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Närrisches Treiben am Züri-Carneval. Bild: ZVG

Die Narren von Zürich sind zurück

Von: Sacha Beuth

10. November 2015

Im Vergleich zu anderen Schweizer Städten fristet Zürich in Sachen närrisches Treiben ein Schattendasein. Doch nun scheint es, als würde die hiesige Fasnachtsbewegung wieder populär.

Heute um 11 Uhr 11 beginnt am Hirschenplatz wieder der Züri-Carneval. Viele Stadtzürcher rümpfen darob die Nase. Doch das war nicht immer so. «Man glaubt immer, die Reformation habe in Zürich die Fasnacht beendet. Das stimmt so nicht. Noch im 19. Jahrhundert gab es hier eine grosse Fasnachtsszene, bis in den 1930er-Jahren der Bruch erfolgte. Die Ursachen waren die Weltwirtschaftskrise und der folgende Zweite Weltkrieg», erzählt Mischa Gallati, Dozent für Populäre Kulturen an der Uni Zürich. «Viele hielten das verschwenderische Gehabe und die Ausschweifungen angesichts der aktuellen Umstände für unangebracht. Und im zwinglianischen Zürich war diese Sichtweise besonders ausgeprägt.» In den 50er-und 60er-Jahren versuchten intellektuelle Kreise, die Fasnacht wieder populär zu machen. Jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Andererseits war der Anlass aber auch nicht totzukriegen.

In den letzten Jahren hat sich das Blatt gemäss Peter Zimmermann, Mitorganisator des Züri-Carneval, gewendet. «Nachdem wir die Zürcher Fasnacht vor etwa 11 Jahren von der Fasnachtsgesellschaft Zürich übernommen, umbenannt und thematisch geöffnet haben, wächst der Anlass von Jahr zu Jahr. Anfangs verzeichnete der Züri-Carneval knapp 10 000 Teilnehmer, nun sind es im Schnitt 30 000, wobei das Wetter immer eine grosse Rolle spielt.» Für dieses Jahr rechnet Zimmermann zudem mit einer Rekordzahl von 60 Brauchtumsgruppen (Guggen, Maskenträger, Themenwagen etc.). «Obwohl im Umland zur gleichen Zeit viele Konkurrenzveranstaltungen stattfinden.»

Multikulti führt zu Erfolg

Warum die Fasnacht in Zürich plötzlich wieder zieht, kann Zimmermann nicht mit absoluter Bestimmtheit sagen. «Ein Umstand ist sicher, dass wir uns von der rein alemannisch geprägten Fasnacht verabschiedet haben und multikultureller geworden sind. So sind nun etwa auch Portugiesen und zahlenmässig grosse südamerikanische Gruppen mit dabei. Der Anlass ist viel bunter. Es gibt keine Kleidervorschriften. Und unser Image ist heute ein ganz anderes als früher, als man Fasnacht fälschlicherweise nur allzu oft mit besoffenen Guggentruppen assoziierte. Heute kommen die Leute extra wegen des Züri-Carneval in unsere Stadt. Sogar aus Japan», betont Zimmermann nicht ohne stolz.

Trotz allem dürfte sich der Züri-Carneval auch in Zukunft nie auf gleicher Höhe wie die Basler oder die Luzerner Fasnacht bewegen. «Weil sich im Gegensatz zu Zürich nicht nur kleine Gruppen, sondern die ganze Stadt damit identifiziert», erklärt Gallati. «Das ist auch gar nicht unser Ziel», entgegnet Zimmermann. «Wir wollen einfach, dass sowohl Erwachsene wie Kinder zwei Tage Spass haben.»

Der Züri-Carneval startet am 11. 11. um 11.11 Uhr auf dem Hirschenplatz mit dem Guggenmarsch. Anschliessend verteilen sich die Gruppen in der Stadt. Weitere Infos: www.zurichcarneval.ch

 

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