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Interview

Basil von Ah, Kurator des Zoo Zürich, prüft mit den Füssen Sumpfpflanzen auf ihre «Tapir-Tauglichkeit». Bild: Zoo Zürich; N. Schnyder

Test-Trampler für Tapir und Co.

Von: Severin Dressen

14. Februar 2023

ZOO INTERN Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um die Gestaltung einer naturnahen Anlage für Flachlandtapire und andere Tiere des Pantanal. 

Wenn ich sage, Kurator Basil von Ah hat es nicht nur in seinen Händen, sondern auch in seinen Füssen, wie gut die Pantanal-Voliere gelingt, ist das natürlich zugespitzt und gespickt mit einer Prise Humor, nicht aber unwahr. Das muss erklärt werden: Die Pantanal-Voliere im Zoo Zürich ist eines der Leuchtturm-Projekte des Entwicklungsplans 2050. Analog der südamerikanischen Sumpflandschaft entsteht in den nächsten Jahren auf 11 000 Quadratmetern ein Lebensraum für bedrohte Tiere wie das stark gefährdete Goldgelbe Löwenäffchen, den Sonnensittich oder den Flachlandtapir. Und hier tritt, im wahrsten Sinne des Wortes, das erste Mal Basil von Ah in Erscheinung. Als Tapir-Imitator. Für unsere künftige Sumpflandschaft brauchen wir den richtigen Boden und die richtigen Pflanzen. Solche, die auch dem Getrampel eines bis zu 250 Kilo schweren Tapirs standhalten.

In einer Testlandschaft in der Nähe von Winterthur lassen wir verschiedene Pflanzen gedeihen und überprüfen sie unter anderem auf ihre Robustheit. Zwar wiegt Basil von Ah geschätzt weniger als ein Drittel eines Tapirs. In hochgekrempelten Hosen, barfuss und mit vollem Körpereinsatz stapft der Kurator der künftigen Pantanal-Voliere letzten Herbst aber mindestens so eindrucksvoll durch das Wasser, wie es später unsere Flachlandtapire tun werden. Mit Trampeln im Mini-­Sumpf ist es allerdings nicht getan.

Geeignete Pflanzen finden

Das Test-Überschwemmungsfeld ist höchst komplex und soll, analog der geplanten neuen Anlage, die Trocken- und Regenzeit simulieren und weiteren tierischen Herausforderungen standhalten. Tapire markieren ihr Revier gerne mit Exkrementen. Aus diesem Grund hat Basil von Ah im Zoo eigenhändig Tapir-Kot eingesammelt, den er grosszügig in der Winterthurer-Testanlage verteilt. Im besten Fall wirkt sich dieser auf die Pflanzen wie Dünger aus oder sie gehen, was wir nicht hoffen, ein. Im Frühling, also schon bald, wird sich zeigen, welche Arten sich für die Begrünung der Pantanal-Voliere eignen und wo wir nochmals über die Bücher müssen.

Natürlich ist Basil von Ah als Kurator nicht nur für die Pflanzenwelt verantwortlich. Neben den Tapiren werden vor allem die Hyazintharas vom neuen Lebensraum profitieren. Auch hier legen der Kurator und seine Tierpfleger*innen Hand an, lange bevor die Bagger im Zoo auffahren. Mit Erfolg. Bereits nach kurzer Zeit gelang es dem Team, die bedrohten Papageien im Artenschutzzentrum Ornis zu züchten. Sie sehen, die Pantanal-Voliere ist ein Projekt, das im Hintergrund bereits seit längerer Zeit läuft und «Hand und Fuss hat». – Und dies nicht nur im übertragenen Sinn.

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