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Interview

"Diese Stadt schimpft sich so weltoffen, ist es aber nur bedingt"

Von: Janine Grünenwald

19. Dezember 2012

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unserer Parlamentarier? Diese Woche mit Guido Trevisan, GLP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant in Zürich?

Guido Trevisan: Ich lerne gerne Neues kennen, und darum treffen wir uns heute nicht in meinem, sondern in Ihrem Lieblingslokal, dem Gasthaus Zum Guten Glück. Es gefällt mir übrigens gut hier.

Was geht Ihnen in Zürich besonders auf den Keks?

Trevisan: Diese Stadt schimpft sich so weltoffen, ist es aber nur bedingt. Viele Menschen sitzen am liebsten in ihren gewohnten Grüppchen zusammen. Eine verpasste Chance, denn ein unbekanntes Gegenüber hat immer etwas Neues zu erzählen.

Sie machen eine Schönheitsoperation. Was würden Sie ändern und warum?

Trevisan: Hier gebe ich – typisch Politiker – die Antwort auf eine Frage, die Sie gar nicht so gestellt haben: Wie Sie sehen, trage ich einen Schnauz. Ich tue das im Rahmen von «Movember». Diese Bewegung fand in unserem Büro schweizweit ihren Anfang und sammelte den ganzen November lang Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung von Prostatakrebs. Ich verändere also temporär für einen guten Zweck mein Äusseres.

Wer ist Ihr liebster politischer Gegner und warum?

Trevisan: Am sympathischsten sind mir jene, die ganz genau wissen, dass sie etwas verargumentieren und zwei Sitzungen später mit einem Augenzwinkern und einem Schmunzeln das Gegenteil davon behaupten. Mein Respekt gehört denen, die im Hintergrund orchestrieren, mit den richtigen Leuten reden und so mit ihrer Arbeit auch mal den ganzen Rat zum Kippen bringen können.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Trevisan: Knight Rider war der Held meiner Jugend. Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken? Wir laden bei uns zu Hause jedes Jahr zur Feuerzangenbowle-Party ein, und beim letzten Mal war ich im Bett, bevor die letzten Gäste gegangen sind.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Trevisan: Als meine Grossmutter vor zwei Monaten gestorben ist.

Was ist Ihnen heilig?

Trevisan: Es ist das Privileg der römisch-katholischen Kirche, jemanden heiligzusprechen.

Glauben Sie an Gott?

Trevisan: Ich bin Agnostiker und somit nicht davon überzeugt, dass Gott existiert. Gleichwohl stehe ich den verschiedenen Weltreligionen offen gegenüber.

Welches ist Ihre Lieblingsband?

Trevisan: Von Abba und Frank Sinatra bis zu Rammstein und Snap! Je nach Stimmung.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Trevisan: Nein, unser Sozialsystem ist stark genug, um auch die Schwächsten aufzufangen.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein essen. Was darf es höchstens kosten?

Trevisan: Da gibt es für mich keinen fixen Betrag. Es kommt auf den Anlass an. Wenn es passt und gute Stimmung herrscht, passt ein Cervelat an der Langstrasse genau so wie ein Abendessen beim Sternekoch.

Wer ist für Sie der bedeutendste Zürcher?

Trevisan: Das sind alle, die Freiwilligenarbeit leisten und sich so für die Gesellschaft engagieren.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Trevisan: Das hat sich wöchentlich geändert und reichte von Astronaut bis Polizist.

Sie sind einen Tag lang König der Schweiz. Welches Gesetz würden Sie einführen?

Trevisan: Oberflächlichkeit würde ich verbieten. Für mich ist ein Gespräch beendet, wenn jemand anfängt übers Wetter zu sprechen.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Trevisan: Einen Flug ins Weltall.

Was bereuen Sie?

Trevisan: Dass ich meinen Freunden zu wenig sage, wie wichtig sie mir sind.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Trevisan: Berner Auflauf von meiner Mutter.

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