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Interview

Roland Scheck (46) möchte Zürichs Finanzen umkrempeln. Bild: PD

"Zürich braucht eine konservative Revolution"

Von: Jan Strobel

30. Dezember 2013

Am 9. Februar finden die Stadtratswahlen statt. Das «Tagblatt» stellt in Interviews die Kandidierenden vor. Heute: Roland Scheck, SVP.

Roland Scheck, welches Buch liegt bei Ihnen gerade auf dem Nachttisch?

Roland Scheck: Zurzeit komme ich nicht wirklich zum Lesen. Das letzte Buch, das mich wirklich beeindruckt hat, war ­«Christoph Blocher – Der konservative ­Revolutionär» von Markus Somm.

Wie stark identifizieren Sie sich mit der Person Christoph Blochers?

Identifikation wäre das falsche Wort. Aber natürlich spielt Christoph Blocher in meiner politischen Karriere eine wichtige Rolle. Erst die Empörung über seine Abwahl im Dezember 2007 politisierte mich richtig. Die Abwahl war die Initialzündung, mich nicht nur auf meine Karriere in der Privatwirtschaft zu fokussieren, sondern auch einen Beitrag für unsere Stadt, unseren Kanton und unser Land zu leisten.

Träumen Sie von einer konservativen Revolution in Zürich?

Das ist kein Traum. Die SVP hat die konservative Revolution ja seit geraumer Zeit bereits eingeläutet - und gerade in Zürich ist sie dringender denn je. Rot-Grün hat mit ihrer Politik unsere Stadt an den Rand des finanziellen Ruins getrieben. 9,2 Milliarden Franken Bruttoschulden und die anhaltenden jährlichen Defizite sind mehr als alarmierend. Es ist meine Verpflichtung, gegen die herrschende Sorglosigkeit von Regierung und Parlament im Umgang mit unseren Steuergeldern anzutreten, die Finanzen grundlegend zu sanieren.Viele Zürcherinnen und Zürcher haben mittlerweile realisiert, wie schlecht es um unsere Stadt eigentlich steht, dass ihre Lebensqualität je länger, je mehr bedroht ist. Das bürgerliche Ticket ist die einzige Gewähr dafür, dass hier die Notbremse gezogen wird.    

Skizzieren Sie uns kurz Ihr Zürich in zehn Jahren.

Es ist eine Weltstadt, und das heisst: Sie ist weltoffen, kein Dorf, wie das die Linken und Grünen gerne hätten. Zürich wird ein noch stärkerer Finanzplatz mit sicheren Arbeitsplätzen sein, mit einem starken Gewerbe und einem leistungsfähigen Verkehrssystem, das nicht ideologisch den Autoverkehr ausschliesst. Zürich soll wieder eine sichere Stadt werden und eine, in der die Bürger nicht dauernd bevormundet werden, in der Selbstverantwortung wieder etwas bedeutet. Und schliesslich: in der Luftschlösser wie die 2000-Watt-Gesellschaft der Vergangenheit angehören.

Sie sprechen vom weltoffenen Zürich. Wie weltoffen sind Sie selbst?

Ich habe 16 Jahre in der Finanzdienstleistung gearbeitet, an der Schweizer Börse, in der Direktion der Zürcher Kantonalbank. Weltläufigkeit gehörte da einfach dazu, sie hat mich geprägt. Ich bin viel gereist, in die USA, nach England, aber besonders Asien begeistert mich immer wieder.

Zu Weltläufigkeit gehört auch Kultur. Wie wichtig ist sie Ihnen, gehen Sie ins Theater, besuchen Sie Konzerte?

Natürlich ist Kultur ein wichtiger Faktor in einer Weltstadt wie Zürich, allerdings nicht in der Form eines Hafenkrans, den ich als Albtraum empfinde, weil er Weltoffenheit demonstrieren soll, aber eigentlich nur das Symbol einer abgehobenen Kulturpolitik ist. Ich selbst nehme grundsätzlich kein kulturelles Angebot in Anspruch, in das staatliche Gelder fliessen.

Wie halten Sie es mit der Ökologie?

Dieses Thema beeinflusst mein täglisches Handeln nicht wirklich. In meiner Entscheidungsfindung ist Ökologie kein wesentlicher Faktor, gerade auch deshalb, weil dieses Feld als politisches Instrument der Bevormundung und Umerziehung missbraucht wird, mit dem Fehlinformationen und Weltuntergangsszenarien gestreut werden.

Sie fahren Auto?

Nein. Ich bin begeisterter ÖV-Nutzer, was mich aber nicht daran hindert, mich für den Autoverkehr in unserer Stadt stark einzusetzen. Ich sehe da keinen Widerspruch. Sowohl Individual- als auch öffentlicher Verkehr müssen gleichwertig stark sein.

Sie kommen aus einer FDP-Familie. Ist es  für Sie persönlich manchmal nicht ­schwierig, in Zürich als SVP-Politiker aufzutreten?

Natürlich wird auf einem SVP-Politiker ständig rumgehackt, es ist auch schon mal vorgekommen, dass ich im Tram beschimpft wurde. Obwohl wir bedingungslos für die Schweiz einstehen, gibt es Leute, die in unserer Partei das Böse schlechthin sehen. Diese Konfrontation gehört zum Leben eines jeden SVP-Politikers. Dies hat uns letztendlich aber auch stark gemacht, denn wir sind dauernd gezwungen, alles besser zu machen als die anderen Parteien, die weitestgehend von der öffentlichen Kritik verschont bleiben. Und immerhin: Wir vertreten rund 20 Prozent der Bevölkerung dieser Stadt. Das gibt mir eine starke Zuversicht.                 

Nächste Woche: Markus Knauss, Grüne

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