News
Hat Zürich bald einen neuen Boulevard?
Von: Jan Strobel
Löwenstrasse: Die kleine Schwester der Bahnhofstrasse soll attraktiver und zu einer Begegnungszone umgewandelt werden.
Löwenstrasse und Bahnhofstrasse: Wie ein Geschwisterpaar ziehen sie sich parallel zueinander durch die City. Doch während sich die Bahnhofstrasse als Luxusboulevard mit weltweiter Ausstrahlung präsentiert, befindet sich die Löwenstrasse daneben gewissermassen im Dauerschatten der grossen Schwester. «Die Löwenstrasse», findet der grünliberale Gemeinderat Sven Sobernheim, «wurde bisher vernachlässigt, und das Gewerbe hat zu kämpfen. Der einzige wirkliche Umsatzmotor ist die Migros-City. Dabei könnte die Strasse eine äusserst attraktive Alternative zur Bahnhofstrasse sein, ein schöner Boulevard, statt ein Schleichweg für Autofahrer.»
Im Sommer reichte Sobernheim zusammen mit Samuel Dubno deshalb ein Postulat ein. Die Löwenstrasse soll in eine Begegnungszone umgewandelt, der Strassenraum optisch neu gestaltet werden, etwa durch Pflastersteine. In einer Begegnungszone haben Fussgänger Vortritt, für Autos gilt Tempo 20. Zusätzlich sollen Parkplätze abgebaut werden. Für die Idee konnten die Postulanten auch den Gemeinderat gewinnen, der sich für die Begegnungszone ausgesprochen hat. Der Ball liegt jetzt beim Stadtrat.
Eine Begegnungszone, ist Sobernheim überzeugt, käme dem Gewerbe entgegen, weil sie die Löwenstrasse aufwerten und mehr Laufkundschaft anziehen würde. Doch gerade an der geplanten Reduktion von Parkplätzen erhitzen sich die Gemüter. «Ursprünglich hatten wir die Idee, die Löwenstrasse ganz autofrei zu gestalten. Wir sind dann aber davon abgekommen», sagt der Grünliberale. «Dass die Parkplätze reduziert werden sollen, passt mir gar nicht», meint dagegen eine Ladenbetreiberin an der Löwenstrasse, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. «Meine Kundschaft beklagt sich jetzt schon über den mühsamen Suchverkehr in der Innenstadt. Eine Begegnungszone würde uns definitiv schaden.» Dieser Ansicht ist auch der Gewerbeverband der Stadt Zürich (GVZ). Ein Abbau von Parkplätzen und eine weitere Erschwerung der Anlieferung seien nicht im Sinn des Gewerbes.
Manuel Fröhlich, der in seinem Laden Manuel’s Zigarren, Rum und Kaffee anbietet, sieht das ganz anders. Er ist ein Newcomer an der Löwenstrasse und unterstützt eine Begegnungszone voll und ganz: «Die Strasse hat eine Aufwertung nötig, immerhin hat sie einen gewichtigen Namen. Tempo 20 finde ich jetzt allerdings nicht so prickelnd. Am liebsten wäre mir eine autofreie Zone. Aber ich sehe ein, dass eine intelligente Lösung der Parkplatzfrage nötig ist.»
Postulant Sobernheim verweist auf das nahe City-Parkhaus an der Gessnerallee, das genügend Parkplätze biete. «Mehr Umsatz für das Gewerbe an der Löwenstrasse wird nicht durch mehr oberirdische Parkplätze generiert, sondern durch ein attraktives Einkaufserlebnis für Fussgänger und Velofahrer.»
Was ist Ihre Meinung? Teilen Sie sie uns in der Kommentarspalte mit!
Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan vom Tagblatt der Stadt Zürich!
Artikel bewerten
Leserkommentare
Jürgen Glatz - Die Löwenstrasse schreit meiner Meinung nach geradezu nach einer Verbesserung bezüglich Flaniermeile und Velo freundlicherer Umgestaltung! Es ist destruktiv und rückwärts gerichtet argumentiert, das seit Jahrzehnten - überall - überpräsente, dominierende
mehr anzeigen ... Rollene Blech in engsten innerstädtischen Straßenzügen weiter - einseitig - zu protegieren!! In einer zukünftigen Löwenstrasse als Begegnungszone im Gegensatz zur - mit Tremli Verkehr multiplen - Bahnhofstraße würde sich jene wunderbar mit dieser ergänzen. Usw. usw. Wie man dies möglichst für alle gleichberechtigt annehmbar umsetzt? Dazu gibt es Europa weit inzwischen viele gut angenommene, funktionierende Beispiele, umgesetzt von kreativen, erfahrenen Experten. Warum sollte ausgerechnet eine Vorzeige Stadt wie Zürich an so einer spannenden Aufgabe zu einer Zukunft tauglichen Umsetzung scheitern???
Ursula Hennings - Wenn nur schon die geschmacklose Weihnachtsbeleuchtung verschwände, wäre das eine Aufwertung! - Soll Flaniermeile Löwenstrasse heissen, dass genau wie in der Bahnhofstrasse die Läden für den Mittelstand verdrängt werden, weil sie die Miete nicht mehr
mehr anzeigen ... zahlen könnten, und als Konsequenz wieder mal und noch mehr Oligarchen-Buden krakenhaft um sich greifen? Warum wird darüber eigentlich nicht nach öffentlich ausgestelltem Modell und Vorliegen eines detaillierten Finanzplanes mit verbindlicher Zusage des genauen Verwendungszweckes abgestimmt? ---
Giuliano Bamberger - Tempo 20 !! bald mit dem Trottinette schneller !!