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Interview

Mit der Vernunft hat er es nicht so

Von: Isabella Seemann

20. Februar 2017

Hand aufs Herz: Max Küng, bekannt als Kolumnist und Reporter beim «Magazin», wirft auch in seinem zweiten Roman «Wenn du dein Haus verlässt, beginnt das Unglück» einen humorvollen Blick auf die Zürcher Gesellschaft.

Zürich ist eine Stadt, die manchmal sehr klein ist, manchmal recht gross. Manchmal auch zu klein; manchmal zu gross. Manchmal aber gerade richtig.

Als erotisch empfinde ich Schnabelschuhe, wie man sie im Mittelalter trug. Vor allem die leicht nach oben gebogenen.

Wenn ich mich in Zürich erholen möchte, dann gehe ich ins Kino Houdini, wo es dunkel ist und gemütlich und das Cola beim Automaten als Glasfläschchen rauskommt.

Wenn ich nichts Vernünftiges zu Papier bringe, dann fahre ich von meinem Büro in Altstetten mit dem 89er-Bus ohne Um­steigen ins Sihlcity und lasse mich dort im Media-Markt von den Konsumgütern hypnotisieren. Funktioniert immer!

Ich schlafe schlecht, wenn ich ein Dutzend Austern gegessen und eine Flasche Yvorne getrunken habe und den abschliessenden Schnaps vergesse.

Meine Lieblingsferiendestination ist Bora-Bora. Dort wollte ich schon immer mal hin. Ein Atoll, das zur Gruppe der Gesellschaftsinseln in Französisch-Polynesien gehört. Sehr teuer, scheints! Also genau mein Ding!

Am liebsten koche ich zu Hause, stundenlang, das ist extrem entspannend.

Mein Lieblingskochbuch zurzeit: «Polpo» von Russel Norman über die venezianische Küche. Top! Vor allem die Pizza mit Gorgonzola, Mortadella und eingelegtem Radicchio.

Ein Zürcher, der mich beeindruckt, ist Patrick Frey, weil er so gut Scrabble spielt.

An mir selber mag ich überhaupt nicht, dass ich nicht so gut Scrabble spiele wie Patrick Frey.Nicht einmal, wenn ich ­betrüge.

An mir gefällt mir besonders meine Schallplattensammlung, die ich eben ins Büro gezügelt habe. Nun höre ich jeden Tag eine Platte. Bis ich einmal durch bin. Das wird im Jahr 2027 sein, frühestens.

Meine beste Eigenschaft ist, dass ich selten lüge. Denn ehrlich lebt es sich einfach entspannter.

Meine Eitelkeit zeigt sich darin, dass ich mir im Media-Markt unlängst einen elektrischen Nasenhaarschneider gekauft habe.

Wenn man ein Buch von mir kritisiert, dann werde ich. stinkwütend. Dann stapfe ich ins ­Kinderzimmer und zertrümmere alle Legotürme, die ich gebaut habe. Das tut gut!

Ein Wort, das mir gut gefällt ist «hangarisiert». So nennt man Helikopter, die im Hangar stehen. Habe ich während der Waldbrände im Misox gelernt. So fühle ich mich auch manchmal: Han­garisiert.

Unvernünftig viel Geld gebe ich aus für alles, weil: Ich habe es nicht so mit der Vernunft. Zum Beispiel Rennveloräder . . . meine Güte . . . die neuen von Zipp . . . die 454 NSW . . .

Mein letzter Wunsch an den ­heiligen Franz von Sales, den Schutzpatron der Schriftsteller, lautet, dass er seinem Namen alle Ehre macht und den Verkäufen (also den «Sales») ein bisschen Schub verleiht.

Max Küng, geboren 1969 in Maisprach bei Basel, lebt mit seiner Familie in Zürich. Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und Computerprogrammierer besuchte er die Ringier-Journalistenschule und ist seit 1999 Reporter und Kolumnist beim «Magazin» des «Tages-Anzeigers». Neben diversen Musikkompositionen und Publikationen erschien 2015 sein Erstling «Wir kennen uns doch kaum». Kürzlich kam bereits sein zweiter Roman in die Buchhandlungen: «Wenn du dein Haus verlässt» (Verlag Kein & Aber), in dem er einen humorvollen Blick auf die Zürcher Gesellschaft wirft.

 

 

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