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Interview

Unermüdlich: Giuseppe Scaglione, Geschäftsführer von Radio 105. Bild: PD

"Ich werde ein völlig neues Radio ins Leben rufen"

Von: Jan Strobel

17. September 2013

Giuseppe Scaglione, der Geschäftsführer von Radio 105, gehört zu den schillerndsten Figuren der Schweizer Radiolandschaft. Sein Sender verzeichnet derzeit 123 000 Hörer. Zum dritten Mal in Folge wurde Radio 105 als «Radio of the Year» ausgezeichnet. Jetzt feiert Scaglione den Erfolg mit einem Grossanlass im Klub X-tra. Mit dem «Tagblatt» sprach er über sein Erfolgsrezept und darüber, welche neuen Pläne er bereits im Köcher hat.

Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Scaglione, was ist Ihre persönliche Playlist für den heutigen Tag?

Giuseppe Scaglione: Martin Garrix:  «Animals». Bruce Springsteen: «Tougher Than the Rest». Vasco Rossi: «Eh già». Udo Lindenberg: «Das Leben». Birdy: «Wings». Marianne Faithfull: «The Ballad of Lucy ­Jordan». Imagine Dragons: «Top of the World». Stevie Wonder: «Master Blaster». Paul Kalkbrenner: «Sky and Sand» und schliesslich: Ambrosian Opera Chorus: «Cavalleria ­rusticana».

Wenn Sie mal nicht Radio 105 hören, wo schalten Sie sich ein?

Scaglione: Dann höre ich gerne ausländische Stationen. Seit meiner Kindheit bin ich ein grosser Fan von SWR 3. Dieser Sender schafft es, Hörer über Generationen hinweg zu halten – ohne dabei je peinlich oder anbiedernd zu sein. Der Mix aus Information, Unterhaltung und Musik ist hier besonders gut. Wenn es um reine Unterhaltung geht, dann höre ich gerne grosse italienische oder französische Privatradios. Dort sind die Leute hinter dem Mikrofon ­echte Stars.

«Radio of the Year» in dritter Folge, grösster Hörerzuwachs in der Deutschschweiz.  Wie machen Sie das?

Scaglione: Dieser Erfolg kommt nicht von einer Person alleine. In erster Linie braucht es dazu ein gutes Team, das Freude daran hat, tagtäglich den Leuten ein noch besseres Programm zu bieten, und nie müde wird, sich ständig neu zu erfinden,  um den Hörern etwas zu bieten. Wir setzen auf neue Musik – deshalb auch der Slogan «Today’s Best Music» – und junge, authentische Moderatoren, die die Sprache unseres Zielpublikums sprechen. Dieser frische, überraschende Stil scheint beim Publikum gut an­zukommen, was uns sehr freut.

Sie setzen in Ihrem Programm auf DJs wie DJ Antoine, Tanja La Croix, David Guetta oder Mr. Da-Nos. Sie müssen sich regelmässig den Vorwurf anhören, das sei absoluter Mainstream. Jemand, der sich lieber Alternative, Indie oder Rock anhören will, schaltet da sofort um. Was entgegnen Sie dieser Kritik?

Scaglione: Diesen Vorwurf habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. In unserem Programm legen auch viele andere DJs auf, die kaum als Mainstream bezeichnet werden können. Klar, wem die Musikrichtung nicht gefällt, der kann natürlich umschalten, zum Beispiel auf einen unserer Web-Channels, wo wir spezielle Angebote für Rock-, Alternative- oder Hip-Hop-Fans haben. Für die Abdeckung von spezifischen Musikrichtungen, die vielleicht nicht immer die breite Masse ansprechen, eignet sich das Internet sehr gut. Ein Radiosender hingegen, der wie Radio 105 via UKW, DAB und Kabel sendet, ist immer noch ein Massenmedium und muss folglich möglichst viele Menschen ansprechen, um auch für Werbekunden attraktiv zu sein. Mit Mainstream hat dies nichts zu tun. Nur weil etwas erfolgreich ist und vielen Leuten gefällt, muss es ja nicht gleich schlecht sein.

Welche Musik ist denn Ihrer Meinung nach beim jungen Publikum heute gefragt?

Scaglione: Die Jungen von heute sind neuer Musik gegenüber sehr aufgeschlossen und tolerant. Die Stilrichtungen vermischen sich. Wer Avicii hört, hört auch die neue ­Kuschelrock-CD oder Woodkid. Das sehen wir auch auf Radio 105 – das Angebot an gespielter Musik ist ziemlich breit. Seit einiger Zeit ist es jedoch so, dass Produktionen mit Dance-Einflüssen besonders gut ankommen. Radio 105 hat schon sehr früh auf die DJ- und Clubkultur gesetzt. Jedes Wochenende legen bei uns 19 Top DJs ihre Platten auf. So etwas ist in der ganzen Schweiz einzigartig.

Nicht nur die Printmedien, auch die Radiolandschaft befindet sich im  Umbruch. Radio 24 zum Beispiel setzt auf «Social Radio». Der Hörer soll in die Gestaltung des Programms  mit einbezogen werden mit ­Facebook, Publikumsbefragungen, Live-Showcases oder einem eigenen TV-Kanal. Wie sehen Sie das Radio der Zukunft?

Scaglione: Das Medium Radio war schon immer ein Social Media – wenn nicht sogar das erste Social Media überhaupt! Dass man die Leute ins Programm einbindet, ist ja nichts Neues. Bereits vor 30 Jahren hat man die Hörer regelmässig via Telefonanrufe ins Radioprogramm eingebunden. Später kamen Faxe, E-Mails und Facebook dazu. Als erster nationaler Medienbetreiber setzt Radio 105 ein Konzept um, welches von Experten als globales Zukunftsmodell für Radio-Websites eingeschätzt wird. Der Nutzer kann in Echtzeit immer und überall auf sämtliche Inhalte von Radio 105 zugreifen, diese nochmals anhören oder kommentieren und natürlich via Social Media mit Freunden ­teilen.

Wenn wir von der Zukunft sprechen: Welche Pläne haben Sie?

Scaglione: Ich werde auf Ende Jahr, zusammen mit meinem neuen Geschäftspartner Daniel Hartmann, ein völlig neues Radio ins Leben rufen: Blue Sky. Es wird kein Radio nur für Erwachsene und auch kein Sender für die Golden Agers. Radio Blue Sky beschwört musikalische «Magic Moments» im Leben jedes Menschen, egal welchen Alters. Mit den unvergesslichen Songs der Bee Gees, von Rod Stewart, Prince, Donna Summer, Stevie Wonder oder Abba verbindet jeder seine ganz persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse. Bis heute stehen die 70er und 80er für eine zeitlose Wohlfühlmusik, die uns tagtäglich begleitet. Sie begeistert Jüngere heute genauso wie Ältere. Radio Blue Sky wird auf DAB+, Kabel, Satellit und Internet praktisch in der ganzen Deutschschweiz zu empfangen sein.

Am Freitag steigt im Klub X-tra erst einmal die 105 DJ Night. Was bieten Sie Ihren Gästen?

Scaglione: Es wird an diesem Abend ein Riesenspektakel mit den besten DJs des Landes: DJ Antoine, Remady & Manu-L, Mr. Da-Nos, Mike Candys und natürlich Tanja La Croix. Viele weitere Top-DJs werden für eine einmalige Stimmung sorgen. Wer nicht dabei ist, verpasst definitiv etwas.

Lesen Sie zum Thema Radio auch: "Die Iron Lady des Zürcher Radios"

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