mobile Navigation

Interview

"Helden sind für Sissies"

Von: Janine Grünenwald

02. Mai 2012

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unserer Parlamentarier? Diese Woche mit Richard Wolff, AL.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant in Zürich?

Richard Wolff: Der Ziegel oh Lac in der Roten Fabrik. Ich habe in der Fabrik als Sekretär und im Veranstaltungsbetrieb gearbeitet, die Rote Fabrik mit aufgebaut und damals gemeinsam mit meinen KollegInnen durch den Abstimmungskampf gebracht. Danach war ich Vorstandsmitglied. Ich fühle mich auch heute noch sehr mit der Roten Fabrik verbunden.

Was geht Ihnen in Zürich besonders auf den Keks?

Wolff: Die Velokontrollen. Ich bin ein passionierter Ganzjahresvelofahrer. Einerseits will Zürich das Velofahren fördern, anderseits wird man im Verkehr behandelt wie der letzte Depp, man ist Freiwild, und wenn man sich dann gezwungenermassen eine kleine Gesetzesübertretung erlaubt, beispielsweise auf die Busspur oder das Trottoir ausweicht, dann wird man dafür auch noch gebüsst.

Wie würden Sie einem Fremden Ihr Äusseres beschreiben?

Wolff: Gross, blond und muskulös (lacht).

Wer ist Ihr liebster politischer Gegner und warum?

Wolff: Habe ich überhaupt Gegner? Ich denke nicht oder nur teilweise in solchen Kategorien. Eigentlich will ich mit allen kooperieren können. Je nach Sachfrage ist das auch möglich. Auch mit meinen vermeintlich politischen Gegnern, die meistens auf der rechten Seite zu finden sind, kann ich in Sachfragen durchaus zusammenarbeiten.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Wolff: Ich bin gegen Helden. Helden sind für Sissies. Wenn ich jetzt trotzdem jemanden nennen muss, dann Angela Davis. Sie hat sich für die Rechte der Schwarzen, der Frauen und für die Menschenrechte in den USA überhaupt eingesetzt. Sie hat mich sehr beeindruckt.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Wolff: Alkohol ist nicht meine Droge.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Wolff: Im Kino, bei sentimentalen Szenen, kann es durchaus passieren, dass mir die Tränen kommen.

Was ist Ihnen heilig?

Wolff: Menschenrechte. Die Unverletzbarkeit von Körper und Seele.

Glauben Sie an Gott?

Wolff: Es gibt viele Göttinnen und Götter.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Wolff: Ja, oft. Da halte ich es mit den Buddhisten: Geben ist eine gute Tat, ein Verdienst.

Sex gegen Geld. Was halten Sie davon?

Wolff: Wenn es beide freiwillig machen und in dem Sinne alle etwas davon haben, dann bin ich nicht dagegen.

Wer ist für Sie der bedeutendste Zürcher?

Wolff: Der Böögg. Der ist unbestritten. Und er wird jedes Jahr wieder verbrannt, man kann ihn wieder loswerden.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Wolff: Das waren zwei: Prinz und Taxifahrer. Beim Ersten dachte ich, man könne den ganzen Tag tun und lassen, was man wolle. Beim Zweiten gefiel mir das viele Autofahren.

Wie hoch sind Ihre monatlichen Fixkosten?

Wolff: Was heisst schon Fixkosten? Die Krankenkassen werden jedes Jahr teurer, die Mieten steigen, von fix kann gar keine Rede sein.

Was bereuen Sie?

Wolff: Da kann ich Edith Piaf zitieren: «Je ne regrette rien.» Ausser, dass ich meinen Vater nicht mehr über seine Geschichte befragt habe.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Wolff: Ich bin schon viel und auch sehr lange gereist und habe deshalb die meisten Orte, die ich sehen wollte, schon gesehen. Aber neben einer mehrmonatigen Indienreise würde ich gerne mal nach Madeira fahren und ausserdem vom Bodensee an den Genfersee wandern.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Wolff: Ich bin gegen die Todesstrafe. Aber ich esse sehr gerne thailändisch. Ein Curry zum Beispiel.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare