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Interview

Eines der besten Wasser der Welt

Von: Clarissa Rohrbach

03. Juni 2014

Seit 100 Jahren wird im Seewasserwerk Moos Trinkwasser aufbereitet. Zum Jubiläum erzählt Historiker Jean-Daniel Blanc in einem Buch die Geschichte der Zürcher Wasserversorgung.

Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Blanc, die Zürcher holten ihr Wasser am Brunnen, bevor Stadtingenieur Arnold Bürk­li 1868 beschloss, Wasserleitungen bauen zu lassen. Wie verlief der Wechsel zur heutigen Wasserversorgung?

Jean-Daniel Blanc: Nicht ganz problemlos. Um jeden Haushalt mit Wasser zu beliefern, genügten die Quellen in der Stadt nicht. Die Stadt filterte zum ersten Mal Wasser aus der Limmat, obwohl die Zürcher dessen Qualität misstrauten. 1884 brach eine Typhusepidemie aus, der Fluss war tatsächlich verseucht. Ein Skandal, der es bis in die ausländische Presse schaffte. Dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und dem Bau einer Filteranlage nach Berliner Muster bewährte sich die Wassergewinnung aus dem See doch noch.

Das Seewasserwerk Moos, das älteste der Stadt, feiert heuer 100 Jahre. Funktioniert es immer noch gleich?

Grundsätzlich schon. Das Rohwasser wird in 30 Meter Tiefe gefasst und in die Filteranlagen gepumpt. Dort halten zwei Sandfilter Schmutzpartikel zurück. Die Ozonierung tötet zusätzlich Mikroorganismen und sorgt für wohlschmeckendes Wasser.

Das Hahnenwasser in Paris oder Rom schmeckt furchtbar nach Chlor. War das in Zürich früher auch so?

Ja. Auf den Zusatz von Chlor wurde erst 1993 verzichtet. Dieser sogenannte Netzschutz war lange notwendig, da der See bis in die 70er-Jahre ständig dreckiger wurde. Dann bauten wir mehr Kläranlagen für das Abwasser. Weltweit gibt es nur in der Schweiz, Deutschland und Holland Trinkwasser ohne Chlor. Zürich gehört sicher zu den Städten mit dem besten Wasser auf der Welt.

In den Wäldern der Stadt sprudeln 160 Quellen. Wäre dieses Wasser nicht frischer?

Quellwasser ist zwar gut zum Trinken, gilt aber als «hartes», also stark kalkhaltiges Wasser, das in den Haushalten nicht geschätzt wird. Das Quellwassernetz fliesst in 400 städtische Brunnen und dient im Notfall als Reserve. Jedes unserer drei Wasserwerke könnte theoretisch den Bedarf der ganzen Stadt decken. Das sind insgesamt 150 000 Kubikmeter Wasser täglich oder 160 Liter pro Person.

Wir haben also Trinkwasser im Überfluss.

Der Zürichsee dient als Wasserreservoir für die ganze Region. 67 Gemeinden, die nicht genug Wasser haben, werden teilweise mit Stadtwasser versorgt. Kloten zum Beispiel zu 75 Prozent.

Zum Jubiläum finden Führungen durch das Wasserwerk statt. Sonst ist dieses schwer zugänglich. Ist die Videoüberwachung wirklich notwendig?

Wir müssen für alle möglichen Szenarien gewappnet sein, ein Attentat ist nie auszuschliessen.

Zum Jubiläum finden ein Wasserfestival (28. und 29. Juni) und diverse Führungen statt.

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