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Zwei der neuen Bienenfresser im Zoo Zürich gönnen sich eine Pause. Bild: Zoo Zürich/Edi Day

Bunte Jagdflieger neu im Zoo

19. Februar 2014

Ein Schwarm Europäischer Bienenfresser ergänzt seit kurzem den Vogelbestand im Masoala Regenwald. Und auch im botanischen Bereich des Tiergartens hat sich einiges getan. Viele kleine Setzlinge und Samen haben sich seit 2003, dem Eröffnungsjahr der Masoalahalle, in mächtige Baumriesen verwandelt.

Bienenfresser sind geschickte Flieger und gesellig. In ihrem Namen ist ein Teil ihres Speiseplans enthalten: Bienen. Bienenfresser oder Spinte bezeichnet eine 26 Arten umfassende Vogelfamilie, die in den Tropen und Subtropen der Alten Welt verbreitet ist. Sie bewohnen auch Madagaskar, aber die hier im Fokus stehende Art kommt dort nur gelegentlich auf dem Zug vorbei. Wir sprechen hier von einer Art, deren Verbreitungsgebiet im Wesentlichen das südliche Europa, das südwestliche Asien, Südafrika und – als Überwinterungsorte – südlich der Sahara gelegene Gebiete Afrikas umfasst. In der Schweiz tritt sie seit 1991 als Brutvogel auf, in den letzten Jahren mit 19 bis 35 Paaren.

Die auf Madagaskar heimische Art ist nicht erhältlich, und so haben wir gerne das Angebot des in der Nähe von Athen gelegenen griechischen Zoos Attica angenommen, 14 Jungvögel aus seiner Zucht Europäischer Bienenfresser zu übernehmen. Bienenfresser weisen eine Reihe von Besonderheiten auf. Da ist mal das bunte Gefieder: Beim Europäischen Bienenfresser sind Bauch- und Brustbereich türkis, Scheitel, Nacken und obere Rückenpartie rostbraun, das Kinn ist goldgelb, und aus dem schwarzen Augenstreifen äugt ein rotes Auge. Flügel und Schwanz sind grünlich bis bläulich. Diese Vögel sind mit einem längeren, gebogenen Schnabel ausgestattet, ihr Werkzeug, um von einer Warte aus in geschicktem Flug Insekten wie Bienen, Wespen, Libellen oder Käfer zu erbeuten. Auf ihre Warte zurück gekehrt, schlagen sie ihre Beute kräftig gegen ihre Sitzunterlage und sorgen so dafür, dass die Stachel und das Gift der Bienen und Wespen ihnen nichts anhaben können.

Tunnelbauer und Betreuungshelfer

Zur Brut graben die Bienenfresser in steilen Böschungen entlang von Gewässern, in Kiesgruben und gelegentlich auch in den flachen Untergrund Röhren von gegen einen Meter Länge mit einem Brutraum an deren Ende. Fünf bis sieben Eier legt das Weibchen da hinein – in dieser Zeit vom Männchen immer wieder fürsorglich mit Insekten beliefert. Es brüten beide Paarpartner, und nach 20 bis 22 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Die Eltern werden bei der Jungenaufzucht zuweilen von Helfern unterstützt: Das sind in der Regel ältere Söhne der Eltern oder Brüder des Männchens, die selber nicht erfolgreich zur Brut kamen. Wegen der verwandtschaftlichen Beziehung unterstützen sie so Träger eigener Gene. Sind die Jungen einmal flügge, werden sie von den Eltern noch eine Zeitlang weiter gefüttert, denn das Erbeuten von Fluginsekten will erlernt sein.

Die Bienenfresser im Masoala Regenwald jagen (noch nicht) primär Fluginsekten. Sie haben gelernt, sich Insekten wie Mehlwürmer aus Futterschalen zu holen. Ihr zurzeit bevorzugter Aufenthaltsort ist im Bereich des hohen Bambus, wo sie mit etwas Geduld auszumachen sind. Vom Baumkronen-Weg aus entdeckt man sie, insbesondere wenn sie herumfliegen. Und sollten diese Vögel mal den «Frühling» spüren: In der Nähe des Wasserfalls steht eine speziell aufgebaute Steilwand bereit, geeignet zum Bau von Brutröhren.

Auch grosse Bäume haben mal klein angefangen

Der Masoala Regenwald wurde 2003 gepflanzt. Zu Beginn war es kein
«richtiger» Wald, in der Zwischenzeit ist nun ein relativ dichter Baum- und
Pflanzenbestand herangewachsen, der immer authentischer wird. Der richtige Regenwald in Masoala ist durch eine enorme Vielfalt von Baumarten gekennzeichnet. Schätzungsweise 2000 bis 3000 Baumarten sind auf der Masoala Halbinsel zu finden; manche dieser Baumarten sind bis heute noch nicht wissenschaftlich beschrieben.

Seit der Eröffnung des Masoala Regenwaldes betreiben wir im Hintergrund eine Baumschule. In enger Zusammenarbeit mit der Forstsamenbehörde in Madagaskar (Silo National des Graines Forestières SNGF) darf Dr. Martin Bauert in der Region Masoala Samen sammeln und diese in Zürich zur Bereicherung des Masoala Regenwaldes kultivieren. Pro Jahr produziert die kleine Baumschule im Masoala Regenwald mehrere hundert junge Bäume und Sträucher, die, wenn sie gross genug sind, ausgepflanzt werden. Einige Baumarten kultivieren wir bereits in der zweiten Generation: Die ursprünglich angepflanzten Bäume blühen und produzieren Samen, welche wir wiederum sammeln und aussäen.

Neue Erkenntnisse in der Vermehrung von Rosen- und Ebenhölzern

Einen Schwerpunkt der Vermehrung von Bäumen haben wir bei den Edelhölzern gesetzt, welche für die Region Masoala sehr typisch sind. Diese Rosen- und Ebenholzarten galten in Madagaskar als nicht kultivierbar. Wir brachten es dennoch fertig, die Rosen- und Ebenhölzer aus Samen zu vermehren. Mit diesem Erfolg konnten wir die Forstsamenbehörde SNGF in Madagaskar inspirieren, so dass heute auch in Madagaskar Rosen- und Ebenhölzer aufgeforstet werden, was vor 2003 als unmöglich angesehen wurde.

Verschiedene Techniken kommen bei den Vermehrungen von Pflanzen zum Einsatz. Wenn keine Samen erhältlich sind, können Pflanzen über Stecklinge oder durch sogenanntes Abmoosen vermehrt werden. Das braucht viel Fingerspitzengefühl, reagiert doch jede Baumart etwas unterschiedlich. Der Zoo Zürich finanziert in der Forstsamenbehörde SNGF eine Doktorarbeit, die sich intensiv mit der Vermehrung der Rosenhölzer befasst. Diese Bäume sind durch die illegale Ausbeutung so stark dezimiert worden, dass kaum noch genügend alte Bäume vorhanden sind, die Samen produzieren. Ein wichtiger Teil dieser Doktorarbeit ist es, die beste Technik zu finden, mit der die verbliebenen Rosenholzbäume über Stecklinge vermehrt und wieder aufgeforstet werden können.

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