Übler Gestank im Bahnhof Löwenstrasse: Pendlerin Sarah K. muss sich vor Ekel die Nase zuhalten. Bild: SB

Bahnhof Löwenstrasse: Den Pendlern stinkts

Wer am Bahnhof Löwenstrasse den Zug benützt, darf kein empfindliches Näschen haben, denn oftmals stinkt es dort penetrant nach Fäkalien. Das «Tagblatt» nahm Witterung auf und ging auf Ursachenforschung.

Ein Abend am Bahnhof Löwenstrasse. Zwei Enddreissiger im Businesslook sind eben die Rolltreppe hinabgefahren. «Puuh, jetzt stinkt es wieder so penetrant» meint der eine. «Fast so wie in der Metro von Paris», stimmt ihm der andere zu. Die beiden Geschäftsleute sind bei weitem nicht die Einzigen, denen der unangenehme Geruch aufgefallen ist. Auch Sabrina L., Christian N. und Martin D., die auf ihren Zug nach Bern warten, halten sich die Nase zu oder rümpfen sie zumindest. «Wir pendeln täglich zwischen Bern und Zürich, und es ist uns schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass es hier unten nach Fäkalien stinkt. Merkwürdigerweise aber nicht immer und nicht immer in den gleichen Abschnitten», erzählt Christian. Sarah K., ebenfalls Pendlerin und unterwegs in Richtung Pfäffikon, bestätigt die Aussage. «Hier am Bahnhof ­Löwenstrasse ist es besonders übel. Aber auch am Bahnhof Museumsstrasse stinkt es manchmal.» Wie weitere Pendler bestätigen, würde sich der Fäkalgestank gelegentlich mit einem brennenden, chemischen Geruch mischen – insbesondere, wenn Züge ein- oder ausfahren.

Abluft der Zug-WC

Aber was genau ist die Ursache dieses Gestanks im Bahnhof Löwenstrasse? Und warum tritt er nur punktuell und unregelmässig auf? «Das hat grundsätzlich nichts mit dem Bahnhof Löwenstrasse zu tun, sondern dürfte am Lüftungssystem der Zugs-WC liegen», erklärt SBB-Mediensprecher Reto Schärli. «Wenn jemand die WC-Spülung im Zug betätigt, wird automatisch die Lüftung aktiviert und ein Teil der Luft nach draussen abgelassen.» Fäkalien selbst würden aber nicht auf die Gleise gelangen, betont Schärli. «Alle dort verkehrenden Züge haben ein geschlossenes WC-System. Mit den Plumpsklos hatten wir früher ganz andere Probleme».

Warum der Geruch aber manchmal auch wahrnehmbar ist, wenn sich der Zug schon längst aus dem Bahnhof entfernt hat, weiss der Mediensprecher nicht. Dafür hat er eine ­Erklärung für den gelegentlichen brennend-chemischen Geruch. «Ein typischer Geruch im Eisenbahnbetrieb ist der Abrieb von Eisen, der durch den Kontakt von Zugrad und Schiene entsteht. Aber diesen Geruch würde ich nicht als brennend-chemisch bezeichnen.» Generell sehen die SBB wegen des Gestanks bislang keinen Handlungsbedarf. Man habe diesbezüglich auch noch keine Kundenreaktionen erhalten. «Die WCs in den Bahnhöfen abzuschliessen, ist für uns keine Option», sagt Schärli.

Vielleicht fällt den SBB ja doch noch etwas ein. Dass sie sich generell um den Komfort ihrer Kundschaft bemühen, haben sie schon bewiesen. Als nämlich nach einem Bericht im «Tagblatt» die fehlende Beschilderung im Bahnhof Löwenstrasse bemängelt wurde (Ausgabe vom 5. 11. 2014), brachte man kurz danach entsprechende Schilder zur besseren Orientierung an.

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