mobile Navigation

Interview

Möchte erster Stadtrat der Grünliberalen werden: Daniel Hodel. Bild: JS

Stadtratswahlen 2013. Daniel Hodel: «Ich bin stolz auf unsere Stadt»

Von: Jan Strobel

04. Februar 2013

Am 3. März wählt das Zürcher Stimmvolk einen Ersatz für den frei werdenden Stadtratssitz von Martin Vollenwyder. Diese Woche spricht das «Tagblatt» mit Daniel Hodel. Der 41-jährige Unternehmer und Kantonsrat geht als Kandidat der Grünliberalen ins Rennen.

Tagblatt der Stadt Zürich: Daniel Hodel, für unser Gespräch haben Sie das kleine Bistro Silba an der Schaffhauserstrasse vorgeschlagen. Ihr Stammlokal?

Daniel Hodel: Eigentlich schon, ja. Ich mag die durchmischte Klientel hier. Im Silba trifft der Quartierpolizist auf den Geschäftsmann, es gibt keine Szene, die lieber etwas abgehoben unter ihresgleichen bleibt. Ich trinke hier gerne mal ein Glas Wein oder spiele mit Freunden eine Partie Schach.

Sind Sie ein Geniesser?

Hodel: Ich komme derzeit natürlich nicht mehr allzu oft dazu, meine geniesserische Seite auszukosten. Abgesehen davon inszeniere ich mich aber auch nicht als Geniesser. Ich bin schliesslich kein zweiter Martin Vollenwyder. Dieses Bild bediene ich nicht, im Gegensatz zu meinem ­Konkurrenten Marco Camin.

Sie sind in Altdorf aufgewachsen. Wo steckt noch Urnerisches in ­Ihnen?

Hodel: Was die Urner auszeichnet: Sie sind bodenständig, unaufgeregt, verfügen über einen ausgesprochenen Realitätssinn, und sie sind ­entgegen der landläufigen Meinung überaus weltoffen. Das alles finde ich auch in mir wieder.

Was macht Sie zum Zürcher?

Hodel: Ich brauche das Urbane, das Vielseitige, offene Diskussionen ohne starre Korsetts. Ich mag aber auch das Provinzielle an Zürich, das Überschaubare, Familiäre. Wer länger hier lebt, wird in Restaurants, im Laden oder im Tram immer wieder auf dieselben vertrauten Gesichter stossen. Für manche ist das lästig, für mich bedeutet es eine Qualität. Wie jeder Zürcher bin ich stolz auf unsere Stadt, und das soll so ­bleiben.

Blicken wir auf Ihren grössten Konkurrenten in diesem Wahlkampf. Was können Sie besser als Marco ­Camin?

Hodel: Um das zu beantworten, müsste ich ihn besser kennen. Das Problem der FDP ist definitiv, dass die Partei in ihren Dogmen festgefahren ist. Sie zeigt keine Flexibilität, im Gegensatz zu uns Grünliberalen. Es fällt auf, dass niemand Marco Camin nach seinen Positionen fragt, weil da ohnehin nichts überraschendes herauskommen würde. Dass er sich jetzt ein grünes Mäntelchen umlegt, um auch die Linke auf seine Seite zu ziehen, regt mich auf. Er verbiegt sich für den Stadtratsposten. Ich selbst bleibe ganz sachlich meiner Mitte-links-Position treu. Das zeigt auch mein 10-Punkte-Programm, das ich letzte Woche vorgestellt habe. Ich gebe meiner Politik einen festen Rahmen, was natürlich immer ein gewisses Risiko mit sich bringt. Das gehe ich aber gerne ein.

Die Flexibilität der Grünliberalen bringt doch aber auch eine gewisse Profillosigkeit mit sich. Die Grünen sind eher staats- und autoritätsgläubig, lieben Regulierung, sie sind zum neuen Bürgertum geworden. Der klassische Liberale hingegen setzt auf Eigenverantwortung ohne Bevormundung. Wie bringen Sie das zusammen?

Hodel: Natürlich können Grüne nicht liberal sein. Die Grünliberalen haben es aber geschafft, grüne Themen zu erweitern, mit liberalen Grundsätzen zu verknüpfen. Unser Erfolg in der Stadt zeigt, dass das funktioniert und die beste Antwort auf die Zukunft ist. Nehmen Sie zum Beispiel das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft . . .

 . . .  nicht gerade ein Beispiel freiheit­lichen Gedankenguts.

Hodel: Es geht hier aber um das kollektive Allgemeininteresse. Gebäudesanierungen, verdichtetes Bauen - das sind Gebote der Stunde. Die 2000-Watt-Gesellschaft soll aber ohne Regulierungs- und Subventionswut realisiert werden. Das ist meine urliberale Überzeugung.

Was ist Ihr persönlicher Beitrag an die 2000-Watt-Gesellschaft?

Hodel: Unser Bauernhaus in Affoltern ist ein Miethaus und steht unter Heimatschutz. Das macht eine komplette Sanierung schwieriger. Immerhin heizen wir mit einer Wärme­pumpe.

Sie setzen sich auch für die Velostadt Zürich ein, möchten Parkplätze abbauen und die Gebühren erhöhen. Zusätzlich fordern Sie Velo-Schnellstrassen und sind selbst begeisterter Velofahrer. Besitzen Sie keinen ­Führerschein?

Hodel: Ich besitze einen Führerschein, und geschäftlich steht mir ein Auto zur Verfügung, welches ist öfter verwende. Privat teilen meine Frau und ich einen Fiat 500. In meiner Freizeit setze ich mich auch schon mal aufs Motorrad. Meistens allerdings bin ich mit dem Velo oder dem ÖV unterwegs, ich fahre einfach nicht gern Auto. Der Individualverkehr sollte in der Stadt grundsätzlich unattraktiver werden, ganz im Sinne der Städteinitiative. Ich scheue mich auch nicht davor, heilige Kühe wie die Parkplatzfrage anzugreifen.

Während der letzten Wochen sparten die Medien nicht mit Kritik an Ihrer Person. Sie seien der falsche Kandidat, hätten wenig Bezug zur Stadtpolitik und den Wahlkampf viel zu spät gestartet. Marco Camin werde die Wahl ohnehin gewinnen. Zehrt das nicht an Ihren Nerven?

Hodel: Der Rummel, der da in solcher Intensität auf mich niederprasselt, ist schon eine neue Erfahrung für mich, auch, wie voreingenommen gewisse Medien über mich berichten. Das zwingt einen zur Selbstreflexion. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich als Aussenseiter antrete in diesem Rennen. Und vergessen Sie nicht: Die FDP verfügt über ein enormes Wahlkampfbudget. Da können wir nicht mithalten. Andererseits stärken mich meine Erfahrungen als Unternehmer. Ich weiss, wie ich einen Betrieb zum Erfolg führe. Das ist der Rucksack, den ich in den Wahlkampf mitnehme.

Wenn Sie Selbstkritik üben ­müssten?

Hodel: Es wäre zum Teil sicher hilfreich, hätte ich bereits Erfahrungen im Gemeinderat gesammelt und mir dort ein Netzwerk aufgebaut. Aber schliesslich hatte auch Ruth Metzler damals keine Erfahrungen in Bern - und wurde sogar Bundesrätin.

Mit wem würden Sie jetzt gern eine Partie Schach spielen?

Hodel: Mit einem, der kein Grossmeister ist, sondern ein Gegner auf Augenhöhe. 

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare