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Wer im Zentrum wohnt und 100 Prozent arbeitet, bekommt kaum eine Heimkatze. Bild: Keystone

Keine Heimkatzen in die City

Von: Clarissa Rohrbach

16. Dezember 2014

Wer im Stadtzentrum wohnt und dazu noch 100 Prozent arbeitet, hat praktisch keine Chance, eine Katze aus dem Tierheim zu bekommen.

Anna Suter ist heute noch sauer. Sie besuchte das Tierheim Surber, um ein Büsi zu finden. Wo sie wohne, wollte man wissen. Im Kreis 3, antwortete sie. Die Tierpflegerin stutzte kurz und fragte danach, ob sie ar­beits­tätig sei. «100 Prozent? Wir haben keine Katze für Sie.» Ihre Büsis bräuchten viel Gesellschaft; sie solle doch die Streuner aus Spanien nehmen, die seien es gewohnt, alleine zu sein. Katzen zeigte man ihr keine.


Auch Claudia Müller aus dem Kreis 5 biss auf Granit, diesmal im Heim des Zürcher Tierschutzes. Dort sagte man ihr: Es kommen keine Katzen an die Langstrasse. Sie beteuerte, sie wohne in einem Fierz-Haus, wo es Gärten und Einbahnstrassen gebe. «Kreis 5 geht nicht.» Punkt. Also holte sie sich eine Katze im Ausland, der es heute noch blendend geht, obwohl sie jeden Tag ihre Runden auf der Strasse dreht.


Die Tierheime bestätigen die zwei Fälle. «Ja, das ist so. In die Kreise 4 und 5 geben wir keine Freiläufer», sagt Daniela Siegrist, Chefin des Tierheims Surber. Wohnungskatzen wären in Ordnung, allerdings für Vollzeit-Erwerbstätige nur im Doppelpack. «Katzen brauchen Gesellschaft, sonst vereinsamen sie.» Unglückliche Katzen würden zudem unsauber, nässten das Sofa und das Bett, um zu zeigen, dass sie mehr Aufmerksamkeit brauchen. Wenn so etwas vorkomme, dann schiebe man die Katze wieder ab, das sei nicht der Sinn der Sache. «Wenn wir keine passenden Katzen haben, haben wir die einfach nicht. Klar verärgert das die Leute, aber das Wohl des Tieres ist wichtiger.» Wer unbedingt ein Büsi wolle, solle zum Bauern gehen.


Auch der Zürcher Tierschutz nimmt sich die Freiheit, Katzen nicht zu vermitteln, wenn die Wohnsituation der Interessenten nicht passt. «Bei Katzen mit Freilauf eignen sich verkehrsreiche Stadtgebiete weniger», sagt Tierpflegerin Andrea Oehler, «deswegen google ich zuerst immer die Adresse.» Das Problem seien aber auch die Vermieter in Zürich. Entweder sei das Büsi nicht erlaubt, oder man wolle das Haus nicht mit Katzentüren oder Balkonnetzen verunstalten. Beim Zürcher Tierschutz werden sozialverträgliche Wohnungskatzen nicht in Einzelhaltung platziert und nur in mindestens 2-Zimmer-Wohnungen.


«Diese Reaktionen sind gerechtfertigt», sagt Alexandra Amsler vom Kleintierheim Refugium. Wenn etwas passiere, leide der Ruf der Tierheime darunter. In der Schweiz habe man das Privileg, längere Zeit nach einem geeigneten Platz zu suchen. «Wenn die Katze schnell platziert wird, kommt sie meistens auch wieder schnell zurück.» Damit wolle man die Leute nicht schikanieren. Was «ein bisschen Grün» bedeutet, sei Ansichts­sache. Vielleicht gebe es Private, die andere Bedingungen stellten.

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Leserkommentare

werner meier - finde es sehr gut, wie in zürich katzen liebevoll gehalten werden. diese lieben tiere sind kein gegenstand. bravo

Vor 9 Jahren 3 Monaten  · 
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Jolanda Lips - In der Stadt, auch in verkehrsberuhigten Quartieren, ist aufgrund der hohen Anzahl Autos die Gefahr für Katzen, überfahren zu werden, sehr hoch, weshalb ich es sehr gut nachvollziehen kann, wenn dorthin keine Freigänger vermittelt werden.
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Vor 9 Jahren 3 Monaten  · 
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