mobile Navigation

Interview

Stecken ihr ganzes Herzblut in die Hotellerie: Regula und Jan E. Brucker vom Zürcher Widder-Hotel. Fotos: Nicolas Y. Aebi

Gemeinsam ziehen sie an einem Strang

26. September 2017

Die Hoteliers Jan und Regula Brucker sind seit 29 Jahren verheiratet und führen gemeinsam das Fünfsternhotel Widder am Rennweg. Nach neunmonatiger Umbauphase eröffnen sie heute die legendäre Widder-Bar und das Restaurant mit neuem Konzept.

Sie führen als Direktionsehepaar ein Luxushotel. Wie ist die Rollenverteilung privat und im Job?

Jan E. Brucker: Im Hotel haben wir klar getrennte Bereiche, das ist wichtig, weil jeder seine eigenen Stärken hat. Privat führt meine Frau Regie, da sie auch mehr zu Hause ist und sich um die Familie kümmert.

Regula Brucker: Wir führen seit über 30 Jahren Hotels zusammen und sind ein eingespieltes Team. Mein Mann war immer der Chef und ist es auch heute. Einer muss am Schluss die Entscheidung treffen und die Verantwortung haben. Mir war immer wichtig, dass mir neben dem Beruf Zeit fürs Muttersein bleibt. Ich bin auch diejenige, die kocht. Mein Mann ist ein Allesesser.

Jan: Dafür räume ich gerne ab und mache in Ruhe die Küche sauber.

Besprechen Sie private Angelegenheiten im Betrieb?

Regula: Privates besprechen wir nie im Hotel. Aber zu Hause reden wir schon auch übers Geschäft, heute mehr als früher. Unsere Kinder sind mittlerweile erwachsen und mit uns auf Augenhöhe. Wir tauschen oft Ideen aus.

Jan: Als wir frisch verheiratet waren, war meine Bedingung, dass wir daheim keine Diskussionen übers Geschäft führen, um unser Privatleben zu schützen. Heute sehe ich das lockerer. Wir haben auch unsere Kinder mit dem Hotelvirus infiziert, eines arbeitet ebenfalls in der Hotellerie, ein anderes hat inzwischen in die Innenarchitektur gewechselt.

Was haben Sie gemeinsam, worin unterscheiden Sie sich?

Jan: Wir stecken beide unser ganzes Herzblut in die Hotellerie. Einem Hotelmanager wird sehr viel Präsenz abverlangt. Ich bin zu jeder Tageszeit liebend gerne im Betrieb. Es ist ein Privileg, eine Partnerin zu haben, die am gleichen Strang zieht.

Regula: Wir beide teilen die Liebe zum Detail, die Offenheit zu den Gästen. Mein Mann ist sehr kreativ und hat den Mut, verrückte Ideen umzusetzen, auch wenn er nicht weiss, ob es gut kommt. Ich bin eher der «Ja, aber»-Typ.

Jan: Aber die Idee mit der Pop-up-Widder-Garage kam doch von dir! Das war ja auch mutig und ein Volltreffer.

Was haben Sie zuletzt voneinander gelernt?

Regula: Ich lerne immer wieder etwas von meinem Mann; hartnäckig zu sein beispielsweise.

Jan: Meine Frau ist sehr empathisch und spürt, wenn die Mitarbeitenden etwas bedrückt oder jemand reden möchte. Sie sensibilisiert mich oft dafür.

Was möchten Sie unbedingt noch miteinander erleben?

Regula: Wir arbeiten und leben zusammen, und trotzdem wünsche ich mir mehr Zeit. Meine Woche sollte acht Tage haben.

Jan: Früher wollte ich immer auf allen Hochzeiten tanzen. Meine Frau musste mich oft bremsen. Heute geniesse ich es, daheim zu sein, im Garten. Jetzt ist sie diejenige, die sagt: Komm, lass uns etwas unternehmen. Ich nehme mir aber immer vor, häufiger in neuen Lokalen essen zu gehen. Es passiert so viel in Zürich und anderswo.

Heute werden die Widder-Bar sowie das Restaurant als Widder Bar & Kitchen wiedereröffnet. Neu dreht sich alles um «Flavours», um verschiedene Aromen und Gerüche. Von wem stammt die Idee?

Jan: Wir haben lange im Team überlegt, wie wir das in die Jahre gekommene Restaurant verändern und in die Zukunft führen könnten. Weg vom Fine Dining, hinzu casual. Die Widder-Bar erstreckt sich neu über zwei Etagen und verbindet sich mit dem Restaurant. Wir sind überzeugt: Jedes gute Restaurant braucht eine gute Bar und umgekehrt. Hinzu kommt, dass die Leute heute häufiger einen Cocktail zum Essen bestellen.

Regula: Wir zelebrieren neu das Sharing-Konzept mit kleinen Schälchen und Tellern. Es wird keine traditionelle Speisekarte mehr geben, es dreht sich alles um verschiedene Geschmacksrichtungen, Sinne und Gerüche.

Was ist das Rezept für eine gute Ehe?

Regula: Nach knapp 30 Jahren Ehe kennt man einander natürlich sehr gut. Trotzdem ist es wichtig, dass man die Neugierde nicht verliert und viel redet.

Jan: Das stimmt. Wir gehen nicht nach Hause und sitzen vor den Fernseher. Ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal einen Film geschaut hätte. Für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn die Familie am Tisch sitzt und diskutiert.

Gut zu wissen

Jan E. Brucker (63) wurde in Olten geboren. Er absolvierte die Hotelfachschule in Lausanne. 1981 gehörte er zum Eröffnungsteam des Peninsula Peking, dem ersten westlich geführten Hotel in der Volksrepublik China. Später arbeitete er im Peninsula Hongkong. Zurück in der Schweiz, folgten Stationen in den Hotels Victoria Jungfrau, Beatus Merligen, Muchetta Davos, Schweizerhof Zermatt, Park Gstaad und Swissôtel Berlin. Seit 2001 führt er mit seiner Frau Regula das Zürcher Widder-Hotel.

Regula Brucker (53) wurde in Basel geboren. Nach der Hotelfachschule ging sie für ein Jahr nach New York für ein Managementtraining. Später übernahm sie mit ihrem Mann Jan E. Brucker die Direktion des Hotels Beatus Merligen. Sie eröffneten das Kinderhotel Muchetta in Davos-Wiesen und führten zehn Jahre den Schweizerhof in Zermatt. 1999 übernahmen sie das Park Gstaad. Seit 2001 führt sie mit ihrem Mann das Widder-Hotel.

Jan und Regula Brucker lernten sich 1985 im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken kennen. Weil es damals in der Hotelbar einen personellen Engpass gab, bot der langjährige Direktor des Victoria Jungfrau, Emanuel Berger, spontan seine Nichte Regula auf. Jan E. Brucker war damals Personalchef. Sie verliebten sich und heirateten 1988. Mittlerweile führen sie seit 30 Jahren Hotels in der Schweiz. Mit ihren beiden Töchtern (26 und 21) und ihrem Sohn (23) sowie Hund leben sie in einem Haus bei Zürich. 

zurück zu Interview

Artikel bewerten

5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare