mobile Navigation

Interview

Florian Utz im charmanten Café Nordbrücke.

"Ich orientiere mich nicht an Vorbildern"

Von: Janine Grünenwald

11. März 2014

INDISKRETES INTERVIEW Heute mit Florian Utz. Hier erfahren Sie, ob der SP-Gemeinderat ein Lieblingslokal hat und warum es für ihn nicht entscheidend ist, ob es Gott gibt oder nicht.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in Zürich?

Florian Utz: Abwechslung macht das Leben bunt. Deshalb habe ich kein eigentliches Lieblingslokal.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Höchste Priorität haben mehr bezahlbare Wohnungen, sowie sichere Velowege. Daneben würde ich mehr Grünflächen und Freiräume schaffen. Zürich muss eine vielfältige Stadt bleiben. Dazu gehören auch Quartiere wie die Europaallee - aber eben auch Gegenpole.

Was würden Sie als Erstes aus Ihrem brennenden Haus retten?

Alle Menschen, alle Tiere und wenn dann noch Zeit bleibt, Fotoalben mit Kindheits- und Jugenderinnerungen.

Wem würden Sie gern mal so ­richtig Ihre Meinung sagen?

Den Managern von manchen Rohstoffkonzernen. Diese Unternehmen könnten es sich angesichts ihrer Milliardengewinne problemlos leisten, die Arbeiter in der Dritten Welt anständig zu bezahlen. Menschen unter miesen Bedingungen und zu Hungerlöhnen arbeiten zu lassen, um gleichzeitig Milliarden zu verdienen, das halte ich für ethisch verwerflich.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Ich orientiere mich nicht an bestimmten Vorbildern. Am stärksten geprägt, in durchwegs positivem Sinn, haben mich sicher mein Vater und meine Mutter.

Wann haben Sie zum letzten Mal einen über den Durst getrunken?

Vorletztes Wochenende in den Skiferien.

Glauben Sie an Gott?

Ich weiss nicht, ob es Gott gibt. Für mich ist diese Frage insofern auch nicht entscheidend, als ich so oder so versuche, Menschen mit Respekt zu behandeln und niemandem zu schaden. Wenn es Gott gibt, so schaue ich seinem Urteil zuversichtlich entgegen. Umgekehrt würde ich mich auch nicht anders verhalten, wenn ich mir sicher wäre, dass es Gott nicht gibt.

Wer ist Ihr Lieblingsmusiker?

Bob Dylan. Fast noch besser gefallen mir aber manche Cover-Versionen von seinen Songs, zum Beispiel jene von Joan Baez.

Geben Sie einem Bettler Geld?

In der Schweiz nicht. In ärmeren Ländern ohne gutes soziales Netz hingegen schon.

Wo liegt für Sie die Obergrenze eines vertretbaren Jahresgehalts?

Löhne von mehr als einer Million Franken finde ich eher schwer erklärbar. Persönlich kann ich gleichwohl auch mit noch höheren Löhnen leben – sofern sie normal versteuert werden. Heute werden hohe Einkommen dank Steueroasen, Offshorekonstrukten und Pauschalabkommen kaum mehr normal versteuert. Das macht den Zusammenhalt unseres Landes kaputt. Darin sehe ich das eigentliche Problem, das es anzupacken gilt.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Lokomotivführer. Noch heute reise ich sehr gern mit dem Zug. Er ist nicht nur ökologischer als das Flugzeug, sondern man hat auch ein viel besseres Gefühl für die zurückgelegte Distanz. Und man erlebt beim Zugreisen viel mehr.

Welche ist Ihre Lieblings-App?

Am meisten nutze ich die Apps von SBB, Tagi, NZZ und «Spiegel». Auf Reisen finde ich zudem Offline­karten wie jene von Mapdroyd sehr praktisch.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Henkersmahlzeiten versuchen, der zutiefst unmenschlichen Todesstrafe ein menschliches Antlitz zu geben. Das halte ich für so zynisch, dass mir der Appetit vergeht. Wenn ich aber Appetit habe, so liebe ich Mahlzeiten mit viel Käse. Zum Beispiel Älplermagronen, Raclette und Fondue.

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare