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«Alles meschugge!» heisst das Motto am diesjährigen Spektakuli. Bild: PD

Meschugge in der Mühle Tiefenbrunnen

Von: Jan Strobel

12. Mai 2015

Das Kabarettfestival Spektakuli im Miller’s Studio widmet sich mit einem Schwerpunkt den jüdischen Wurzeln des Wiener Kabaretts und dem Cabaret Cornichon.

Das Kabarettfestival Spektakuli im Miller’s Studio hat sich während der letzten 22 Jahre zu einer festen Grösse im deutschsprachigen Kleinkunstbetrieb entwickelt. Vom 28. Mai bis zum 6. Juni geht es nun unter anderen mit Urban Priol oder Joachim Rittmeyer in die neueste Runde. Zum ersten Mal in seiner Geschichte wartet das Festival aber anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs auch mit einem Schwerpunktthema auf. Unter dem Motto «Alles meschugge!» beleuchtet das Programm einerseits die jüdischen Wurzeln des Wiener Kabaretts bis zum Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938, andererseits    widmet es sich dem legendären Zürcher Cabaret Cornichon, das in den 30er- und 40er-Jahren von der Bühne des Hotels Hirschen aus Faschismus und Nationalsozialismus in der Schweiz kabarettistisch den Kampf ansagte.

Für Matthias Riesenhuber, Theaterleiter des Miller’s Studios, selbst Wiener und lange Jahre am dortigen Burgtheater tätig, ist es gewissermassen auch eine Reminiszenz an eine verschwundene Kultur, die einst seine Heimat massgeblich prägte. «Das Wiener Bürgertum und mit ihm das Kulturleben waren sehr stark von jüdischen Mitbürgern geprägt», sagt er. Persönlichkeiten des Kabaretts wie Armin Berg, Georg Kreisler oder Hermann Leopoldi verbanden Unterhaltung mit den politischen Entwicklungen und formten damit nicht zuletzt auch das Bewusstsein dafür bei ihrem Publikum. «Genau das ist das Zeitlose am Kabarett», findet Riesenhuber. «Mit der Machtübernahme der Nazis in Österreich setzte schliesslich eine beispiellose kulturelle Verödung ein.» Manchen Künstlern gelang die rechtzeitige Flucht zum Beispiel in die USA, wo sie in Hollywood oder am Broadway weiterwirkten; das Schicksal vieler allerdings endete mit der Deporta­tion und der Ermordung in den Vernichtungslagern.

«Alles meschugge!» widmet sich zum Beispiel im Programm «Lachendes Wien» oder einem Georg-Kreisler-Liederabend diesen Künstlern. Zusätzlich beleuchtet eine eigene Ausstellung im Mühlerama in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Wien den jüdischen Witz und Humor. Musikalisch wartet die Zürcher Band Bendorim mit jiddischen Liedern auf, die Blaue Ente serviert ostjüdische Spezialitäten und Wiener Küche. 

Wer sich auf die Spuren des Cabaret Cornichon begeben will, erhält dazu bei einem Stadtspaziergang mit  der Germanistin und Historikerin Ute Kröger Gelegenheit. Mit dem Programm «Leerer Stuhl im leeren Raum» werfen wiederum Graziella Rossi, Daniel Fueter und Helmut Vogel einen neuen Blick auf die bewegte Geschichte des Cornichon. Die Uraufführung findet am 4. Juni statt.  
www.spektakuli.ch

Wir verlosen 2 x 2 Tickets für die Vorstellung «Das war gut - Tim Fischer singt Georg Kreisler», am 30. Mai, um 20 Uhr, im Miller’s Studio. Mail an:
redaktion@tagblattzuerich.ch
Stichwort: «Meschugge»

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