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Interview

Bild: www.dancermak.com

«Meine burschikose Art hat mir wohl geholfen»

Von: Sacha Beuth

07. Januar 2014

Gewohnt souverän führte Steffi Buchli zusammen mit Rainer Maria Salzgeber vor drei Wochen durch die Verleihung der Sports Awards. Doch statt eines Lobes gab es hinterher von den Boulevardblättern Kritik wegen ihres Outfits. Wieder einmal, denn die 35-jährige, in Zürich wohnhafte Moderatorin ist dafür bekannt, gelegentlich Bekleidung und Frisuren vorzuführen, die nicht ganz mehrheitsfähig sind. Dem «Tagblatt» erzählt sie, wie sehr sie diese Kritik trifft, weshalb sie eine Gesangsausbildung machte und was bislang der peinlichste Versprecher in ihrer Karriere war.

Tagblatt der Stadt Zürich: Steffi Buchli, warum sind Sie Sportreporterin und -moderatorin geworden?

Steffi Buchli: Die Affinität für den Sport ist in meiner Familie weit verbreitet. Mein Vater zum Beispiel hat lange Firmenfussball gespielt und mich schon früh zu den Matchs mitgenommen. Obwohl ich nach der Matura erst ein Praktikum bei einer Bank machte und auch meine Journalistenkarriere im News-Bereich begonnen habe, haben mich die Emotionen, die der Sport mit sich bringt, schon immer fasziniert. So brauchte ich nicht lange zu überlegen, als das Schweizer Fernsehen neue Reporter suchte, und habe mich explizit für das Sportressort beworben.

Der Job gilt nach wie vor als Männerdomäne. Fühlen Sie sich sowohl vom Publikum wie von den Kollegen gleichermassen akzeptiert?

Buchli: Von den Kollegen wurde ich sofort akzeptiert, wobei mir meine burschikose Art wohl geholfen hat. Aus­serdem hatten Vorgängerinnen wie Monika Fasnacht oder Regula Späni schon kräftig vorgespurt. Aber nach aussen habe ich mich anfangs erst beweisen müssen.

Sie selber gelten als überaus sportlich, sollen beinahe täglich im Fitnessstudio oder beim Joggen anzutreffen sein und wurden im Unihockey mit den Red Ants Rychenburg Winterthur zweimal Schweizer Meister. Woher kommt diese Passion für den Sport?

Buchli: Jeden Tag ist masslos übertrieben. (lacht) Es sind im Schnitt drei Sport­einheiten pro Woche – mal joggen, mal Tennis, mal Krafttraining. Für mich ein guter Ausgleich zu meinem Beruf. Wobei ich grundsätzlich gerne Sport treibe, schon von klein auf. Als Kind war es für mich das Tollste, einem Ball nachzurennen, was zu einem Teil erklärt, warum ich nach der Meitliriege mit Unihockey angefangen habe.

Sportreporter müssen neutral sein. Trotzdem: Haben Sie ein Lieblingsteam und einen Lieblingssportler?

Buchli: Nein, wirklich nicht. Ich war zwar als Kind in den Stadien von GC, FCZ, Kloten und den ZSC Lions, war aber nie Fan eines Teams oder eines einzelnen Sportlers. Ich mag aber Klassiker wie ZSC - Lugano oder die Derbys zwischen GC und dem FCZ. Begegnungen mit viel Rivalität und Geschichte.

In der Sendung «Sportlounge» haben Sie schon diverse internationale Sportgrössen interviewt. Wer hat Sie dabei am meisten beeindruckt?

Buchli: Der Schweizer NBA-Basketballer Thabo Sefolosha. Er ist ein Supertyp. Er hat bei unserem Interview das ganze Team per Handschlag begrüsst, jeden einzelnen Techniker. Das ist nicht selbstverständlich. Zudem hat er sich bei uns dafür bedankt, dass wir die lange Reise in die Westschweiz auf uns genommen haben. Das zeigt, dass er auch als NBA-Superstar die Bodenhaftung nicht verloren hat. Ausserdem ist er breit interessiert. Mit ihm hätte ich mich noch Stunden nach dem Interview weiter unterhalten können.

Welches war bislang Ihr schönster und welches Ihr peinlichster Moment in Ihrer TV-Karriere?

Buchli: Der schönste war «The Match for Africa – die grosse Federer-Charity-Night» im Hallenstadion. Da durfte ich erstmals vor einem grossen Publikum live moderieren, und alles verlief auch noch ohne Patzer. Zudem wurden meine Field-Interviews auf Englisch von vielen internationalen TV-Stationen benutzt und in die Welt hinausgetragen. Der peinlichste Moment war, als ich einmal die deutschen Fussballer Jens Lehmann und Jürgen Klinsmann ansagen sollte. In den Proben erzählte ich, dass ich einen kenne, der Jürg Lehmann heisst. Prompt habe ich in der Sendung «Jürg Lehmann» gesagt. Ich hätte vor Scham im Boden versinken können, konnte mich aber noch während der Sendung korrigieren.

Sie gelten mit Ihren Tatoos und teilweise schrillen Outfits und Frisuren als Paradiesvogel und werden dafür von der Boulevardpresse in die Mangel genommen. Wie sehr trifft Sie deren Kritik?

Buchli: Das sind Momente, wo man schon zweimal leer schlucken muss. Wer sagt, er nehme so etwas nicht persönlich, lügt. Wobei mich am meisten beschäftigt, dass sich mein Umfeld für mich rechtfertigen muss – Verwandte und Freunde, die von Leuten deswegen angesprochen werden. Beim letzten Mal habe ich darum zuerst meine Mutter angerufen und ihr gesagt, es sei alles okay. Ich denke, in der Schweiz nehmen wir Mode viel zu ernst. Wir sollten lockerer und mit Humor an die Sache gehen.

Nebst Sport zählt das Singen zu Ihren liebsten Hobbys. Sie sind 2011 sogar extra nach Los Angeles zur renommierten Gesangslehrerin Liz Lewis gereist und haben dort Stunden genommen. Erleben wir Sie bald als Rockstar?

Buchli: Nie und nimmer! Ich kann wohl vor 1000 Leuten oder einem gros­sen TV-Publikum moderieren. Aber vor 10 Leuten singen, dazu fehlt mir der Mut. Nur einmal sang ich auf Radio Energy für «Energy unleashed» «Something in the Water», weil mich Moderator Stefan Büsser dazu überredet hatte. Bei der Aufnahme durfte aber ausser dem Techniker niemand im Studio sein. Ich singe sonst nur alleine im Auto oder unter der Dusche. Die Gesangsausbildung in den USA machte ich mehr aus Neugier. Ich wollte einfach wissen, was ich musikalisch aus mir rausholen kann.

2014 ist mit Sportereignissen reich gesegnet. Was erwarten Sie vom neuen Jahr, und welche Aufgaben kommen auf Sie zu?

Buchli: Das werden einige sein, aber ich möchte mal zwei herauspicken. Ich freue mich sehr auf die Olym­pischen Winterspiele in Sotschi. ­Einerseits darf ich dort durch eine abendliche Talk­sendung führen. ­Andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass es für die Schweizer Sportler einige Medaillen geben wird, so wie die in Form sind. Und schliesslich kommt im Sommer die Fussball-WM in Brasilien als absoluter Höhepunkt. Ich werde dann ­Storys über Land und Leute liefern und besuche deswegen gerade einen Portugiesischkurs.

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