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Im Rinspeed Budii ist das Lenkrad nur noch ein Accessoire unter vielen. Bild: PD

Das Auto wird zur Menschmaschine

Von: Jan Strobel

03. März 2015

Autosalon Genf: Morgen beginnt eine der grössten Automessen der Welt. Eine Zürcher Innovationsschmiede ermöglicht dort einen Blick in die nahe Zukunft.

Wer mit dem Zürcher Autovisionär Frank M. Rinderknecht über Mobilität und die automobile Zukunft redet, betritt schnell das Feld der Philosophie: «Wir müssen die Beziehung zwischen Mensch und Maschine neu definieren», sagt der 59-Jährige, der seit 1979 mit seinem Unternehmen Rinspeed immer wieder spektakuläre Konzeptfahrzeuge entwickelt. «Das Auto der Zukunft wird dasselbe tun wie wir, es wird täglich dazulernen und die Anforderungen des Individualverkehrs immer besser meistern. Die Maschine, der Roboter, arbeitet mit dem Menschen als Partner zusammen und nicht mehr als Zwangsarbeiter.»

Wie das konkret aussieht, präsentiert Rinderknecht ab morgen am Genfer Autosalon der Öffentlichkeit.   Zu sehen sein wird dort sein Rinspeed Budii, ein Konzeptauto, das die Vorstellung von Autofahren von Grund auf umkrempelt. Rinderknecht nimmt eine Vision auf, an deren Verwirklichung die Autoindustrie seit geraumer Zeit tüftelt: das autonome Fahren. Nicht mehr der Lenker steuert das Auto, sondern der Computer. Realität geworden ist das Konzept in Ansätzen bereits in gewissen Modellen, die wie von Zauberhand perfekt einparken. Rinderknecht geht in seinem Elektroauto Budii allerdings noch einen Schritt weiter: Er lässt sogar das Lenkrad verschwinden und macht das Auto sozusagen zum Hightech-Wohnzimmer. «Wollen die Insassen trotzdem selber steuern, fährt ein Roboterarm das Lenkrad aus und übergibt es je nach Wunsch dem Fahrer oder auch dem Beifahrer.» Zusätzlich erkennt und erlernt die Soft­ware des Budii die Vorlieben und Gewohnheiten des Fahrers. «Das Auto wird zu einem vorausschauenden Weggefährten», so Rinderknecht. Für ihn steht fest, dass das autonome Fahren in den nächsten Jahrzenten immer konkreter werden wird. «Im Jahr 2020 werden autonom fahrende Autos zum Alltag auf unseren Autobahnen gehören.» Anders sehe es dagegen im komplexeren urbanen Verkehr aus. «Bis Autos selbstständig computergesteuert durch Zürich fahren, wird es noch einige Zeit mehr brauchen. Die Software muss verfeinert werden, und letztlich müssen auch die Städte ihre Mobilitätskonzepte dieser Entwicklung anpassen. Bei ­einem autonom fahrenden Zügli wie am Flughafen wird es definitiv nicht bleiben.» Bereits soll der iPhone-Hersteller Apple an der Entwicklung eines eigenen iCar arbeiten, und auch Google experimentiert mit selbst fahrenden Autos. Diese Technik werde fehlerfreier als der Mensch agieren, ist Rinderknecht überzeugt. «Allerdings wird auch sie nicht perfekt sein. Wir sollten kein blindes, aber ein gesundes Vertrauen in die Fähigkeiten dieser Technik entwickeln.»

Der Bestand an Personenwagen in der Stadt Zürich  ist in den letzten Jahren gestiegen. 2012 waren 134 468 Personenwagen registriert. 2011 waren es noch 129 906. Obwohl 2014 in der Schweiz 1,4 Prozent weniger motorisierte Strassenfahrzeuge als im Vorjahr neu in Verkehr gesetzt wurden, nahm der Gesamtbestand an Strassenfahrzeugen weiter zu und erreichte knapp 5,8 Millionen Fahrzeuge. Die mit Abstand beliebteste Automarke bei den Schweizern ist VW mit einem Marktanteil von 14 Prozent.

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