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Interview

«Ich möchte unberechenbar sein»: FCZ-Trainer Ludovic Magnin überrascht gerne mit unerwarteten Änderungen in der Aufstellung. Bild: TA-Archiv/Reto Oeschger

«Wir gewinnen den Cupfinal!»

Von: Sacha Beuth

22. Mai 2018

Als klarer Aussenseiter steigt der FCZ am Sonntag in den Cupfinal gegen Meister Young Boys. Züri-Trainer Ludovic Magnin ist trotzdem überzeugt, dass er den Bernern ein Schnippchen schlagen kann.

Seit Ihrem Amtsantritt als Chefcoach beim FCZ haben Sie sich für die Öffentlichkeit ziemlich rar gemacht und hatten kaum Zeit für längere Interviews. Warum?

Ludovic Magnin: Die Zeit nach meiner Amtsübernahme war sehr intensiv. Es gab viel zu tun, und ich musste Prioritäten setzen. Neben der Aufgabe als Cheftrainer absolviere ich noch die Ausbildung für die Uefa-Pro-Trainerlizenz. Dafür war ich unter anderem im April in Nizza und konnte dem Ex-FCZ- und Bundesliga-Trainer Lucien Favre eine Woche lang über die Schulter schauen und von ihm lernen.

Selber lassen Sie sich aber nur ungern in die Karten schauen. Oder verraten Sie uns schon mal Taktik und Aufstellung für den Cupfinal am Sonntag gegen YB?

Das mache ich sicher nicht, die Berner könnten ja mitlesen (lacht). Stimmt schon: Ich möchte in dieser Beziehung unberechenbar sein. Nichts ist für mich schöner, als am Morgen eines Spieltags die vermeintliche FCZ-Aufstellung im «Blick» zu lesen und zu sehen, dass alles falsch ist.

Ihre Bilanz ist ziemlich ausgeglichen: Seit Ihrem Amtsantritt gab es in den Pflichtspielen fünf Siege, sechs Unentschieden und fünf Niederlagen. Wie zufrieden sind Sie damit?

Was die Zahl der gewonnenen Punkte angeht, lautet die Antwort klar Nein. Ich wusste zwar, dass es Zeit braucht, bis sich unsere Arbeit in positiven Ergebnissen niederschlägt, hatte aber gehofft, es würde sich sofort zeigen. Immerhin machte sich in den letzten sieben Spielen ein eindeutiger Trend bemerkbar. Wir haben in dieser Phase nur einmal verloren und in den Heimspielen zumeist viele Tore erzielt.

Inwieweit hat Ihr Team Ihre Vorstellungen schon umsetzen können, und warum spielt der FCZ immer noch so unkonstant?

In den rund drei Monaten als Chefcoach haben wir viel gearbeitet und einiges erreicht. Das Team kann nun mit 3er- oder 4er-Kette spielen oder mit zwei oder drei Stürmern. Dass es in dieser Zeit Rückschläge gab, ist normal. Selbst Teams wie Real oder Bayern können nicht jedes Mal Spektakel bieten. Das ist utopisch. Es wird auch künftig so sein, dass wir hin und wieder einen schlechten Tag haben. Mein Ziel ist es, dass wir dann ein Spiel trotzdem gewinnen oder zumindest nicht einbrechen. Entscheidend ist immer das Wie unseres Auftritts.

Hilft Ihnen bei Ihrer Arbeit Ihre pädagogische Ausbildung (siehe Box)?

Bestimmt. Das eine oder andere aus den Psychologie-Lektionen konnte ich schon zur Anwendung bringen. Wichtig war in dieser Beziehung allerdings auch meine Zeit als Jugendausbilder beim FCZ. Dort konnte ich das Erlernte in der Praxis anwenden – etwa zu merken, wann man ein Auge zudrücken und wann man die Schraube anziehen und laut werden muss.

Zurück zum Cupfinal gegen YB. Diese Saison konnte der FCZ die Berner nie bezwingen. Nicht die besten Vorzeichen, oder?

Das spielt für den Cupfinal keine Rolle. Der hat seine eigenen Gesetze, zumal der Druck ein ganz anderer ist. Anders als in der Meisterschaft kommt es auf ein einziges Spiel an. 90 Minuten um alles oder nichts. Kommt hinzu, dass der angekündigte Abgang von YB-Trainer Hütter – das weiss ich aus eigener Erfahrung – für Unruhe in der Kabine sorgen wird. Trotz allem bleibt YB Favorit. Sie sind Meister, haben das grössere Budget und Heimvorteil.

Erschwerend dürfte der Umstand sein, dass Ihnen mit den verletzten oder fraglichen Alesevic, Bangura, Kemper, Schättin und Maouche sowie dem gesperrten Dwamena zahlreiche Spieler fehlen.

Die Absenzen spielen keine Rolle. In unserem Kader ist jede Position mindestens doppelt besetzt, wobei alle mein Vertrauen geniessen. Fehlen fünf oder sechs Spieler, ersetze ich sie durch fünf oder sechs andere.

Wer also gewinnt den Cupfinal?

Wir! Dafür müssen wir allerdings eine Topleistung, wie etwa zuletzt beim 4:1 gegen Basel, abrufen. Ich gehe davon aus, dass es eine ganz enge Sache wird, und beziehe in meine Planungen – so viel sei ausnahmsweise verraten – auch ein Penaltyschiessen mit ein. Dementsprechend werden wir uns vorbereiten.

Schweizer Cupfinal: FCZ gegen YB, Sonntag, 27. Mai, im Stade de Suisse in Bern. Anpfiff um 14 Uhr.

Zur Person

Ludovic Magnin, geboren am 20. April 1979 in Lausanne, ist Vater dreier Kinder und seit dem 20. Februar 2018 Chefcoach des FC Zürich. Der Romand begann seine Laufbahn als Profifussballer 1997 bei Yverdon. Von dort führte ihn sein Weg über Lugano, Werder Bremen und Stuttgart 2010 zum FCZ, wo er seine Aktivkarriere 2012 beendete. Ausserdem spielte er zwischen 2000 und 2010 62-mal für die Schweizer Nationalmannschaft. Vor seinem Engagement als Cheftrainer coachte der studierte Grundschullehrer die U-18 und U-21 des Clubs.

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