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Interview

Sven Leuenberger, Sportchef der ZSC Lions. Bild: Sacha Beuth

«Wollen Swissness erhalten»

Von: Sacha Beuth

07. September 2021

Für die ZSC Lions hat gestern Dienstag die Saison 2021 / 22 begonnen. Zur Freude auf die neue Spielzeit gesellt sich auch die Freude über Top-Neuzuzüge und die Vorfreude auf die künftige neue Heimstädte in Altstetten. Ein grosser Aus- und kleiner Rückblick mit Lions-Sportchef Sven Leuenberger. 

Seit 1950 ist das Hallenstadion die Heimstätte des ZSC beziehungsweise der ZSC Lions. Doch am gestrigen Dienstagabend starteten die Löwen gegen Servette (die Partie wurde nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet) in ihre letzte Saison in der «Halle». Ab nächsten Sommer wird die bis dahin neuerbaute Swiss Life Arena in Altstetten ihr Zuhause sein. Darum hat Lions-Sportchef Sven Leuenberger die Weichen nicht nur für diese, sondern auch für die nächste Spielzeit gestellt.

Schaut man sich die Website der ZSC Lions an, bekommt man das Gefühl, dass das Stadionprojekt in Altstetten wichtiger ist als die neue Saison. Läuft beim Bau weiterhin alles glatt, so dass die Swiss Life Arena für die Saison 22 / 23 in Betrieb gehen kann?

Sven Leuenberger: Die Vorfreude auf die Swiss Life Arena ist bei uns zugegebenermassen sehr gross und darum ist das Projekt im Moment auch sehr präsent. Ausserdem ist es wichtig für uns, im Hinblick auf die Buchungsmöglichkeiten durch Private für deren Anlässe schon frühzeitig Promo zu betreiben. Bislang sind wir beim Bau im Zeitrahmen. Und wir gehen davon aus, dass wie geplant am 17. August die Schlüsselübergabe stattfinden kann.

Gegenwärtig dient als Heimstätte aber noch das Hallenstadion. Löst die letzte Saison an diesem Ort im Verein nicht auch Wehmut aus?

Auf jeden Fall. Das Hallenstadion ist seit über 70 Jahren unser Zuhause. Hier erlebte der Verein emotionsgeladene Höhen und Tiefen. Und auch vielen Fans dürften die vielen besonderen Partien gerade in der Zeit vor dem letzten Umbau und des ZSC als Liftklub ewig in Erinnerung bleiben. Darum wollen wir uns im Guten von der AG Hallenstadion trennen und sowohl auf wie neben dem Eis für einen positiven Abschied sorgen.

Weil es letzte Saison keine Auf- und Absteiger gab, entfallen für 2021 / 22 erneut die traditionellen Zürcher Derbys gegen Kloten. Was bedeutet dies emotional und finanziell für Ihr Team?

Es ist gleich doppelt bedauerlich. Einerseits sind die Derbys nicht nur für die Fans, sondern auch für die Spieler etwas Besonderes. Und andererseits waren die Spiele gegen Kloten wenn nicht ausverkauft, so doch zumindest sehr gut besucht, so dass wir mit Mindereinnahmen im fünf- bis sechsstelligen Bereich rechnen müssen.

Apropos Mindereinnahmen. Wie gross schätzen Sie das Loch, das dem Verein wegen der ganzen Corona-Phase entstehen wird?

Dieser Punkt ist noch in Bearbeitung. Genauere Zahlen dazu sollen an der GV Ende Oktober präsentiert werden. Allgemein kann ich sagen, dass wir eine hohe Solidarität erleben durften, viele Aboinhaber auf Rückvergütungen verzichtet und Sponsoren uns weiter die Stange gehalten haben. Ihnen gebührt ein herzliches Dankeschön.

Was tun die ZSC Lions, um in Sachen Corona die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten?

