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Interview

Jasskoryphäe Eugen Krapf freut sich auf das Turnier während des Oktoberfests auf dem Bauschänzli. Bild: Sacha Beuth

Oktoberfest und Jassen – eine ideale Partnerschaft

Von: Sacha Beuth

03. Oktober 2017

Schon als kleiner Junge war Eugen Krapf vom Jassen fasziniert. Inzwischen hat es der 88-Jährige nicht nur zum Europameister und mehrfachen Schweizer Meister gebracht, sondern bringt auch Jung und Alt das Spiel in Kursen näher. Am 4. November begleitet Krapf das Jassturnier am Zürcher Oktoberfest auf dem Bauschänzli.

Auf dem Zürcher Oktoberfest wird bayrisches Brauchtum zelebriert. Wie kann man dieses mit dem Schweizer Nationalspiel verbinden?

Eugen Krapf: Oktoberfest und Jass passen meines Erachtens ideal zueinander. In beiden Fällen steht Geselligkeit und Spass im Vordergrund. Und bei beiden wird gerne Bier getrunken. Ich finde es jedenfalls eine tolle Idee und hoffe auf viele Turnierteilnehmer.

Stört die Livemusik nicht zu sehr die Konzentration?

Zusammen mit Spielleiter Fabian Cadonau werde ich darauf achten, dass die Lautstärke entsprechend angepasst sein wird.

Was zeichnet einen guten Jassspieler aus?

Er sollte regelfest sein und streng nach den Regeln spielen. Er muss die Spielzüge beherrschen, fair zum Spielpartner und zu den Gegnern sein – und er muss verlieren können.

Wie wichtig ist der Glücksfaktor in diesem Spiel?

Sehr wichtig. Ich würde sagen, er liegt bei etwa 50 bis 60 Prozent. Du brauchst einerseits Glück bei der Zulosung deines Partners und dann Kartenglück. Das ist aber kein Freibrief, um schlecht zu spielen. Ein guter Jasser muss auch mit schlechten Karten immer das Maximum herausholen.

In welchem Alter haben Sie angefangen zu jassen und warum?

Mein Vater war ein ausgezeichneter Jasser, der jeden Abend spielte. Allerdings nicht in Restaurants, sondern in privater Runde. Als ich 5 war, hat er mich das erste Mal mitgenommen. Mit 7 habe ich dann schon mitgespielt. Ich konnte schon als kleiner Junge gut rechnen und hatte Freude an Zahlenspielen. Das ist übrigens heute noch ein Vorteil. Das Jassen hält einen jung, weil es einen geistig fordert.

Früher war Jassen in den Lokalen allgegenwärtig. Heute spielen vor allem ältere Personen. Junge rümpfen darüber die Nase. Wie bringt man die wieder an den Tisch zurück?

Indem man sie schon früh in Kontakt mit dem Spiel bringt. So besuche ich zum Beispiel Schulklassen ab der Mittelstufe, um den Kindern das Spiel vorzustellen oder deren Kenntnisse zu vertiefen.

Wie lange ärgern Sie sich, wenn Ihr Jasspartner einen Wyys vergisst?

Es stimmt leider, dass dies beim Jassen immer wieder für Ärger sorgt und manchmal sogar in üble Beschimpfungen ausartet. Beim Spiel unter Freunden oder Kollegen war ich in der Vergangenheit auch schon recht ungehalten. Inzwischen bin ich toleranter geworden. Und an den Turnieren gibt es keinen Wyys, da fällt die Möglichkeit, mich zu ärgern, ohnehin weg.

Warum jassen vor allem Männer und nur selten Frauen?

Der Eindruck täuscht. In den Restaurants sieht man zwar tatsächlich nur sehr selten jassende Frauen. Das hat aber mehr damit zu tun, dass Frauen kaum alleine ein Restaurant aufsuchen und auch weniger Bier trinken. Doch im privaten Rahmen gibt es sehr viele jassende Frauen, auch solche, die als reine Frauenjassclubs organisiert sind. In meinen Kursen habe ich übrigens festgestellt, dass Frauen sehr viel offener für Tipps sind als Männer, und sie sind auch eher daran interessiert, andere Jassvarianten als den Schieber kennen zu lernen.

Mit welcher Spielart des Jassens sollen Anfänger beginnen und warum?

Als Einstiegsspiel eignet sich am besten Tschau Sepp. Man lernt dabei die Karten und deren Wert kennen und kann sich in Strategie üben. Nächster Schritt ist dann der Schieber, der die Grundlage für andere Jassformen bildet und insgesamt noch vor Coiffeur und Differenzler die meistgespielte Jassform ist.

Auch Fortgeschrittenen bieten Sie Kurse an. Was können die denn noch lernen?

Wie man den richtigen Trumpf wählt, wie man richtig anzieht, wie man richtig verwirft und wie man sich korrekt an die Regeln hält. Und – nicht zu unterschätzen, weil sich die Mitspieler darüber nerven – wie man ohne stundenlanges Studieren die richtigen Karten ausspielt.

22. Zürcher Oktoberfest mit Jassturnier

Vom 6. Oktober bis zum 4. November steigt auf dem Bauschänzli das 22. Zürcher Oktoberfest. Das Festzelt ist von Montag bis Freitag von 11 bis 23 Uhr, am Samstag von 11 bis 16 und von 17 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gratis. Tische müssen im Voraus gebucht werden (info@bauschaenzli.ch).
Am Samstag, 4. November 2017, wird als krönender Abschluss im Festzelt das Turnier «Oktoberfest Jassen» veranstaltet. Gespielt wird Einzelschieber MZP mit deutschen Karten von 11 bis ca. 15 Uhr. Türöffnung ist um 10 Uhr. Der Einsatz beträgt 45 Franken, wobei ein Mittagessen und ein Bier inbegriffen sind. Wer gross auftrumpft, kann eine Jasswoche in Mallorca im Wert von 1100 Franken und weitere attraktive Preise gewinnen. Anmelden kann man sich direkt vor Ort. Bevor man sich an ein Turnier wagt, sollte man die Grundlagen kennen oder seine Kenntnisse erweitern. Zu diesem Zweck werden unter der Leitung von Eugen Krapf, Schweizer und europäischer Jassmeister, im Restaurant 8001, Leonhardstrasse 1, Jasskurse angeboten. Am Samstag, 14. 10., gehts um Grundlagen, am Samstag, 21. 10., um den Aufbau und am Samstag, 28. 10., werden Fortgeschrittene unterrichtet. Die Kurse beginnen jeweils um 11 Uhr und dauern ca. 3 Stunden. In den Kurskosten von 35 Franken sind ein Mittagessen und ein Bier enthalten.
Anmeldung und weitere Infos: www.bauschaenzli-oktoberfest.ch/jassen

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