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Interview

Laut Klaus Abberger von der KOF zeigt für Zürich die Konjunktur nach oben. Bild: SB

«Dieses Jahr kriegt man mehr fürs Geld»

Von: Sacha Beuth

19. Januar 2016

Welche konjunkturellen Entwicklungen haben Stadtzürcher Bewohner und Gewerbetreibende dieses Jahr zu erwarten? Das «Tagblatt» befragte dazu Klaus Abberger (48), Ökonom bei der Konjunkturforschungstelle der ETH (KOF).

Klaus Abberger, wie lautet die allgemeine Konjunkturprognose der KOF für 2016?

Im Vergleich zu 2015 wird eine leichte Erholung stattfinden. Wir erwarten, dass die Wachstumsrate in der Schweiz von letztjährig 0,7 Prozent auf 1,1 Prozent steigt.

Welche Wirtschaftsbereiche zählen zu den Gewinnern, welche zu den Verlieren?

Eigentliche Gewinner wird es nicht geben, höchstens Bereiche, die sich stabilisieren wie der Detailhandel oder weniger stark zu leiden haben. Etwa der in Zürich traditionell starke Dienstleistungssektor. Dagegen gehört die Industrie sowie generell der Tourismus weiter zu den Verlierern. Diesbezüglich ist die Stadt Zürich aber weniger betroffen, da die Industrie unterdurchschnittlich vertreten ist und die Besucher Zürichs vor allem auch Geschäftstouristen sind, für die der Frankenkurs oder das Wetter keine so grosse Rolle spielt. Der Druck auf die Arbeitsplätze bleibt aber allgemein hoch.

Wie wird sich die Zuwanderung auf die Konjunktur auswirken?

Der Zuzug ausländischer Fachkräfte, namentlich aus der EU, hat sich auf die Wirtschaftsleistung und die Einnahmen Zürichs positiv ausgewirkt. Nun bleiben mangels freier Stellen diese gut verdienenden und Steuern zahlenden Zuzüger mehr und mehr aus, während weiterhin auch weniger gut ausgebildete Flüchtlinge in die Schweiz drängen.

Was ist bei den Zinsen zu erwarten?

Grundsätzlich erwarten wir, dass das Zinsniveau auf dem gegenwärtig tiefen Niveau stabil bleibt. Es kommt aber darauf an, wie es in der Eurozone weitergeht. Bei einem erneuten Rückschlag wird die Europäische Zentralbank die Zinsen wohl weiter senken und damit auch die Schweizerische Nationalbank zum Handeln zwingen. Das könnte noch stärkere Negativzinsen zur Folge haben, welche Privatbanken und Versicherungen entweder ebenfalls über Negativzinsen oder höhere Gebühren bzw. Prämien für ihre Kunden ausgleichen werden.

Sinken dafür die Wohnungsmieten?

Hier ist insgesamt der Gipfel erreicht. Allerdings sind Senkungen wenn überhaupt eher bei hochpreisigen und kaum im niedrig- und mittelpreisigen Segment zu erwarten.

Wo sind bei den Haushaltskosten Veränderungen zu erwarten?

Die Lebensmittelpreise werden kaum noch weiter sinken. Dafür wird Energie, namentlich die von fossilen Brennstoffen, günstiger. Ebenso Elektronik, da die Währungen der asiatischen Herstellerländer gegenwärtig kräftig abgewertet werden. Die Gesundheitskosten wiederum werden insgesamt weiter steigen.

Bleibt Ende Jahr mehr oder weniger im Portemonnaie von Herr und Frau Zürcher als 2015?

Bleiben die Löhne insgesamt wie erwartet in etwa gleich, hat man zwar nicht unbedingt mehr Geldscheine in der Brieftasche, bekommt aber insgesamt etwas mehr fürs Geld.

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