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Interview

Hat ein akustisches Sendebedürfnis, bleibt aber visuell gerne im Hintergrund: «Weltklasse»-Speaker David Zumbach. Bild: SB

Die Stimme der «Weltklasse»

Von: Sacha Beuth

16. August 2018

LEICHTATHLETIK Die Zuschauer zu unterhalten und zu informieren, ohne sich in den Vordergrund zu stellen – das ist die Aufgabe von Stadionspeaker David Zumbach bei «Weltklasse Zürich» am 30. August im Letzigrundstadion. Dabei hofft der 34-Jährige, dass er auch dieses Mal vor groben Patzern verschont bleibt

Seit fünf Jahren amten Sie als Stadionsspeaker bei Weltklasse Zürich. Was war dabei der ergreifendste Moment?

David Zumbach: Ich denke das war bei der Austragung von 2015, als Karim Hussein das Rennen über die 400 Meter Hürden gewann. Ich habe mich extrem für ihn gefreut und habe versucht, diese Emotionen – wenn auch etwas gefiltert – aufs Publikum zu übertragen.

Wieso braucht es dazu einen Filter?

Weil man als Speaker einerseits nicht alles unkontrolliert rausplaudern sollte, was einem gerade durch den Kopf geht. Und sich andererseits immer bewusst sein sollte, dass man nicht selbst, sondern der Athlet im Mittelpunkt steht. Das Motto lautet: Stimmung machen, aber selber im Hintergrund bleiben. Und zu wissen, wann man etwas sagen soll oder wann man besser schweigt, damit man die Ambiance nicht zerstört.

Wie wurden Sie die Stimme von «Weltklasse Zürich»?

Ich hatte schon immer Freude an Radioreportagen und eine gewisses Sendebedürfnis. Hinzu kommt meine Leidenschaft für Leichtathletik und dass ich als ehemaliger Hochspringer den Sport und die Szene kenne. Während meiner Zeit als Student ergab sich die Gelegenheit, zwischen 2006 und 2010 für das Regionaljournal des Schweizer Radios in Minibeiträgen von kleineren Sportanlässen berichten zu können. 2011 war ich erstmals Speaker bei einer regionalen Leichtathletik-Meisterschaft in Aarau. Dort muss mich jemand von den Verantwortlichen von Weltklasse Zürich gehört haben. Jedenfalls erhielt ich kurz darauf eine Anfrage, ob ich nicht in ihrem Speakerteam mittun möchte. Wegen meines Studiums hatte ich aber keine Zeit dafür. Zwei Jahre darauf wurde ich erneut gefragt und sagte zu. Ich wurde auch gleich ins Kalte Wasser geworfen. Erst speakerte ich bei «Spitzenleichtathletik» in Luzern, dann im gleichen Jahr das Vorprogramm von Weltklasse Zürich und ein Jahr darauf das Hauptprogramm.

Wie haben Sie ihr erstes Mal in Zürich in Erinnerung?

Obwohl für mich ein Traum in Erfüllung gegangen war, war ich extrem nervös. Für 25000 Personen zu sprechen, war für mich schon etwas sehr Spezielles. Der Vorteil für einen Speaker bei «Weltklasse Zürich» ist jedoch, dass man mit der Reportage beginnt, wenn das Stadion noch halb leer ist. Ich bin dann wie in einem Tunnel, den Fokus auf das sportliche Geschehen gerichtet und nehme das Drumherum kaum wahr. Wenn ich mich recht erinnere, verlief die Premiere ganz gut und ohne grössere Patzer.

Hatten Sie denn schon mal einen grösseren Patzer?

Nicht in dem Sinne, dass ich inhaltlich etwas vollkommen Falsches erzählt, einen Athletennamen verwechselt oder eine entscheidende Szene komplett verpasst hätte – Holz anfassen! Aber ich habe seit meiner Kindheit ein Problem mit «S» und «SCH» und verwende gelegentlich das eine statt das andere. Das hat sich zwar im Laufe der Zeit gelegt, vor zwei oder drei Jahren hatte ich darum aber wieder Schweissausbrüche wie in der Primarschule. Damals startete im «Weltklasse-»Vorprogramm bei den Schulklassenstaffetten die Gruppe «Speedy Sprinters der Schule Stallikon». Ich weiss nicht mehr genau wie ich deren Namen aussprach, aber richtig war er mit Sicherheit nicht (lacht).

Worauf man sich hinterher stundenlang ärgert, oder?

Das darf man eben genau nicht tun. Am besten ist, einfach mit der Reportage fortzufahren, sonst passiert einem garantiert umgehend der nächste Patzer. Wie bei Konzertmusikern. Wenn die einen falschen Ton spielen, dann unterbrechen die auch nicht die Darbietung. Macht auch keinen Sinn, man kann ja eh nichts mehr daran ändern. Gespielt ist gespielt und gesagt ist gesagt.

Warum sind Sie als dreifacher Schweizer Meister im Hochsprung eigentlich nie als Aktiver bei «Weltklasse Zürich aufgetreten?

Das wäre die Krönung meiner Karriere gewesen. Leider war ich mit meiner Bestleistung von 2,16 Metern nicht gut genug dafür. Ich hätte mich wohl auch vor dem Zürcher Publikum geschämt. Bei dieser Höhe starten die Weltbesten nämlich erst in den Wettkampf...

Was wünschen Sie sich für das Meeting am 30. August?

Einen wolkenlosen Himmel bei exakt 28°C für eine gute Stimmung auf den Rängen, leichter Rückenwind für Sprinterin Kambundji und für mich einen möglichst fehlerfreien Abend, damit ich dem Anlass einen würdigen Rahmen geben kann und dem Publikum nicht auf die Nerven gehe.

Zur Person

David Zumbach kam am 20. März 1984 in Aarau zur Welt. Er studierte an der Uni Zürich Politik- und Volks- wirtschaft, war dreifacher Schweizer Meister im Hochsprung und betreibt heute in Zürich ein Sozialforschungs- und Beratungsbüro. Seit 2013 gehört er dem Speaker-Team von Weltklasse Zürich an.

Programm-Eckpunkte von «Weltklasse»

Am Mittwoch, 29. 8., findet im Hauptbahnhof mit dem Stabhochsprung der Männer (19.30 h) der erste Wettbewerb von «Weltklasse Zürich 2018» statt. Das traditionelle Meeting im Letzigrund folgt am Donnerstag, 30. 8, ab 17.55 Uhr. In 16 Disziplinen wird der Final der IAAF Diamond League ausgetragen. Aus Schweizer Sicht besonders interessant dürften die 100 m der Frauen mit Mujinga Kambundji (20.40 h), die 800 m der Frauen mit Selina Büchel (20.13 h), die 400 m Hürden der Frauen mit Lea Sprunger (21.02 h) sowie die 200 m der Männer mit Alex Wilson (21.11 h) sein – immer vorausgesetzt, dass sich keiner der Athleten kurzfristig verletzt.

Weitere Infos: www.weltklassezuerich.ch

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