aufwertungsmassnahmen in den betroffenen Quartieren. Allein für die Neugestaltung des Uferbereichs bei der Lan­diwiese mit neuen Ufermauern, ­Grill- und Spielplätzen steuern wir 2 Millionen Franken bei.

Kommen wir zu den Kritikpunkten. Moniert wird unter anderem, dass man mit dem Geschenk an die Bevölkerung vor allem sich selbst feiern wolle. Wurde je eine Bedürfnisabklärung – etwa mit dem Kanton Zürich – betrieben?

Für die Ideensuche bei der Festlegung der Aktivitäten zum 150-Jahr-Jubiläum wurde damals ein Komitee mit externer Beteiligung gebildet. Unter einer Vielzahl von Ideen wurden drei ausgewählt. Zwei davon, der Erlebnisgarten auf der Landiwiese sowie eine Zeitreise durch die Geschichte der Bank sind ein Geschenk der ZKB an die Bevölkerung. Die Züribahn ist jedoch kein Geschenk, sondern ein selbsttragendes Projekt. Dies wurde zu Beginn vielleicht nicht klar genug kommuniziert. Die Bank übernimmt die Investitionskosten und trägt auch das Risiko. Ein allfälliger Gewinn wird zugunsten öffentlicher Projekte genutzt.

Die Bahn führt zu Beeinträchtigungen der Aussicht, und die Zürcherinnen und Zürcher sollen für die Benutzung auch noch zahlen?

Die Benützung der Züribahn ist freiwillig. Zudem erhalten Personen mit gültigem ÖV-Ticket 10 Prozent und ZKB-Kunden gar 20 Prozent Rabatt auf den regulären Fahrtarif von 14 Franken. Vergessen wir nicht, dass der Preis auch eine lenkende Funktion hat. Wäre die Fahrt gratis, würde die Bahn so viele Menschen anziehen, dass eine Quartierverträglichkeit nicht mehr gewährleistet werden könnte. Wie man auf unserer Visualisierung auf 2020.zkb.ch feststellen kann, wird die Aussicht auf die Alpen übrigens nur geringfügig und vor allem nur temporär beeinträchtigt.

Einige stören sich auch an der Streckenführung, zum Beispiel, dass ein Ende in die Badi Mythenquai gelegt wurde. Gab es keine Alternativen?

Für die Strecke haben wir in Zusammenarbeit mit unserer Generalplanerin 16 Varianten erarbeitet. Dabei haben wir die relevanten Umwelt- und Verkehrsfachstellen miteinbezogen, einen enormen Aufwand betrieben – etwa Tauchgänge für die Suche nach den geeignetsten Plätzen für Stützpfeiler im See – und darauf geachtet, dass bestehende Events möglichst nicht tangiert werden. Am Schluss wählten wir die Variante, die für die Fachstellen von Stadt, Kanton und Bund die Anforderungen erfüllte.

Warum wird die Züribahn allen Widerständen zum Trotz ein Erfolg?

Weil Seilbahnen positive Emotionen auslösen und ein unvergessliches Erlebnis ermöglichen. Das ist mit ein Grund, warum wir sie für unser Jubiläumsprojekt ausgewählt haben. Und wir können damit Erfahrungen sammeln. Die Züribahn ist auch ein Pilotprojekt und soll zur Diskussion anregen, ob Seilbahnen im urbanen Umfeld in der Schweiz zur Lösung von Verkehrsproblemen beitragen können.

Züribahn: Die wichtigsten Zahlen und Fakten zum Jubiläumsprojekt der ZKB

Anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums möchte die ZKB eine Seilbahn, die sogenannte Züribahn, quer über den Zürichsee bauen. Allerdings ist das Projekt nur temporär: Die Betriebsdauer ist auf fünf Jahre festgesetzt. Hinzu kommen rund ein Jahr für den Aufbau und ein Jahr für den Rückbau. Als Betreiber der Anlage ist die Züribahn AG, eine Tochtergesellschaft der ZKB, vorgesehen. Auf der rund 1300 Meter langen Strecke zwischen dem Strandbad Mythenquai und der Blatterwiese verkehren 18 Gondeln, die jeweils Platz für bis zu 24 Passagiere bieten. Die Fahrzeit beträgt 10 bis 15 Minuten, wodurch maximal 200o Personen pro Stunde und Richtung befördert werden können. Laut Angaben der ZKB rechnet man mit bis zu 1,6 Mio. Passagieren pro Jahr. Die Bahn wird ganzjährig, im Winter von 10 bis 19 Uhr, im Sommer von 10 bis 22 Uhr, betrieben. Sobald der kantonale Gestaltungsplan, die wasserrechtliche Konzession vom Kanton Zürich sowie die Bewilligung vom Bundesamt für Verkehr nach Erledigung von allfälligen Rechtstreitigkeiten infolge von Einsprachen vorliegen, kann mit dem Bau begonnen werden. Frühestmöglicher Eröffnungstermin wäre im Laufe von Herbst 2020.

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Leserkommentare

Martin Maletinsky - Der "Rückhalt" welchen Herr Rufer feststellt basiert ausschliesslich auf Umfragen welche die ZKB selber in Auftrag gegeben hat und wo die ZKB weder zur exakten Fragestellung noch zu den detaillierten Resultaten Auskunft gibt. Entlarvend ist auch,
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