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Interview

«Am Anfang unserer Beziehung waren wir wild, und es flogen die Fetzen»: Willi Spiess (l.) und Michael von der Heide. Bild: Nicolas Y. Aebi

Ihre Liebe stand in den Sternen

Von: Isabella Seemann

26. Februar 2019

Amors Pfeil traf sie vor 25 Jahren unversehens im Café Odeon: Seither gehen Michael von der Heide (47) und Willi Spiess (53) Hand in Hand durchs Leben – zuweilen auch beruflich. Für das neue Musical «Divamix», in dem der Chansonnier die Hauptrolle spielt, entwarf der Designer die Kostüme.

Erzählen Sie doch mal Ihre Version der Geschichte, wie Sie Ihren Partner kennen gelernt haben.

Michael von der Heide: Ich war mit Vera Kaa auf Tour. Ich war ihr Fahrer, CD-Verkäufer und der Babysitter ihres Sohnes. Nach getaner Arbeit fuhr ich zu später Stunde ins Odeon. Da sah ich Willi an der Bar. Er war mit Freunden da, und ich gesellte mich frech dazu. Es war eine angeregte Unterhaltung im Gange, und faszinierenderweise sprach Willi immer das aus, was ich jeweils im Moment dachte.
Willi Spiess: Als ich Michael im Café Odeon kennen lernte, konnte ich mich seinem frechen Blick und seiner humorvollen, unkonventionellen Art nicht entziehen.

Wie erkannten Sie, dass es Liebe ist?

Michael: Oh, das dauerte dann doch noch ein wenig. Wir begegneten uns immer wieder und immer wieder an den unterschiedlichsten Orten. Mal auf der Gemüsebrücke, mal im Theater, dann in einem Club. Irgendwann spürte ich, dass dies kein Zufall sein kann.
Willi: Es stand wohl in den Sternen. Wir liefen uns immer wieder über den Weg, und irgendwann bedeutete das für mich, dass uns die Götter wohl zusammen sehen möchten.

Hin und wieder arbeiten Sie auch zusammen. Willi Spiess entwirft von der Heides Bühnen-Outfits. Was bedeutet für Sie Zusammenarbeit?

Michael: Willi hat seine eigenen Ideen und ich auch. Aber wir besprechen alles zusammen und sind meistens zu Kompromissen bereit. Lustigerweise wollte ich in meiner Jugend auch Modedesigner werden. Und nun habe ich einen.
Willi: Die Zusammenarbeit macht natürlich Spass, da wir uns sehr gut kennen und dadurch sehr schnell ans Ziel kommen. Ich weiss natürlich genau, was Michael gefällt. Ich schlage ihm aber auch gerne mal was Neues vor. Meistens rümpft er im ersten Moment die Nase, doch wenn er das Resultat im Spiegel sieht, kann er jeweils, wenn auch ungern, zugeben, dass er sich irrte.

Was haben Sie gemeinsam, worin unterscheiden Sie sich?

Michael: Wir lieben beide Musik, Tiere, Mode, Essen, Champagner, Wasser, Tee, Wein, das Meer und die Berge. Ich besuche gerne Konzerte, Willi aber meidet Menschenansammlungen und hat es gerne ruhig. Ich bespreche Dinge gerne ausführlich und lange, Willi reicht meistens ein Satz oder Wort.
Willi: Wir beide lieben Musik der unterschiedlichsten Art, Ferien am Meer, Reisen, Wein und tolles Essen. Michael redet viel, ich eher weniger, ich höre lieber zu.

Wie wichtig ist es für Sie, dass der Partner im Publikum sitzt bzw. dass Sie bei den Vorstellungen dabei sind?

Michael: Mir ist wichtiger, wenn ich mit Willi im Vorfeld alle Lieder, Kostüme und Ansagen austauschen kann. Wenn er zur jeweiligen Premiere kommt, dann freue ich mich. Und das ist dann auch gut.
Willi: An den Premieren und Vorstellungen bin ich häufig dabei. Und umgekehrt freue ich mich auch, wenn mich Michael besucht, wenn ich eine Fashion-Show in Paris oder Berlin habe.

Sie sind beide starke, eigenständige Persönlichkeiten. Ist eine Künstlerbeziehung, wie in Ihrem Fall, mit besonderen Herausforderungen konfrontiert?

Michael: Am Anfang unserer Beziehung waren wir wild, und es flogen auch mal die Fetzen. Wir mussten uns kennen lernen und unsere Plätzchen finden und definieren.
Willi: Eine Künstlerbeziehung finde ich ideal; da wir beide selbstständig sind, können wir sowohl Freizeit als auch Arbeit meist miteinander verbinden. Es ist auch spannend, da wir unterschiedliche Berufe haben.