Alle Personen ab 16 Jahren müssen ein gültiges COVID-Zertifikat des Bundes mit QR-Code vorweisen, wenn sie einen Match besuchen wollen. Weiterhin bietet das Hallenstadion auf der Ostseite des Stadions eine Teststation mit vier Boxen an. Weitere Infos dazu gibt es unter www.zsclions.ch/matchbesuch.

Letzte Saison war nach dem Playoff-Halbfinal gegen Genf Schluss. Man hatte das Gefühl, mental war bei den Lions die Luft draussen. Ist das Team nun psychisch stärker?

Das lag nicht an mentalen, sondern vorab an physischen Defiziten. Wir waren total ausgelaugt. Wenn du wie wir die Viertelfinal-Serie in extremis noch drehen kannst und zudem vom Verletzungspech verfolgt wirst, dann fehlen dir am Ende die Kräfte für einen weiteren Exploit.

Als einziger Klub waren die ZSC Lions von Anfang an dagegen, dass im Zuge der Liga-Reform das Ausländerkontingent ab 2022 / 23 erhöht wird. Tatsächlich fand dieser Punkt dann am Schluss keine Mehrheit. Wie wichtig ist dies für die Lions?

Als grösster Eishockey-Ausbilder in der Schweiz war und ist es uns wichtig, die Swissness in der Liga zu erhalten. Zudem: Wenn mehr Ausländer bei uns spielen, ist nicht gesagt, dass dadurch die Qualität automatisch steigt, sicher aber die Lohnausgaben der Klubs. Jedenfalls sind wir froh, dass das Thema im Moment vom Tisch ist.

Im Juni konnten Sie Verteidiger Yannick Weber aus der NHL zurück in die Schweiz holen. Freuen Sie sich noch jetzt, der Konkurrenz ein Schnippchen geschlagen zu haben?

Ich freue mich einfach generell, dass er engagiert werden konnte. Natürlich hat es dabei nicht geschadet, dass wir seit vielen Jahren in Kontakt standen und uns gegenseitig mit dem einen oder anderen Rat geholfen haben.

Weber dürfte in der Defensive die Lücke füllen, die Blindenbacher nach seinem Rücktritt im August hinterlassen hat. Weitere Zugänge sind Quenneville (Rockford, AHL), Riedi (eigener Nachwuchs), Azevedo (Bars Kasan, KHL) und – brandneu – Denis Malgin (Florida Panthers /Lausanne). Insgesamt eine klare Verstärkung auf dem Papier. Aber übernimmt man sich da nicht finanziell?

Das Eishockey-Business bringt es mit sich, dass man erst Geld für Spieler ausgeben muss, bevor sich dies auszahlt. In dieser Saison kommt hinzu, dass wir unser Kader verbreitern mussten, weil sechs Spieler verletzt oder zumindest noch angeschlagen sind. Zudem sind einige Zuzüge als Investition in die Zukunft zu sehen. Und die Chance, sich einen wie Malgin zu holen, darf man sich nicht entgehen lassen, sonst schnappt ihn sich die Konkurrenz.

Wie lautet das Minimalziel für 21/ 22 und wer wird Meister?

Das Minimalziel ist ein Top-4-Platz in der Regular Season und das Playoff-Halbfinale. Die Frage nach dem Meister hingegen lasse ich offen. Die dürfen gerne die wahren Experten beantworten (schmunzelt, die Red.).

Zur Person

Sven Leuenberger, geboren am 25. August 1969 in Niederuzwil SG, begann seine Karriere als Eishockeyspieler beim EHC Uzwil, ehe er 1988 zum SC Bern, 1992 zum HC Lugano und 1994 wieder zurück zum SC Bern wechselte. Mit den Bernern gewann er 4 Meistertitel und nahm mit der Nationalmannschaft an mehreren Grossturnieren (Weltmeisterschaften, Olympia 1992) teil, bis er 2003 seine Karriere als Aktiver beendete. Seit Mai 2017 ist er Sportchef der ZSC Lions.

 

 

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