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Interview

"Ich glaube weder an Gott noch an andere alte Männer"

Von: Janine Grünenwald

16. Mai 2012

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unserer Parlamentarier? Diese Woche mit Fabienne Nicole Vocat, Grüne.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihre Lieblingsbar in Zürich?

Fabienne Nicole Vocat: Jede Bar, in der man rauchen darf, ist meine deklarierte Lieblingsbar.

Was geht Ihnen in Zürich besonders auf den Keks?

Vocat: Die wachsende Intoleranz gegenüber Dicken, Hässlichen, Dummen, Rauchern und so weiter. Auch auf den Wecker gehen mir die gut gemeinten Kommissionen und Fachstellen. Wir werden davon überschwemmt, und ich befürchte, das gibt eine riesige Bürokratie.

Wie würden Sie einem Fremden Ihr Äusseres beschreiben?

Vocat: Gar nicht, dem schicke ich ein Foto.

Wer ist Ihr liebster politischer Gegner, und warum?

Vocat: Ich habe sie doch alle gern. Aber ein paar gehen mir ungeheuer auf die Nerven. Vor allem diejenigen, die Betroffenheitspolitik machen und meinen, ihr persönliches Erlebnis sei politisches Programm.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Vocat: Mein Bruder Alain. Er kann alles, er weiss alles und hat einen richtig gesunden Menschenverstand.

Vocat: Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken? Vorgestern.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Vocat: Das sage ich Ihnen nicht, aber ich kann Ihnen sagen, wann ich das nächste Mal weine: Wenn ich meinen ersten Boxkampf verliere.

Was ist Ihnen heilig?

Vocat: Was heisst heilig?

Glauben Sie an Gott?

Vocat: Nein. Ich glaube weder an Gott noch an andere alte Männer.

Wie lange brauchen Sie morgens im Badezimmer?

Vocat: Keine Ahnung. Auf jeden Fall weniger lange als mein Mann.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Vocat: Zigaretten verteile ich grosszügig, das ist ja ein richtiger Notstand. Ich verteile Sandwiches, Guetsli und ja, manchmal auch Geld.

Sex gegen Geld. Was halten Sie davon?

Vocat: Gar nichts. Aber was ich davon halte, ist nicht relevant. Besonders die illegal arbeitenden Prostituierten sind extrem viel Willkür ausgeliefert und müssen geschützt werden. Deshalb setze ich mich für bessere Bedingungen und für die Bekämpfung des Menschenhandels ein.

Sie gehen mit Ihrem Partner fein essen. Was darf es pro Person höchstens kosten?

Vocat: Da gibt es keine Limite. Geld macht nicht glücklich, aber ein gutes Essen schon.

Wer ist für Sie der bedeutendste Zürcher?

Vocat: Alfred Escher. Er hat mit seinem Gotthard- Projekt etwas angepackt, das technisch für nicht machbar galt und schon damals nicht finanzierbar war. Trotzdem haben wir heute diese Eisenbahnlinie. Mir stinken die Argumente «Es geht nicht» und «Es kostet zu viel». Es geht alles, wenn man wirklich will.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Vocat: Von ganz vielen. Ich wollte Boxerin werden, Formel-1-Fahrerin, Automechanikerin, Ägyptologin, Schriftstellerin, Bäuerin, Malerin und Holzfällerin.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Vocat: Die Welt gerettet und Boxen gelernt.

Was bereuen Sie?

Vocat: Dass ich nicht Boxen gelernt habe.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Vocat: Auf die Venus. Nein, wenn ich irgendwohin hätte verreisen wollen, dann hätte ich das getan.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Vocat: D’abord les oeufs de caille au caviar, en suite une escalope de fois gras avec sa sauce au vinaigre de Xeres, des cailles farcies aux morilles et pistaches, un tournedos Rossini et pour finir une grande portion de mousse au chocolat.

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