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Interview

Glücklicher FCZ-Präsident: Ancillo Canepa freut sich über den Wiederaufstieg in die Super League. Bild: Nicolas Y. Aebi

«Müssen neues Blut beschaffen und uns mental umstellen»

Von: Sacha Beuth

23. Mai 2017

Nach einer Saison in der Challenge League ist der FCZ seit dem letzten Wochenende definitiv wieder ­erstklassig. Clubpräsident Ancillo Canepa (64) hat nur wenig Zeit, sich über den direkten Wiederaufstieg zu freuen. Er feilt mit seinem Staff schon wieder am Team für die kommende Saison.

Der FCZ steigt wieder in die Super League auf. Daran konnte auch die 0:2-Niederlage gegen Wil vom Sonntag nichts mehr ändern. Wie erleichtert sind Sie?

Ancillo Canepa: Ziemlich. Zwar wusste ich um die Fähigkeiten des Teams und war entsprechend optimistisch, dass wir unser Ziel erreichen. Auf der anderen Seite kann im Fussball so viel passieren, da weiss man nie. Ein Wiederaufstieg ist kein Selbstläufer. Das mussten schon ­andere Teams erfahren, die abgestiegen sind. Und wir haben es alles in allem doch relativ souverän geschafft.

Auf was freuen Sie sich bei der Rückkehr in die Super League am meisten?

(überlegt lange) Ich würde sagen: Wieder zum Mittelpunkt des nationalen Fussballs zu gehören, wodurch wieder regelmässig am TV über uns berichtet wird. Die medi-ale Aufmerksamkeit in der Super League ist schon eine andere als in der Challenge League.

Wir hätten jetzt gedacht, Sie nennen die Derbys mit GC.

Für mich sind alle Spiele wichtig, egal wer der Gegner ist. Aber klar, Partien gegen GC, aber auch gegen Basel oder YB sind schon speziell. Wobei: Wenn ich an unsere Begegnungen mit den Grasshoppers in unserer letzten Super-League-Saison zurückdenke, dann mit gemischten Gefühlen. Viele Derbys haben wir da nicht gewonnen . . .

Der FCZ spielte diese Saison kompakter, aber weniger offensivfreudig als in den vorangegangenen Saisons. Das richtige Mittel auch für die Super League?

Wir haben auch diese Saison versucht, spielerisch zu überzeugen. Das ist uns im Europacup – wo wir uns meist auf Augenhöhe mit den gegnerischen Teams bewegten – und in der ersten Saisonhälfte in der Challenge League gelungen. Aber da muss auch der Gegner mitmachen. Wenn der nur hinten reinsteht und vor allem über den Kampf zum Erfolg kommen will, muss man entsprechend dagegenhalten und die Taktik anpassen. Künftig wird das spielerische Element wieder mehr zur Geltung kommen – ohne dass wir deswegen die Stabilität in der Defensive vernachlässigen wollen.

In welchen Bereichen muss sich der FCZ verstärken, damit er Ende nächster Saison nicht wieder in die Challenge League absteigt?

Grundsätzlich ist im Team genügend Potenzial für die Super League vorhanden. Trotzdem müssen wir neues Blut beschaffen. Und zwar für alle Mannschaftsteile. Die Neulinge müssen hungrig sein und vom Charakter zu uns passen. Und wir müssen uns mental umstellen. In der Super League geht alles einen Zacken schneller. Da kann man sich viel weniger Fehler erlauben.

Inwieweit werden Sie bzw. Ihre Frau für dafür benötigte Transfers Ihr Portemonnaie öffnen?

Das Budget wird wiederum plus/minus 20 Millionen Franken betragen. Ziel ist es, dieses einzuhalten, wobei wir natürlich jeden Fall einzeln anschauen. Sollten wir die Chance haben, wieder eine Trouvaille wie ­Dwamena zu bekommen, sind ­Zusatzausgaben nicht ausgeschlossen.

Werden die Teamstützen Buff, Koné und Dwamena auch nächste Saison im FCZ-Dress spielen?

Ich möchte mich noch nicht zu einzelnen Spielern äussern. Was ich sagen kann, ist, dass die Kaderplanung für die neue Saison in vollem Gang ist, wir demnächst mit den bestehenden Spielern Gespräche führen und der Verkauf von Dwamena und Koné ausgeschlossen ist.

Der ausgeliehene Armando Sadiku hat bei Vaduz und Lugano seine Torjägerqualitäten bewiesen. Warum wird er nicht zurückgeholt?

Sadiku ist ein ehrgeiziger Typ. Er will ins Ausland. Und auch wir hätten nichts gegen diesen Schritt, zumal sein Vertrag mit uns im Sommer 2018 ausläuft und er dann ablösefrei gehen könnte.

Coach Uli Forte hat beim FCZ einen Vertrag bis 2018. Was sind die Vorgaben, damit sein Vertrag darüber hinaus verlängert wird?

Im Moment mache ich mir darüber keine Gedanken. Wir werden zu gegebenem Zeitpunkt zusammen­sitzen und die weitere Zukunft besprechen. Stand heute steht einer darüber hinaus reichenden Zusammenarbeit nichts im Weg.

Wagen Sie eine Prognose: Wo steht der FCZ am Ende der nächsten Saison?

Nach 11 Jahren als Präsident im Profifussball bin ich mit Prognosen etwas vorsichtiger geworden, weil sie einem hinterher um die Ohren gehauen werden können. Ich spreche lieber von einem Ziel. Und das lautet: einen Europacup-Platz anstreben. Das wird schwer genug, denn die Leistungsdichte in der Super League ist sehr eng.

Und was braucht es, damit Zürich dem FCB wieder einmal den Meistertitel wegschnappen kann?

Es kann durchaus passieren, dass irgendwann wir oder auch ein anderes Team dem FCB mal wieder einen Meistertitel wegschnappen. Aber um die Dominanz der Basler dauerhaft zu brechen, muss bei den Gegnern viel stimmen. In Zürich braucht es vor allem ein neues Fussballstadion, mit dem man neue Einnahmequellen erschliessen kann. Ein Fussballstadion, das die beiden Zürcher Clubs in Eigenregie führen und nutzen können. Ein neues Stadion ist überlebenswichtig. Ohne neues Stadion gibt es irgendwann keinen Profifussball mehr in Zürich.

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