Hand aufs Herz: Welchen Anteil an Ihren privaten Gesprächen nimmt der Tratsch über die hiesige Künstlerszene ein?

Michael: Ich nenne das Psychohygiene; schon seit meiner Kindheit in Amden. Ich habe grosse Ohren, und deshalb höre ich alles und manchmal mehr, als mir lieb ist. Das kann ich natürlich nicht alles für mich behalten. Ich bespreche das mit meinen Freundinnen. Willi tratscht leider nicht so gerne.
Willi: Sehr wenig. Ich kümmere mich lieber um die Pflanzen auf der Terrasse oder die Katzen.

Wann ist der Gleichklang der Seelen bei Ihnen gestört?

Michael: Eigentlich nie. Höchstens, wenn ich mal zu lange auf Reisen bin oder eine unserer Katzen krank ist.
Willi: Selten. Ausser Michael ist ungeduldig in einem gemeinsamen Projekt.

Etwas Unerwartetes passiert – wer übernimmt die Führung?

Michael: Das ist sehr situationsabhängig. Ich habe gute Antennen und reagiere schnell und intuitiv. Willi eigentlich auch.
Willi: Wir waren vor Jahren einmal in einem illegalen Club. Er befand sich in einem Keller. In einer Ecke fing es leicht an zu brennen, die Mehrheit der Leute bemerkte es aber noch nicht. Eine Freundin und ich informierten ganz ruhig die Leute. Zu Michael sagte ich bestimmt: Wir müssen jetzt sofort hier raus – doch da Michael ungern «Anweisungen» befolgt, wollte er erst diskutieren und den Grund erfahren.

Was haben Sie zuletzt voneinander gelernt?

Michael: Ich versuche immer wieder, so gelassen zu sein wie Willi, doch ich scheitere immer wieder. Ich habe den Verdacht, er ist als Buddhist auf die Welt gekommen und verheimlicht das vor mir.
Willi: Dass ich für eine neue Lampeninstallation doch einen erfahrenen Elektriker hätte anrufen sollen, so wie Michael mir das riet, als ich ihm von der Idee erzählte. Und auch dass Céline Dion eine grossartige Sängerin ist, auch wenn ich nicht auf sie stehe.

An welchen Ort in Zürich gehen Sie besonders gern mit Ihrem Partner?

Michael: Mit Willi gehe ich überall gerne hin. Vom Zürihorn übers Limmatquai bis ans Ende dieser Welt.
Willi: Ins Restaurant Franzos am Limmatquai etwa. Und natürlich an den See und auf den Uetliberg.

Wer von Ihnen hat zuletzt eine Liebeserklärung gemacht?

Michael: Ich – mit Worten und Musik.
Willi: Ob ich das war oder Michael, weiss ich jetzt nicht, aber Liebesschwüre machen wir oft. Eigentlich täglich.

Was möchten Sie unbedingt noch miteinander erleben?

Michael: Die nächsten 50 Jahre.
Willi: Natürlich viel Gemeinsamkeit privat wie beruflich und alles, was das Leben noch bringt. Toujours l’amour – l’amour toujours.

Michael von der Heide und Willi Spiess

Michael von der Heide (*1971) hängte seinen Beruf als Diplom-Krankenpfleger vor Jahrzehnten an den Nagel, doch nun holt ihn dieser wieder ein: Ab 13. März tritt der Chansonnier auf der Bühne des Theaters am Hechtplatz im Musical «Divamix» auf, in dem drei Divas auf der Notfallstation landen. Mitte der 90er-Jahre startete Michael von der Heide seine Karriere als Sänger und verbuchte mit «Jeudi Amour» gleich seinen ersten Hit. Seither gehört er zur ersten Garde der Schweizer Musikszene und hat schon elf Alben herausgebracht.

Willi Spiess (*1965) studierte Modedesign in Zürich und gewann in seiner bald 30 Jahre währenden Karriere zahlreiche Designwettbewerbe. Seit 1992 kreiert er Mode unter seinem Label «Willi Spiess». 2005 eröffnete er einen Laden für seine Damen- und Herrenmode sowie ein Atelier an der Schipfe 53 in der Altstadt. Dort arbeitet er für eine nationale wie internationale Kundschaft, von Beatrice Egli bis zu Kim Wilde. Seit Jahren hat er sich auf individuelle Massanfertigungen spezialisiert. Ausserdem ist er als Kostümbildner tätig und erschuf etwa die Bühnen-Outfits von Michael von der Heide und die Kostüme für «Divamix».
Michael von der Heide und Willi Spiess sind kürzlich mit ihren zwei Katzen von Zürich nach Rümlang gezogen.

Das Musical «Divamix» mit Michael von der Heide, Nubya und Christina Jaccard, mit Kostümen von Willi Spiess, läuft vom 13. 3. bis 6. 4. im Theater am Hechtplatz.

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