mobile Navigation

Interview

GC-Skibbe und FCZ-Meier auf den Zahn gefühlt

Von: Andy Fischer/Sacha Beuth

25. Juni 2013

Das "Tagblatt" sprach vor Saisonstart mit den Chef-Trainern der beiden Zürcher Super-League-Klubs.

Tagblatt der Stadt Zürich: Michael Skibbe, willkommen in Zürich. Sie übernehmen eine fast unlösbare Aufgabe. Vizemeister-Titel und Cupsieg sind ja fast nicht zu toppen.

Michael Skibbe: Die sportlichen Erwartungen sind natürlich gross, weil die Mannschaft gut ist und Tolles geleistet hat unter Uli Forte. Aber man weiss auch, dass einmal Erfolg haben im Fussball immer möglich ist. Die Mannschaft muss aber noch einen weiteren Schritt machen, um dauerhaft erfolgreich sein zu können.

Wie lautet das Saisonziel von GC?

Skibbe: Wir wollen uns sportlich stabilisieren und dauerhaft mit Basel und anderen starken Teams vorne dabei sein. Konkret: Wir wollen in den nächsten Jahren immer im vorderen Drittel der Tabelle positioniert sein.

Sie waren zusammen mit Rudi Völler Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, trainierten Teams in Deutschland und in der Türkei. Ist die Schweiz ein Abstieg für Sie?

Skibbe:Sicher nicht. Und ich habe mich sehr gefreut über die Anfrage von GC. Das Team ist noch formbar, und von allen Angeboten, die ich hatte, hat mir das von GC am meisten zugesagt. Auch weil ich mich hier in der Schweiz sportlich besser verwirklichen kann als in einem nicht deutschprachigen Land.

Wie gut kennen Sie den Schweizer Fussball?

Skibbe: Ich schätze die starke Nachwuchsarbeit. In der Schweiz hat sich in den letzten zehn Jahren unheimlich viel zum Positiven entwickelt. Und zwar im Verband und in den Vereinen. Die Junioren-Auswahlen haben viele Erfolge feiern können, und man sieht die gute Arbeit auch an der Anzahl junger Spieler, die immer wieder ins Ausland wechseln.

Zurück nach Zürich. Was sagen Sie zur Fusionsdiskussion? Darf man Traditionen zugunsten von eventuellen wirtschaftlichen und sportlichen Vorteilen einfach wegfusionieren?

Skibbe: Ich denke, nein. GC und Zürich bestehen jetzt bereits mehr als hundert Jahre, und einmal hat die eine und dann die andere Mannschaft die Nase vorn. Das macht doch den Reiz aus in einer Stadt wie Zürich. Und hier können zwei Topvereine sehr gut koexistieren.

Kurz zum Fall Izet Hajrovic. Er will nicht für die Schweiz, sondern für Bosnien, das Land seiner Eltern, spielen.

Skibbe: Das ist eine persönliche Entscheidung, und es gilt, sie zu respektieren. Es ist auch nicht meine Aufgabe, ihn umzustimmen. Meine Aufgabe ist es, Spieler zu verbessern, damit wir dauerhaften Erfolg haben.

Noch ein Wort zu Zürich, bitte.

Skibbe: Eine tolle Stadt mit netten Restaurants und einem tollen See. Mir wirds hier ­sicher sehr gut gefallen.

 

Tagblatt der Stadt Zürich: Urs Meier, Sie starten gegen Thun in die neue Saison. Wie wichtig ist Ihnen ein Auftaktsieg?

Urs Meier: Das erste Spiel ist immer von ­grosser Bedeutung. Vor dem ersten Ernstkampf kann man noch nicht abschliessend einschätzen, wie weit man im Vergleich mit anderen Teams ist. Klar ist aber, dass man nur mit einer seriösen Vorbereitung erfolgreich in die neue Saison starten kann. Man will gleich im ersten Spiel eine Marke setzen. Allerdings gilt das für beide Teams. Darum ist ein Startspiel immer ein sehr schweres Spiel.

Die Abwehr des FCZ war zuletzt nicht besonders sattelfest. Reicht die Rückkehr von Jorge Texeira, um hinten wieder stabiler zu stehen?

Meier:Diese Meinung teile ich nicht. Wir haben zwar gegen Sion im letzten Spiel vier Tore bekommen. Und auch wenn es für uns im Gegensatz zu den Wallisern um nichts mehr ging, will ich das nicht schönreden. Aber sieht man mal von den vier Gegentreffern gegen GC im April ab, standen wir in der Rückrunde hinten sehr gut. Insofern kann ich mit der jetzigen Situation gut leben, solange in der Innenverteidigung keine grösseren und langwierigen Verletzungen erfolgen.

Wo braucht der FCZ noch Verstärkung, um wieder um den Titel zu spielen?

Meier: Im Fussball ist alles möglich, aber wir gehören sicher nicht zu den Topfavoriten für den Meistertitel. Ich denke, die Abgänge von Jahovic, Gaijic, Caetano und Beda haben wir qualitativ mindestens gleichwertig ersetzt und folglich nichts eingebüsst. Aber wir sind noch steigerungsfähig, keine Frage. Ob es reicht, um um den Titel zu spielen, will ich nicht kommentieren. Wichtig ist primär, die Leistung aus der Rückrunde zu bestätigen, dann könnten wir uns am Schluss im oberen Tabellenbereich wiederfinden.

Frustriert es Sie, dass der FCZ auf dem Transfermarkt nicht so zuschlagen kann wie der FC Basel oder die Young Boys?

Meier: Es bringt nichts, auf andere zu schauen. Der FCZ gibt das aus, was er kann. Ausserdem habe ich eine sehr gute Mannschaft zur Verfügung.

Seit letzter Saison ist GC wieder die Nummer 1 der Stadt Zürich. Wie schaffen Sie es als Ex-Hopper, dies wieder zugunsten des FCZ zu ändern?

Meier: Indem wir wie gesagt unsere Qualität noch mehr steigern. Die Grasshoppers zu überflügeln, wird sicher nicht einfach, denn wenn ich mir ihr Kader anschaue, sind die sicher nicht schlechter geworden. Anderseits sollte man nicht vergessen, dass es im Cup recht eng ausging und wir in der Rückrunde mehr Punkte geholt haben als sie. Schauen wir mal. Abgerechnet wird bekanntlich erst Ende Saison.

Und wer steht dann ganz oben?

Meier: Hauptfavorit ist ganz klar Basel. Der Rest ist sehr nah beieinander, da will ich nicht spekulieren.

 

INFOBOX

Am 14. Juli startet die Super League in die Saison 2013/2014. Der FCZ empfängt zum Auftakt im Letzigrund Thun (13.45 Uhr), während der Grasshopper Club auswärts in St. Gallen antritt (16 Uhr). Das erste Derby wird am Mittwoch, 30. Oktober 2013, um 19.45 Uhr ausgetragen.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare