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Interview

Lebensrezept von Hubert Spiess (l.) und Erich Vock: «Nie Gleichgültigkeit in einer Beziehung aufkommen lassen.» Bild: PD

Ziel: Gemeinsam alt werden

Von: Isabella Seemann

07. November 2017

Die beiden Schauspieler Erich Vock und Hubert Spiess sind seit bald einem Vierteljahrhundert ein Paar, 2003 liessen sie ihre Partnerschaft eintragen. Derzeit stehen sie im Stück «Der schwarze Hecht» zusammen auf der Bühne des Bernhard-Theaters.

Sie kennen sich seit bald 25 Jahren. Erinnern Sie sich noch an den ersten Eindruck?

Erich Vock: Natürlich erinnere ich mich noch! Ich dachte mir: «Was hat denn der für eine Haarfarbe!?» Hubert trug das Haar damals auberginefarben, was uns beide bis heute amüsiert!
Hubert Spiess: Wir waren beide 1993 am Sommertheater Winterthur engagiert. Ich kam aus Wien. Die erste Begegnung war sehr förmlich. Das Vorstellen höflich, aber reserviert. Ich dachte mir, das ist vielleicht in der Schweiz so. (schmunzelt)

Aus Ihrer ersten Begegnung am Theater entstand eine tiefe, langjährige Freundschaft und Liebe. Das ist schon etwas Besonderes im Showbusiness, oder?

Vock: Ob Showbusiness oder nicht, es ist auf alle Fälle ein grosses Glück, wenn man einem Menschen begegnet, mit dem man auch noch nach zwei Jahrzehnten sehr glücklich ist.
Spiess: Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich im Theater meinem Mann des Lebens begegne. Ob das was Besonderes im Showbusiness ist, weiss ich nicht. Ich begegne auch dort Paaren, die schon lange zusammen sind.

Wie verändert sich eine Beziehung, wenn man gemeinsam auf der Bühne steht oder Theaterstücke produziert?

Vock: Man wird erwachsener, und es schweisst ein Paar zusammen. Zumindest war das bei uns beiden so.
Spiess: Früher waren wir wohl etwas unbeschwerter. Jetzt haben wir viel mehr Verantwortung. Nicht nur uns gegenüber, sondern auch unserem Team gegenüber.

Was ist Ihr Rezept, dass Ihre ­Beziehung schon 25 Jahre hält?

Vock: Ein Rezept gibt es sicher nicht! Aber nie Gleichgültigkeit aufkommen zu lassen, ist sicher gut.
Spiess: Rezept gibt es keines. Wichtig ist wohl, dass man immer das Gespräch sucht.

Was bedeutet für Sie «Zusammenarbeit»?

Vock: Wir sind sehr ehrlich zueinander. Was auch oft schmerzt. Aber dieser grossen Vertrautheit entspringen unsere Ideen. Ohne Angst, sich eine Blösse zu geben.
Spiess: In erster Linie Vertrauen und Sicherheit. Der Austausch von Ideen macht grossen Spass.

Sind zwei Kreativhirne gescheiter, oder hatte Schiller recht, der sagte: Der Starke ist am mächtigsten allein?

Vock: Schiller in Ehren, aber ich kann ihm da nicht beipflichten. Ganz im Gegenteil!
Spiess: Das ist wahrscheinlich ­individuell. Wir sind eindeutig ­zusammen stärker. Doppelt hält eben besser!

Hand aufs Herz: Welchen Anteil an Ihren privaten Gesprächen nimmt das Theater ein?

Vock: Das Theater ist ein grosser Teil von uns. Aber es gibt zum Glück für uns beide auf der Welt noch viel mehr als Theater.
Spiess: Einen grossen, weil wir unseren Beruf lieben. Aber sind wir in den Ferien, dann ist das Theater ganz weit weg.

Sie sind beide starke Persönlichkeiten im Beruf. Wie geht das privat zusammen?

Vock: Ich kann nicht 24 Stunden am Tag stark sein. Deshalb ist es so schön, jemanden an der Seite zu haben, der mich auffängt, wenn ich es nicht bin. Und das Gleiche versuche ich, auch ihm zu geben.
Spiess: Stärke bedeutet auch, Schwächen zu zeigen. Insofern geht das privat sehr gut zusammen.

Was haben Sie gemeinsam, worin unterscheiden Sie sich?

Vock: Es gibt zwischen uns sehr viele Gemeinsamkeiten. Das ist unser grosses Glück. Aber Hubert ist Social-Media-mässig viel interessierter und begabter als ich. Das hilft uns sehr.
Spiess: Die Lust, zu reisen und Neues zu entdecken, ist uns gemeinsam. Genauso wie feines Essen und ein guter Tropfen. Unterscheiden? Ich bin wohl eher der Chaot in unserer Familie.

Ist Ihr Ehemann ein Vorbild?

Vock: Seine Ausgeglichenheit ermahnt mich oft, mich zusammenzureissen.
Spiess: Ich bewundere sein Organisationstalent und sein enormes Erinnerungsvermögen.

Was haben Sie zuletzt voneinander gelernt?

Vock: Ich brauche fast täglich seine Hilfe im Umgang mit dem Computer. Und er ist zum Glück ein geduldiger Lehrer!
Spiess: Ein paar neue Spanischvokabeln. Da hinke ich ihm meilenweit hinterher.

Was war bisher das Wichtigste in Ihrem gemeinsamen Leben?

Vock: Unser gemeinsamer Weg.
Spiess: Ganz klar, dass wir uns begegnet sind.

Was möchten Sie unbedingt noch miteinander erleben?

Vock: Zusammen alt werden. Und wir sind auf dem besten Weg dahin! (Lacht)
Spiess: Da gibt es vieles, denn wir wollen unsere Neugier bis ins hohe Alter bewahren.

Gut zu wissen: Erich Vock und Hubert Spiess

 

Das Künstlerpaar Erich Vock und Hubert Spiess gehört zu den erfolgreichsten Theaterschauspielern und -produzenten Zürichs. Beide leiten seit 1993 die Zürcher Märchenbühne. Seit 20 Jahren sind Erich Vock und Hubert Spiess als Produzenten von Komödien und Musicals tätig. 2007 gründeten sie die Produktionsfirma Spock Productions und inszenieren äusserst erfolgreich Musicals und Komödien.

Erich Vock (55) hat seine Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich absolviert. Bereits zweimal wurde er mit dem Prix Walo als bester Schauspieler ausgezeichnet. Er begeisterte als Bäuerlein Heiri über 127 000 Zuschauer in «Die Kleine Niederdorfoper». Der grosse Erfolg von «Stägeli uf – Stägeli ab» freute den Theatermann gleich vierfach: als Produzent, Autor, Regisseur und Schauspieler.

Hubert Spiess (53) absolvierte seine Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur in Innsbruck und Wien. Ein Engagement am Sommertheater Winterthur führte ihn 1993 in die Schweiz. Seither begeistert er das Publikum von Boulevardkomödien und Dialektschwänken in beiden Alpenländern.

Erich Vock und Hubert Spiess setzten sich für das Zürcher Partnerschaftsgesetz ein und leben seit 14 Jahren in eingetragener Partnerschaft. Sie wohnen zusammen in Zürich.

Ab 7. November stehen sie im Stück «Der schwarze Hecht» und ab 18. November im Kindermusical «Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer» zusammen auf der Bühne des Bernhard-Theaters. Für die Zürcher Märchenbühne haben sie zusammen Regie geführt im Märchen «Neues vom Räuber Hotzenplotz», das derzeit im Theater am Hechtplatz läuft. 

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