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Interview

Bankkunden müssen für Gebühren immer tiefer ins Portemonnaie greifen.Bild: iStock

Wegen der Gebühren zu wechseln, lohnt sich nur selten

Von: Sacha Beuth

14. Februar 2017

Während die Zinsen auf dem Bankkonto sinken, steigen die Gebühren und «fressen» das Ersparteder Zürcherinnen und Zürcher. Dominik Weber (31), Mediensprecher des unabhängigen Internetvergleichsdiensts Comparis.ch, kennt für Sparer ein paar Alternativen, weist aber auch auf deren Nachteile hin.

Viele Zürcher fühlen sich von den Banken wegen der hohen Gebühren abgezockt. Dies wird von einer Umfrage des «Tages-Anzeigers» untermauert, bei der 70 Prozent der befragten Personen angaben, sich über die Bankgebühren zu ­ärgern. Zu Recht?
Dominik Weber: Grundsätzlich ist es mit den Bankgebühren wie mit den Krankenkassenprämien. Niemand zahlt sie gerne, zumal auch noch die Sparzinsen sehr tief sind. Man darf aber nicht vergessen, dass man als Gegenleistung meist eine ganze Palette an Dienstleistungen erhält. Diese wurden in den letzten Jahren dank hoher Investitionen zum Teil erheblich verbessert. So haben die Banken unter anderem die Ausbildungsstandards ihrer Berater erhöht und das Onlinebanking weiterentwickelt.

Durchs Onlinebanking können die Banken aber auch sparen, da es weniger personalintensiv ist als die Bedienung am Schalter.
Das stimmt. Allerdings dauert es eine Weile, bis die Entwicklungskosten dafür amortisiert sind. Zudem darf der Aufwand für den Unterhalt solcher Plattformen nicht unterschätzt werden.

Viele Bankdienstleistungen, die früher gratis waren, sind nun kostenpflichtig. Und sie werden laufend erhöht. Nützen hier die Banken ihre dominante Marktstellung aus?
Eher nein. Einerseits haben sich die regulatorischen Anforderungen an die Banken erhöht, andererseits hat sich mit der Einführung von Negativzinsen auch das makroökonomische Umfeld zuungunsten der Banken verändert. Die Margen sind entsprechend zurückgegangen. Schon 0% Prozent Zinsen auf die Sparkonti ihrer Kunden sind für die Banken ein Verlustgeschäft. So bleibt ihnen keine andere Wahl, als den Ausfall über andere Wege wie eben beispielsweise Gebühren wieder reinzuholen.

Kann man bei einem Bankenwechsel Gebühren sparen?
Ja, aber ein Bankwechsel nur wegen der Gebühren ist in den seltensten Fällen lohnenswert, weil sich die Zinsen und Gebühren oft nur wenig  unterscheiden. Diesem geringen Mehrertrag steht ein hoher Aufwand gegenüber, da man ja diverse Geschäfte wie Lohn oder LSV, die über die bisherige Bank liefen, abändern muss. Ein Wechsel ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Gebühren in einem schlechten Verhältnis zum Service stehen.

Bei den gegenwärtig tiefen Zinsen scheinen Paketlösungen sehr vorteilhaft. Sind sie dies wirklich?
Banking-Pakete sind eine bequeme Lösung und beinhalten häufig einen Vorzugszins. Dieser wird jedoch durch die höheren Gebühren wieder relativiert. Allerdings muss man auch sehen, dass die Leistungen in einer Paketlösung günstiger sind, als wenn sie einzeln bezogen werden würden. Die Frage ist nur, ob der Kunde alle Dienste benötigt, die das Paket bereithält. Darum ist es empfehlenswert, sich zu überlegen, ob man wirklich eine Paketlösung benötigt. Zudem sollte man auch berücksichtigen, dass der Abschluss eines Banking-Pakets mit Aufwand verbunden sein kann, etwa weil man den Antrag für einen anderen Kreditkartendienstleister ausfüllen und dem bisherigen Anbieter künden muss.

Wo kann man sein Geld heute mit keinem oder geringem Risiko anlegen, ohne dass Gebühren oder Spesen den Ertrag wegfressen?
Diese Frage stellt sich in der Tat, wenn wir die gegenwärtige Situation bei den Konti betrachten. Gehen wir von einem Zinssatz von 0,05 Prozent und jährlichen Gebühren von 50 Franken aus. Dies würde bedeuten, dass Personen mit einem Kontostand von unter 100 000 Franken Verlust machen (ohne Berücksichtigung der Inflation). Fürs Erste könnte es sich darum lohnen, in ein Säule-3a-Konto einzuzahlen. Dort ist der Zins meist etwas höher, und Erwerbstätige können den Einlagebetrag von den Steuern abziehen (max. 6768 Franken pro Jahr).

Kann man seine Finanzgeschäfte auch durch andere Anbieter erledigen lassen?
Seit einigen Jahren drängen sogenannte Fintech-Firmen auf den Markt, die für praktisch jede Bankdienstleistung Ersatz bieten können. Prominentes Beispiel sind alternative Bezahllösungen wie Twint oder Paypal, die einfaches und schnelles Bezahlen via Handy erlauben. Die Dienste von Fintechs sind häufig günstiger als diejenigen von Banken, da bspw. Filialen entfallen. Allerdings gibt es auch Unsicherheiten, vor allem im Bereich des Datenschutzes und der regulatorischen Anforderungen, die derzeit noch in der politischen Diskussion sind.

Wird sich die Situation mit steigenden Gebühren weiter verschärfen, oder ist die Talsohle erreicht?
Angesichts der steigenden regulatorischen und technischen Anforderungen an die Banken dürften auch die Gebühren eher weiter steigen. Auf der anderen Seite deutet die internationale Entwicklung darauf hin, dass die Zinsen ebenfalls wieder anziehen werden.

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Friedrich Schwarz - Durchs Onlinebanking können die Banken sparen, allerdings dürfe der Aufwand für den Unterhalt solcher Plattformen nicht unterschätzt werden. Das stimmt. Allerdings nicht nur bei den Banken, sondern bei den Nutzern genauso. So muss man sich fragen, inwiefern
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