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Interview

Tierliebend und ökologisch korrekt: Globi, der schlaue Bauer. Bild: Globi Verlag

Globi ist jetzt auch Biobauer

Von: Jan Strobel

18. März 2014

Im neuesten Band «Globi, der schlaue Bauer» entdeckt Globi die biologische Landwirtschaft und krempelt einen Bauernhof komplett um. Gisela Klinkenberg, Verlagsleiterin beim Globi-Verlag, sprach mit dem «Tagblatt» über den Papageienmenschen als Vorzeigegrüner und was ihn zum waschechten Zürcher macht.

Tagblatt der Stadt Zürich: Gisela Klinkenberg, Globi ist heute 82 Jahre alt und kein bisschen müde. Wie würden Sie seinen Charakter beschreiben?

Gisela Klinkenberg: Globi ist zuerst einmal ein Freund, der treue Gefährte der Kinder. Gleichzeitig ist er äus-serst wissbegierig und ein pfiffiger Erfinder. Heute würden wir sagen: Globi ist lösungsorientiert. Als Fantasiefigur kann er zudem sogar mit Tieren reden, er hat also auch etwas Märchenhaftes. Auf der anderen Seite tritt uns Globi auch als Lausbub entgegen, dem auch mal was misslingt. Und: Er ist manchmal etwas cholerisch, er hat seine Wutanfälle. Früher fielen die etwas heftiger aus, da wurde Globi schon mal laut. Heute ist er ein kleines bisschen sanfter geworden.

Was macht Globi zum richtigen Zürcher?

Es gibt eigentlich keinen konkreten Ort, an dem man Globi festmachen könnte. Er ist ja auf der ganzen Welt unterwegs, war schon Polarforscher, reiste mit dem Panda um die Welt, sauste mit einem UFO durchs All. Globi ist also weniger lokalpatriotisch, als man gemeinhin annimmt. Zum Zürcher wird er höchstens, wenn man seine Entstehung als Maskottchen des Warenhauses Globus 1932 betrachtet. Und auch der Globi-Erfinder Roger Lips war Zürcher.

Im Grunde genommen ist Globi ja sowieso Afrikaner.

Tatsächlich schlüpfte Globi in Afrika aus dem Ei und flog danach Richtung Europa. Zufällig landete er dann in der Schweiz. Die Kinder nahmen ihn so
begeistert auf, dass er sich entschloss, hier zu bleiben.


Im neuesten Band wird Globi zum schlauen Biobauern. Weshalb haben Sie gerade dieses Thema gewählt?

Der Band ist die Weiterentwicklung des Klassikers «Wie Globi Bauer wurde», der 1941 erschien. Schon damals war das eine der beliebtesten Globi-Geschichten. Das Landleben, die Tiere – das begeistert die Kinder  seit jeher. Wir entschlossen uns deshalb, Globi noch einmal auf den Bauernhof zu schicken, nachdem er im letzten Band das Schweizer Fernsehen besucht hatte. Natürlich entspricht das auch dem grünen Zeitgeist. Globi macht ja sowieso unsere gesellschaftlichen Entwicklungen immer mit, ist Teil unserer Geschichte. 1940, mitten im Zweiten Weltkrieg, wurde er Soldat, und als er  dann zum ersten Mal Bauer wurde, nahm er gewissermassen an der Anbauschlacht teil. Heute ist er eben Biobauer.
 
Der Band entstand in Kooperation mit der Stiftung Biovision, die sich für die Förderung der ökologischen Landwirtschaft in Afrika einsetzt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Der Globi-Verlag geht immer wieder solche Partnerschaften ein. So arbeiteten wir schon mit der Post, den SBB oder dem Flughafen zusammen. Biovision kam 2009 auf uns zu, mit der Idee, einen Band zum jetzigen UNO-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe herauszugeben. Wir setzten uns also zusammen, erarbeiteten ein Drehbuch, überlegten, wie wir das Thema der biologischen Landwirtschaft den Kindern vermitteln können. 

Sie haben den Zeitgeist angesprochen. Globi ist in diesem Band eigentlich ein Vorzeigegrüner. Er fährt mit Kompogas, bekämpft Läuse mit Marienkäfern, lässt sich über die heilende Wirkung von Kilimandscharo-Basilikum aufklären. Ist das nicht etwas gar pädagogisch?

Ich finde, pädagogisch ist das falsche Wort. Es geht vielmehr um Wissensvermittlung, Globi möchte die Kinder neugierig machen. Er nimmt sie von Beginn an mit in die verschiedensten Welten. Die Globi-Bände der Anfangszeit waren viel pädagogischer als heute. Abgesehen davon: Wenn Globi schon schlau ist, dann sollte er auch so handeln. Und das heisst: Er sorgt dafür, dass die Umwelt nicht zerstört wird.

Was auffällt: Globi ist politisch korrekt geworden. Globine ist seine «Kumpelin», der falsch krähende Hahn wird nicht als Poulet verspeist, sondern bekommt ein Singlehrbuch überreicht. Leidet unter dieser Korrektheit nicht der Humor?

Das ist natürlich immer eine Gratwanderung. Manchmal hindert die politische Korrektheit Globi tatsächlich daran, wirklich keck zu sein. Ich glaube aber, dass das lediglich die Sicht von Erwachsenen ist, die im Rückblick Globi beurteilen. Für die heutigen Kinder spielt das schlicht keine Rolle. Übrigens feiert Kumpelin Globine in diesem Band ihre Wiedergeburt.

Mitte der 70er-Jahre musste sich Globi Vorwürfe des Rassismus und Sexismus gefallen lassen. Wie hat das seine Figur beeinflusst?

Globi war damals ein regelrechtes Feindbild gewisser Kreise. Er erlebte in dieser Zeit eine ziemliche Krise. Man darf allerdings nicht vergessen: Gerade in den frühen Jahren war Globi aus heutiger Sicht bisweilen wirklich rassistisch, spielte zum Beispiel 1935 in Afrika «Ringspiele mit Hottentotten-Frauen». Was mich allerdings an der Kritik immer etwas störte, war, dass sie nicht in den Zeitkontext gestellt wurde. In den 80er-und 90er-Jahren wurden ältere Globi-Klassiker schliesslich sanft angepasst und kritische Passagen überarbeitet. Gewisse Ausgaben haben wir gar nicht mehr aufgelegt.

Im neuen Band lässt sich Globi von der kenianischen Bäuerin die Bio-Landwirtschaft erklären und lernt dabei auch etwas Suaheli. Er ist wirklich geläutert.

Globi ist jetzt eben ein richtig verantwortungsvoller Globetrotter.

Können Sie schon verraten, auf welche Reise Globi als Nächstes geht?

Schon im Herbst erscheinen weitere Neuheiten, wie zum Beispiel ein neues Globi-Kochbuch, «Globis Schweizer Küche».              

«Globi, der schlaue Bauer», Band 84. Globi Verlag 2014. 21.50 Franken.

Lesen Sie auch: "Bambis Spuren führen auch nach Zürich"

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