mobile Navigation

Interview

Sina legte auf ihrem neuen Album «Emma» mehr Wert auf die Lyrics. (Bild: PD)

«Für mich war es oft ein Affentanz mit Wörtern»

Von: Reinhold Hönle

30. April 2019

Seit 25 Jahren steht die Wahl-Aargauerin Sina bereits auf der Bühne. Am Samstag, 11. Mai, tritt die 52-Jährige mit ihrem neuen Album «Emma», an dem auch Adrian Stern beteiligt ist, im Moods auf.

Was ist auf Ihrem aktuellen Album «Emma» neu?

Sina: Die Texte sind wichtiger geworden, ich wollte, dass sie den Rhythmus angeben und die Musik sie transportiert. Für mich war es ein mühsamer Start, ein Affentanz mit Wörtern, die mich bis in die Träume verfolgt haben. Dann habe ich zusammen mit Adrian Stern probiert, eine Melodie zu komponieren, die den Worten gerecht wird, aber trotzdem musikalisch bleibt.

Wie haben Sie das gemacht?

Adi war in dieser Phase viel bei mir auf dem Land. Wir hatten eine Gitarre und ein Mikrofon. Der Song hatte erst eine Chance, wenn er in seiner Durchsichtigkeit zu glänzen anfing. Dann war da die Idee, die Wirkung von 18 der 25 halbfertigen Songs zu testen, indem wir diese live spielten. Wir luden etwa 30 Leute ins Studio ein, von der Plattenfirma, Verwandte, Freunde und Menschen, die nichts mit Musik zu tun haben.

Und wie waren die Reaktionen?

Verblüffenderweise war es für mich gar nicht mehr wichtig, wie der Applaus ausfiel. Ich merkte während des Spielens, an welchen Liedern ich selbst hänge. Lösen sie Gefühle aus oder nicht? Möchte ich sie regelmässig live spielen? Und am nächsten Morgen wusste ich, welche 13 Songs auf das Album kommen.

Hat Sie seine TV-Sendung «Songmates» inspiriert, mit Adrian Stern zu arbeiten?

Ich kenne Adrian seit 20 Jahren. Als ich ihn bei einem Loftkonzert von Betty Legler erlebt hatte, dachte ich: «Läck, der Mann groovt!» Und das hat sich nicht geändert. Zehn Jahre später ist er, nach dem Tod meines Gitarristen, eingesprungen und hat die Tour mitgemacht. Dann haben wir zusammen Songs komponiert. Nun war der logische nächste Schritt, dass er das Album produziert hat.

Was verbindet Sie mit ihm?

Wir haben eine ähnliche Auffassung, wann ein Song ein guter Song ist, und wir lieben Folk und Pop. Ich bin mit Abba, Queen und Smokie aufgewachsen und stehe besonders auf den unverwechselbaren Sound der Eagles. Da ich in eine Richtung gehen wollte, bei dem der Gesang im Mittelpunkt steht, habe ich Adi als Sänger und Songwriter sofort als möglichen Produzenten gesehen. Er ist ein intuitiver und stilsicherer Musiker, der den Kern der Songs nie aus den Augen verliert. Er mit seiner ruhigen Art und ich als Flohhaufen haben uns sehr gut ergänzt.  

Sie sind der Altersfrage vorher elegant ausgewichen. «Wiär sii schön» zeigt jedoch, dass Sie sich sehr wohl mit dem Älterwerden auseinandersetzen und über den ganzen Schönheitswahn lustig machen . . .

Ich mache mich überhaupt nicht lustig! Ich wollte das Thema Weiblichkeit aus der Perspektive einer reiferen Frau beleuchten – und das bin ich nun mal, ob mir das jetzt gefällt oder nicht. Ich mag einerseits Filter und Retuschen auf Fotos, aber auf der anderen Seite sehe ich mich auch im Spiegel. Dem Zahn der Zeit und dass einem irgendwann die Glieder wehtun, kann man nur mit Humor und Ironie entgegentreten. Am Ende siegt eh die Natur!

Stehen Sie als Frau im Showbusiness unter erhöhtem Druck?

Bezüglich Aussehen finde ich es manchmal mühsam, dauernd mit seinem jüngeren Ich und damit mit den eigenen Veränderungen konfrontiert zu werden. Das Internet machts möglich. Dabei geht es doch in erster Linie um die Musik.

Mit Ihrem neuen Look haben Sie es nun aber geschafft, jünger als beim letzten Album zu wirken!
Vielleicht kommt die Frische auch von innen? Es geht mir einfach gerade gut. Trotzdem kann ich mit der Energie einer 30-Jährigen nicht mehr mithalten. Das muss ich irgendwie kompensieren. Die Gelassenheit kommt auf langsamen Pfoten. Unterwegs konsultiere ich regelmässig meine Meditations-App (lacht).

Sie haben die CD nach Ihrer Grossmama benannt. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr Leben bei ihr?
Meine Grossmama Emma, die – wie damals Usus – auch meine Gotte war, lebte zusammen mit ihren zwei ledigen Töchtern in Salgesch. Trotz der körperlich anstrengenden Tätigkeit als Rebbäuerinnen in einem männerdominierten Umfeld haben sie ihren Humor und starken Glauben nie verloren. Dieser Frauenhaushalt, dem ich zwischen meinem 6. und 11. Lebensjahr angehörte, hat mein Frauenbild geprägt.

Nun sind Sie selbst Gotte. Welche Werte wollen Sie Ihrem Gottenkind, das im CD-Booklet abgebildet ist, vermitteln?
Ich versuche Elina da zu fördern, wo sie Interesse zeigt, und möchte ihr Dinge zeigen, die sie noch nicht kennt. Sie soll eine junge Frau werden, die sich nicht über ihre Rolle definiert, sondern über ihre Talente und Wünsche, die wahr werden dürfen. Ich will ihr aber nicht nur zeigen, dass es wichtig ist, an etwas zu glauben, sondern auch, dass sie das Kind in sich bewahren soll. Träumen sollte man bis ganz am Schluss.

Sina live, Samstag, 11. Mai, Moods, Schiffbauplatz, 8005 Zürich

 

TICKETS ZU GEWINNEN

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» verlost 2× 2 Eintritte für das Konzert von Sina am Samstag, 11. Mai, im Moods Zürich. Senden Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und Betreff Sina an:
gewinn@tagblattzuerich.ch

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare