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Interview

Christine Seidler (45) liebt das Essen im Kobal und den Kaffee im Schober.

"Ich würde schon lange einen Stadtstaat gründen"

Von: Janine Grünenwald

07. Mai 2013

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unsere Parlamentarier? Diese Woche mit Christine Seidler, SP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in Zürich?

Christine Seidler: Ich habe viele Lieblingslokale. Das Volkshaus ist für mich gut gelegen, daher treffen wir uns heute hier. Ich liebe das Essen im Kobal und trinke im Schober gern einen Kaffee. Auch im Bluetige Duume oder im Café Schwarzenbach kehre ich hie und da ein.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Seidler: Vieles. Ich würde beispielsweise schon lang einen Stadtstaat gründen, die Stadtentwicklung anders anpacken und auch die Mietpreis- und Bodenpolitik ist ein Thema.

Drei Dinge, ohne die Sie niemals das Haus verlassen . . .

Seidler: Meine Brille, ohne die sehe ich nichts, und meine Schlüssel – wobei ich die öfter mal vergesse. Auch ohne Schuhe würde ich wohl nicht aus dem Haus.

Wem würden Sie gern einmal so richtig die Meinung sagen?

Seidler: Andrea Stauffacher. Sie hat inhaltlich gute Gedanken, aber die restriktive Umsetzung und Akzeptanz von Gewalt ist der völlig falsche Weg. Mich nervt das ungemein.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Seidler: Während meiner Kindheit Mary Poppins und Pippi Langstrumpf, in meinen Jugendjahren Nelson Mandela. Er hat mich sehr beeindruckt.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Seidler: Beim Abschiedsapéro von Stadtrat Martin Vollenwyder.

Haben Sie schon einmal Drogen konsumiert?

Seidler: Während meiner Chemotherapie musste bzw. durfte ich medizinisches Marihuana konsumieren.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Seidler: Letzte Woche.

Glauben Sie an Gott?

Seidler: Ich bin Agnostikerin. Ich glaube an die Liebe, an die Natur und an das Gute im Menschen. Und ich bin fasziniert von Religionsgeschichte.

Wer ist Ihre Lieblingsmusikerin?

Seidler: Das ist stimmungsabhängig. Ich liebe Cecilia Bartoli genauso wie Tom Waits, Nora Jones oder Adele und Bach.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Seidler: Nein. Aber ich gebe gern einen Apfel, eine Cola oder ich kaufe ihm eine Bratwurst.

Wo liegt für Sie die Obergrenze eines vertretbaren Jahresgehalts?

Seidler: Bei 200 000 Franken.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie ­davon?

Seidler: Das ist jedem freigestellt. Für mich ist es ein Tabu, ich kann das nicht.

Sie gehen mit Ihrem Partner fein ­essen. Was darf es höchstens ­kosten?

Seidler: Das ist egal. Da ich aber gern in bescheidenere Restaurants gehe, wird es meistens gar nicht so teuer.

Diesen Zürcher hätte ich gerne mal persönlich getroffen . . .

Seidler: Es gibt viele, die mich berührt und fasziniert haben. Zum Beispiel Emilie Kempin-Spyri, Lydia Welti-Escher und Anny Klawa-Morf. Zudem hätte ich gern meinen Grossvater noch besser kennen gelernt. Er war Spanienkämpfer und leidenschaftlicher Zürcher, der die Politik sehr geprägt hat.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Seidler: Hebamme, Geigenbauerin, auch Volkswirtschaft wollte ich studieren und Statikerin werden. Ich hatte viele Ideen.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Seidler: All diese Berufe gelernt.

Wovor fürchten Sie sich?

Seidler: Vor Machtmenschen.

Lesen Sie Arzt- oder andere Heft­romane?

Seidler: Ich lese keine Arztromane, aber Comics. Einer meiner Lieblinge ist «MAUS». Und momentan lese ich «Aufzeichnungen aus Jerusalem». Es geht um einen Comiczeichner, der seine Frau, die für Ärzte ohne Grenzen arbeitet, nach Israel begleitet.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Seidler: Ich würde keinen Bissen runterkriegen.

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