mobile Navigation

Interview

Joel Meier: «Für mich gibt es keinen Grund, Drogen auszuprobieren.»

«Ich freue mich über ernsthafte Gespräche»

Von: Andy Fischer

24. August 2015

Indiskretes Interview: Mit Joel Meier, Street-Parade-Präsident. Am Samstag findet der Mega-Anlass statt. Heute stellt sich Meier unserem Fragebogen.

Wo ist Zürich am schönsten, wo am hässlichsten?
Für mich und Hunderttausende Besucher ist Zürich am 29. August ganz klar am Seebecken am schönsten. Noch nicht wirklich anfreunden konnte ich mich mit Neu-Oerlikon oder dem Glattpark. Irgendwie fehlen mir da zwischen all dem Glas die Wurzeln.

GC oder FCZ?

Es git nur ein Verein, won ich folge wett, us de schönschte Stadt, das isch de GCZ! Lolololoooo . . .

Wo werden Sie am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?
Hmmm… am Bauch mag ichs sehr gern. Nicht so gern im Gesicht.

Wie gelingt für Sie ein Date hundertprozentig? Was wäre ein No-Go?
Ha, keine Ahnung. Ich war bis vor kurzem 16 Jahre mit meiner Partnerin zusammen und habs dabei komplett verlernt. Hat jemand Tipps?

Was halten Sie von Sex ohne ­Liebe und Liebe ohne Sex.
Ersteres hat seinen Reiz. Letzteres ist viel wertvoller als Ersteres.

Glauben Sie an Gott?
Sehr sogar! Und ich erfahre Gott an keinem Tag intensiver, als während der Street-Parade.

Wem möchten Sie lieber nie begegnen, wem unbedingt? Weshalb?

Es gibt keine Menschen, die ich unbedingt kennen lernen oder eben nicht kennen lernen möchte. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und Erfahrungen. Ich freue mich drum über jedes ernsthafte oder Horizont erweiternde Gespräch. Egal ob mit Unternehmern, Arbeitern, Künstlern, Randständigen.

Wenn Sie die Macht hätten, in Zürich allein Entscheidungen zu treffen, was würden Sie sofort einführen, was sofort abschaffen?

Ich würde die öffentliche Beleuchtung zügig auf LED-Technik umstellen und 90 Prozent Energie sparen. Dann würde ich wohl die Verwaltung ziemlich massiv verkleinern wollen und das gesparte Geld in günstige Wohnungen, Arbeitsintegration von Jungen, Randständigen und älteren Mitmenschen stecken. Ebenso würde ich in der Stadt Zonen schaffen, in denen das Kultur- und Nachtleben (inkl. Alternativbewegung) bewusst stattfinden, lärmen und ausprobieren kann, und reine Wohnquartiere dafür von der 24-Stunden-Gesellschaft befreien. Und ich würde gern eine neue Diskussion anregen, warum wir mit Hunderten Millionen längst vergangene und nicht mehr relevante Kultur erhalten, dafür unsere eigene Kultur und Ausdrucksweise mit Steinen bewerfen.

Was ist für Sie Erfolg, was Miss­erfolg?
Wenn ich frei wählen könnte, würde ich wohl nur noch kreativ arbeiten – leider ist das in der Regel brotlos. Erfolg ist für mich deshalb dann, wenn etwas Kreatives erschaffen werden kann und dabei doch noch alle Rechnungen bezahlt werden können. Wie zum Beispiel auch bei der Street-Parade: Jedes Jahr, in dem wir die Veranstaltung weiterbringen können und dabei nicht pleitegehen, ist ein erfolgreiches Jahr.

Welche Erfindung sollte subito wieder rückgängig gemacht werden?
Gerne würde ich die Erfindung des virtuellen Geldes und Handels rückgängig machen. Die Spekulation auf Kursgewinne statt Investitionen in Wertschöpfung aus Arbeit, Innovation und Nachhaltigkeit hat unsere Gesellschaft sehr negativ verändert.

Wieso ist es wichtig, Drogen ausprobiert zu haben? Wieso sollte man die Finger davon lassen?
Hätte ich sie jemals ausprobiert, würde ich vielleicht für beides Gründe kennen. Ich halte mich an das Credo, wer sein Bewusstsein verändern muss, damit ihm seine Umgebung gefällt, sollte seine Umgebung wechseln/verändern und nicht sein Bewusstsein. Für mich gibts drum keinen Grund, weshalb man Drogen ausprobieren sollte.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare