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Im Hallenbad City kommen die Schwimmer nur schwer aneinander vorbei. Bild: PD

Kampf um das Schwimmbecken

Von: Clarissa Rohrbach

19. April 2016

Das Becken im Hallenbad City ist nach Geschwindigkeit unterteilt. Doch seinen Platz in den Bahnen zu finden, erweist sich als schwierig.

Zu langsam, zu schnell. Was nun? Leserin Simona Weiss kraulte gerade im Hallenbad City, als sich ihr die ganze Schwäche der dort herrschenden Regeln offenbarte. Als ehemalige Junioren-Finalistin stufte sie sich als schnell ein und wählte die Tempospur. Gerade mal nach drei Längen schnauzte sie ein Herr an: «Sie sind zu langsam, wechseln Sie die Bahn.» Weiss versuchte zu argumentieren, niemand habe sie überholt, doch der Mann bestand vehement auf seiner Forderung. Also tauchte die Schwimmerin unter die Kordel in die Freistilspur. Da musste sie innerhalb von fünf Längen vier Personen überholen: Die anderen waren zu langsam. Genervt von der engen Bahn, wechselte Weiss in den offenen Bereich, wo keine Geschwindigkeit angegeben und auch mehr Platz ist. Nach fünf Minuten kam der Bademeister: «Sie sind zu schnell, gehen Sie in die Tempospur.»


«Ich fühlte mich eingeschränkt und konnte das Schwimmen nicht mehr geniessen», sagt Weiss zum «Tagblatt». Die vielen Leute in den engen Bahnen seien ohnehin schon ein Stressfaktor, aber dann noch ständig zurechtgewiesen zu werden, das verderbe ihr die Freude am Sport.


«Wir möchten angenehmes Schwimmen ermöglichen», sagt Manuela Schläpfer, Sprecherin vom Sportamt. Mit täglich rund 1200 Gästen sei das City das meistbesuchte Hallenbad der Schweiz, da sei der Nutzungsdruck hoch. «Die Tempobahnen entsprechen dem Wunsch vieler Nutzer.» Man habe festgestellt, dass sich so weniger Stau bilde und der Schwimmverkehr flüssiger sei. Allerdings seien die Tempoempfehlungen nicht in der Badeordnung festgehalten, sondern eine Massnahme der einzelnen Bäder. Im Hallenbad Oerlikon sei die Unterteilung auch so, in den anderen Bäder nur zu Spitzenzeiten. Die Einschätzung der eigenen Ge­schwindigkeit sei individuell und liege beim Gast selber. «Der Bademeister muss sich um die Sicherheit und die Hygiene kümmern, er kann nicht Polizist spielen», meint Schläpfer. Da könne es vorkommen, dass sich jemand anders einschätzt als seine Mitschwimmer. Das Personal greife nur ein, wenn sich jemand gestört fühle oder es zu einem Streit komme. Konflikte gebe es selten. «Wir gehen davon aus, dass die Besucher aufeinander Rücksicht nehmen.»
Laut unserer Leserin ist die Realität weit davon entfernt: «Die Schwimmer sind genervt, drängeln oder vertreiben einen. So macht es keinen Spass.»

Zürich schwimmt: Letztes Jahr besuchten 425 595 Gäste das Hallenbad City. Die Besucherzahlen sind in den letzten 15 Jahren um 40 Prozent gestiegen. Der Trend ist ungebrochen: Schwimmen ist die beliebteste Sportart in der Stadt.


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